Fünf für München:Zurück in die Vergangenheit

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Animationsfilmerin Caroline Hamann mit den Figuren ihres eigenen Films "Criss Cross". (Foto: Stephan Rumpf)

Was Trickfilmerin Caroline Hamann mit John Heartfield verbindet und Kuratorin Elena Pereña über Franz Kafka weiß - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Sabine Buchwald, Martina Scherf und Stefanie Witterauf

Spiel mit Johnny

Seine Premiere hatte der Film "Johnny & me", der das Leben des berühmten Grafikers John Heartfield erzählt, im vergangenen Sommer auf dem Trickfilmfestival in Annecy. Es ist eines der bedeutendsten Festivals für den Animationsfilm weltweit. Caroline Hamann, 41, empfindet es als Auszeichnung, dass der Film von Regisseurin Katrin Rothe dort erstmals gezeigt worden ist. Zwei Jahre hat die Münchner Trickfilmerin und Zeichnerin am Storyboard gearbeitet. Szene für Szene visualisierte sie das Drehbuch, legte die Kameraeinstellungen und Schnitte fest. Hamann war für die Trickfilmsequenzen verantwortlich. Der abendfüllende Film tourt derzeit durch Deutschland und wird auch auf Arte zu sehen sein.

Auf einer großen Leinwand aber sind die Details der liebevoll und sehr aufwendig animierten Pappfigur, die John Heartfield darstellt, ungleich besser zu erkennen. Sie ist etwa 30 Zentimeter groß, aber hat eine ausdrucksstarke Mimik. Heartfield (1891-1968) ist Vorbild vieler mit Collage arbeitenden Kunstschaffenden. Für Bert Brecht war er einer der bedeutendsten europäischen Künstler überhaupt. George Grosz und Kurt Tucholsky zählten zu seinen Freunden. Wegen seines Engagements für kommunistische Ideen und gegen den Krieg musste er vor den Nazis fliehen. 1950 fand er in der DDR ein neues Zuhause, erlebte aber auch dort Repression. Der Film verknüpft seine Lebensgeschichte mit der Situation der Grafikerin Stefanie (gespielt von Stephanie Stremler), die in einer Schaffenskrise steckt. "Johnny & me" läuft am Samstag, 10. Februar, 15 Uhr und am Sonntag, 11. Februar, 17.30 Uhr, im Werkstattkino in der Fraunhoferstraße.

Planlos mit Humor

Jakob Schreier und Chiara Grabmayr. (Foto: Johannes Brugger)

Der Filmemacher Jakob Schreier wurde zusammen mit Chiara Grabmayr für die zweite Staffel der ZDF-Serie "Fett und Fett" mit dem Nachwuchspreis des Blauen Panthers 2023 ausgezeichnet. Sie war, ebenso wie die erste Staffel, schon für den Grimmepreis nominiert. In der Serie geht es mit viel Humor um etwas planlose 30-Jährige in München. Trotz des Erfolgs ist eine dritte Staffel derzeit nicht geplant. Grabmayr, 35, arbeitet als Regisseurin einer Comedyserie, und Schreier, 37, versucht gerade, zwei neue Ideen zu verkaufen: "Crime-Comedy und eine Neuerfindung der Arzt-Serie."

Kafka mit Kuratorin

Helena Pereña, Kuratorin im Museum Villa Stuck. (Foto: Barbara Donaubauer)

Beklemmend, verstörend, überraschend und amüsant - die Kafka-Ausstellung im Museum Villa Stuck wühlt Besucher auf. Und beweist, wie unglaublich aktuell sein Werk ist. Kuratorin Helena Pereña gelang es, anlässlich des 100. Todestages von Franz Kafka (1883-1924) zeitgenössische Kunstwerke zu versammeln, die alle auf Kafkas Gedankenwelt Bezug nehmen. Wohl jeder kennt "Die Verwandlung": In dem Roman wacht Gregor Samsa eines Tages auf und stellt fest, dass er zum Käfer mutiert ist. Seine Familie reagiert erbarmungslos und sperrt ihn ein, so nimmt das Unheil seinen Lauf. Genial beschreibt Kafka auch in anderen Erzählungen wie "Das Schloss" oder "Der Prozess" Klaustrophobie, Scham, das Ausgeliefertsein an dunkle Mächte. "Kafkaesk" wurde zum geflügelten Wort.

Die Ausstellung ist thematisch gruppiert. Da steht ein gruseliger Folterapparat, werfen Körperbilder Identitätsfragen auf, verweist eine Installation auf häusliche Gewalt. Pereña, 42, stammt aus Madrid, hat in München promoviert. Seit 2020 ist sie Kuratorin an der Villa Stuck. Sie hat auch Bezüge zu München entdeckt. So liest man, dass die Presse Kafka nach einer Lesung 1916 in der Brienner Straße zum "Lüstling des Entsetzens" erklärte. Und lauscht mit Befremden dem Film von Franz Wanner, der aufdeckte, dass der Bundesnachrichtendienst neben dem Museum 50 Jahre lang eine geheime Dienststelle unterhielt, unter anderem, um dort Geflüchtete zu befragen. Ein Blick aus dem Fenster, und schon ist man mitten in der Gegenwart. Am Mittwoch, 7. Februar, um 16.30 Uhr führt die Kuratorin durch die Ausstellung, die noch bis 11. Februar läuft.

Erfolg mit Cloud

Prabhakar Mishra und Tobias Lieberum arbeiten an einer Software, die Firmen unterstützen soll, Daten zu sichern und für Nutzerinnen und Nutzer nachvollziehbar in Cloud-Lösungen zu verwalten. Die beiden haben ein Start-up gegründet, mit dem sie ihre Ideen dazu voranbringen wollen. Ihr erklärtes Ziel: europäischer Champion in diesem Bereich zu werden. Aktuell werde der Markt hauptsächlich von den USA dominiert, so die jungen Wissenschaftler.

Prabhakar Mishra hat Informatik in Indien studiert und anschließend für große Banken gearbeitet. Tobias Lieberum hat BWL studiert und nach einem Zwischenhalt als Unternehmensberater an der TUM School of Management promoviert. "Die Analyse-Methoden, die ich für meine Doktorarbeit entwickelt habe, funktionieren auch im Bereich der Datensicherheit sehr gut", erklärt Lieberum in einer Pressemitteilung der TUM. Den beiden ist mit einem internationalen Team gelungen, eine stabile Betaversion ihrer Software zu entwickeln und nun auf den Markt zu bringen.

Frau mit Anliegen

Bürgermeisterin Verena Dietl überreicht Corina Toledo die Medaille "München leuchtet". (Foto: Michael Nagy/Stadt München)

Gleichberechtigung, demokratische Teilhabe, Antirassismus, Antidiskriminierung, Diversität und Ermächtigung von Randgruppen sind Corina Toledo ein großes Anliegen. Für ihr ehrenamtliches Engagement wurde sie nun mit der Medaille "München leuchtet" ausgezeichnet. Toledo wuchs in Chile auf, zum Politikstudium kam sie nach München. Seit 2014 hat sie mit ihrer Initiative "frau-kunst-politik", die 2021 zum Verein wurde, hier in der Kulturszene viel bewegt. Toledo ist zudem Mitbegründerin der Frauenorganisation "OneBillingRising München", die durch Projekte im öffentlichen Raum für Aufmerksamkeit sorgt.

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SZ PlusKünstlerparty
:Abschied von der Villa Stuck

Mit einem üppigen Fest, das an ein gesellschaftliches Großereignis von 1898 erinnert, läutet das Museum nun seinen Umzug ein. Juliane Köhler und Florian Jahr erinnern an Arkadien.

Von Evelyn Vogel

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