Tipps fürs Wochenende:Es muss nicht immer der Starnberger See sein

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Levin Weigelt (links) und Lennart Otto kreieren in der "Seeliebe"-Bar in Herrsching ausgefallene Spritz-Cocktails. (Foto: Nila Thiel)

Für Prosecco und Schnaps ans Ufer des Ammersees, ein Picknick am Heiligen Berg oder zum Bärlauch-Sammeln in den Dießener Schacky-Park: Fünf Ausflugs-Tipps für das Fünfseenland abseits der großen Touristenrouten.

Von SZ-Autoren, Starnberg

Was ist denn das? Sommer Anfang April? Um die 25 Grad sind dieses Wochenende fürs Fünfseenland vorhergesagt. An den Seen wird es da sicher richtig voll werden. Aber Vorsicht: Das Wasser hat erst um die zehn Grad. Die Wasserwacht warnt deshalb sogar vor einem "lebensgefährlichen Kälteschock". Füße reinhalten ist also noch okay, mehr aber eher nicht. Und wem selbst das Fußbad zu viel ist, für den gibt es hier fünf Tipps, welche frühsommerlichen Unternehmungen in der Region abseits des Wassers möglich sind.

Auf einen Spritz zur "Seeliebe"

Die Sonne strahlt nicht nur auf Herrsching herab, sondern spiegelt sich direkt im Gesicht von Levin Weigelt. Kein Wunder, hat er sich doch kurz vor seinem 30. Geburtstag am 9. April einen Herzenswunsch erfüllt: Seit Karfreitag führt er eine Bar direkt am Ufer des Ammersees, genauer gesagt in einem vom Hotel "Seehof" abgetrennten Bereich. Und diese Bar ist so etwas wie ein Neuanfang, denn Weigelt ist damit nicht nur in die Gastronomie eingestiegen, sondern kreiert dort auch Drinks und Cocktails aus eigenen Spirituosen.

Genauer gesagt sind es die Schnäpse und Liköre des Schondorfer Geschäfts "Der Schwarzbrenner", das beispielsweise auch auf den Herrschinger Märkten am See seit Jahren vertreten ist. Seit Jahren, weil der "Schwarzbrenner" von Roger Jürgens und Enrico Hünniger gegründet worden ist - nachdem sie zunächst auch mit einer Bar auf dem Münchner Tollwood-Festival Erfolgsgeschichte geschrieben hatten. Nach dem Ausstieg von Hünniger stieg Weigelt in den "Schwarzbrenner" ein, zunächst als Angestellter. Am 1. März 2024 hat er den Laden dann komplett übernommen: "Es war immer mein Traum, mich selbständig zu machen", erzählt der junge Mann, der als gelernter Banker jahrelang im Bereich Baufinanzierung gearbeitet hat. Nun gehört ihm nicht nur das Schondorfer Spirituosengeschäft, sondern er steht auch hinter dem Tresen der "Seeliebe-Bar bei Schwarzbrenner" in Herrsching.

Kredenzt werden dort neben den für den Seehof typischen Hofbräu-Bieren jetzt diverse "Kurze", Prosecco, Weine - und ganz besondere Spritz-Varianten: etwa gemixt mit Marillen-Limes, mit Limoncello, mit Rhabarber oder Weinberg-Pfirsichlikör (jeweils für 7,90 Euro). Die Bar öffnet bei schönem Wetter derzeit freitags gegen 15 Uhr, samstags und sonntags gegen Mittag. In der Saison, sagt Weigelt, wolle er auch durchgängig aufsperren: "Sofern das Wetter passt."

Picknick am "Landeskulturellen Wanderweg"

Bei Andechs wandert es sich immer schön - auch, wenn das Getreide momentan natürlich noch nicht erntereif dasteht. (Foto: Arlet Ulfers)

Das Kloster Andechs und sein Bier sind längst weit über die Grenzen des Fünfseenlands bekannt. Weniger dürfte sich aber herumgesprochen haben, dass der "Heilige Berg", auf dem sich das Kloster samt Wallfahrtskirche, das Bräustüberl und der Klostergasthof befinden, in Wahrheit nichts anderes ist als ein riesiger Schutthaufen. Was in manchen Ohren despektierlich klingen mag, entspricht wissenschaftlichen Tatsachen. Zu erfahren sind diese auf dem 2,7 Kilometer langen "Landeskulturellen Wanderweg auf Erlinger Flur".

Der Weg startet direkt unterhalb des Klosters, genauer gesagt hinter dem dortigen Parkplatz, und führt durch eine lieblich wirkende Landschaft, in der meist eine angenehme Brise weht. Insgesamt gibt es auf diesem Weg 15 Stationen, die spielerisch Wissen rund um die Entstehung der Landschaft in diesem Teil des Landkreises Starnberg vermitteln. Es geht dabei um Landwirtschaft von früher und heute, um Pflanzenwuchs, Wald, Getreidearten, um Boden, Relief und Klima, aber auch um Geschichtliches zu Kloster und Ort.

Auf dem 2,7 Kilometer langen Rundweg kann man auch so einiges lernen. (Foto: Arlet Ulfers)

Auf dem Weg gibt es dazu diverse Sitz- und Liegemöglichkeiten, die nicht nur einen herrlichen Ausblick aufs Kloster und die Alpen bieten, sondern sich zudem vortrefflich für ein Picknick eignen: Also Decken und Kissen mitbringen, Getränke und Essen nach persönlichen Vorlieben einpacken. Aber Achtung: Etwaigen Müll bitte wieder mit nach Hause nehmen und dort entsorgen.

Platz für Bier-Philosophen

Am Nachmittag bietet Wirt Sabri Konxheli auch frischen Steckerlfisch an. (Foto: Georgine Treybal)

Eine Oase oder eine Insel kann er sein, der Biergarten. Ein Zufluchtsort oder auch - im richtigen Moment, im richtigen Licht, in angenehmer Gesellschaft, manchmal auch allein am einfachen Holztisch - ein Stück Paradies auf Erden. Der Bier-Philosoph, Schriftsteller und Regisseur Herbert Achternbusch aus Buchendorf hat dieses Flimmern und Gewurl in seinem Film vom "Andechser Gefühl" eingefangen, den er vor nun schon 50 Jahren gedreht hat.

Die Kraillinger Brauerei kann so ein Fleckchen Erde sein. Mitten im Ort, eigentlich direkt an der Würm gelegen, aber vom Wasser abgetrennt und zum Teil umgeben von alten Badekabinen, die schon lange nicht mehr benutzt werden. Abseits des Trubels ist viel Platz im Schatten großer Kastanien, etwa 1500 Gäste kommen allein im Freien unter. Für manchen Würmtaler ist es bei gutem Wetter das Stammlokal, für Ausflügler mit dem Rad liegt der Biergarten strategisch günstig an der Route an der Würm entlang.

Auf den ersten großen Ansturm in diesem Jahr hat man sich auch personell schon eingerichtet. In der Schänke gibt es Bier vom Fass, auf den Grill kommen Hendl, Schweinswürste und Spareribs, der Brotzeitstand ist geöffnet und am Nachmittag soll es auch Steckerlfisch geben. Wer mag, darf seine Brotzeit selbst mitbringen, so wie sich das traditionsgemäß in einem echten Biergarten gehört. Und für die Kinder gibt es einen großen Spielplatz, der ein wenig abseits liegt.

Bärlauch-Sammeln im Schacky-Park

Immer der Nase nach: Wer im Schacky-Park einen knoblauchartigen Geruch vernimmt, könnte nicht weit entfernt vom Bärlauch sein. (Foto: Nila Thiel)

Der malerische Schacky-Park in Dießen am Ammersee lädt mit seinen verschlungenen Wegen, alten Skulpturen inmitten von grünen Wiesen, kleinen Wäldchen und plätschernden Brunnen zu jeder Jahreszeit zu einem Besuch ein. Doch im Frühjahr, wenn sich die ersten Blütenknospen öffnen, das Gras frisch aus der Erde sprießt und die Eichen kleine, leuchtend grüne Triebe bekommen, lohnt sich ein Abstecher hierher wegen eines kleinen Pflänzchens ganz besonders.

Wenn im April die ersten Hummeln und Schmetterlinge über die Wiesen fliegen und der Himmel hellblau leuchtet, dann bahnt sich auch eine unscheinbare Pflanze, die verdächtig nach Knoblauch duftet, ihren Weg ans Licht: Bärlauch. Im Schacky-Park wächst er oben am Teehaus, auf der baumbewachsenen Wiese unterhalb des Monopteros und bei der Eichenallee auf Höhe des Entenhauses. Seine Saison ist recht kurz. Sie beginnt im April - je nach Witterung zeigen sich die ersten Blüten schon im März - und endet im Mai. Wenn die weißen Blüten im Mai zum Vorschau kommen, verlieren die Blätter ihr Aroma und sind damit für die Weiterverarbeitung etwa zu Bärlauchpesto oder -butter nicht mehr attraktiv.

Bevor man das zarte Pflänzchen erntet, sollte man sich allerdings erst einmal vergewissern, dass es sich auch wirklich um Bärlauch handelt. Denn mit den Maiglöckchen hat der Bärlauch einen giftigen Zwilling. Bei der Unterscheidung hilft es, das grüne Blättchen zwischen den Fingern zu zerreiben. Wenn es dann nach Knoblauch riecht, ist eine Verwechslung unwahrscheinlich. Beim Bärlauch ist die Blattunterseite außerdem mattgrün, bei den Maiglöckchen glänzt sie. Außerdem sollten möglichst von jeder Pflanze nur ein bis zwei Blätter gepflückt werden und die Wurzeln im Boden bleiben. So wird der Fortbestand für das kommende Jahr gesichert. Des Weiteren gilt die sogenannte Handstrauß-Regel. Laut dem Bundesnaturschutzgesetz dürfen wilde Kräuter nur in geringer Menge und nur für den persönlichen Bedarf mitgenommen werden.

Erst einmal gepflückt, abgewaschen und weiterverarbeitet ist der Bärlauch ein einzigartiges Frühlingspflänzchen mit unverwechselbarem Aroma. Ein Besuch im Schacky-Park, der zwischen 8 und 20 Uhr für Besucher geöffnet hat, lohnt sich aktuell also nicht nur wegen der schönen Kulisse.

Zwischen Squash und Tennis

Auf der ehemaligen Tennisanlage Lang in Starnberg wird seit einiger Zeit Padel gespielt. (Foto: Arlet Ulfers)

Zugegeben, Padel lässt sich auch im Winter spielen. Aber am meisten Spaß macht es an Tagen, wie sie das kommende Wochenende verspricht: nicht zu heiß, nicht zu kalt, ideales Padel-Wetter also. Hinzu kommt, dass man für die Mischung aus Squash und Tennis, die seit ein paar Jahren boomt und zunächst vor allem in Spanien und Südamerika praktiziert wurde, kaum Equipment braucht. Schläger und Bälle lassen sich auf den meisten Anlagen mieten, ein Paar Sportschuhe finden sich immer irgendwo. Große Vorkenntnisse braucht es auch nicht unbedingt, ein Auge für den Ball und ein bisschen Erfahrung an einem Schläger schaden jedoch nicht.

Die zahlreichen Anlagen im Fünfseenland sind oft das ganze Jahr über geöffnet, in Starnberg etwa lässt sich dank Fluchtlicht das ganze Jahr spielen. Auch beim Ammersee-Tennis in Herrsching sind die Buchungen bereits freigeschaltet. Interessierte sollten jedoch schnell sein: Gerade zu den beliebten Zeiten sind bereits viele Plätze belegt. Aber das ist ja kein Wunder, wenn die ersten idealen Padel-Tage vor der Tür stehen.

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