Fünf für München:Kaffee, KI und Gesang

Lesezeit: 3 min

Kaffee, fair und sozial produziert, versprechen (von links) Volker Meyer-Lücke, Sebastian Kroth und Daniel Rizzotti. (Foto: care4coffee GmbH)

Der ehemalige Dallmayr-Prokurist Volker Meyer-Lücke gründet eine neue Kaffeefirma, die Schauspielerin und Ärztin Marianne Koch wird für ihr Lebenswerk geehrt - die Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Sabine Buchwald und Martina Scherf

Wenn Volker Meyer-Lücke über Kaffee spricht, dann wird er leidenschaftlich. "Ein unfassbar faszinierendes Produkt", sagt der 55-Jährige. Gut, dass er seine Passion zum Beruf machen konnte. 1987 begann er seine Kaffeekarriere bei einem Bremer Kaffeeröster. Dass Meyer-Lücke (im Foto links) ursprünglich aus dem Norden stammt, ist deutlich zu hören, obwohl er mehr als zwei Jahrzehnte bei Dallmayr als Prokurist in führender Position in München gearbeitet hat. Nun hat er sich selbständig gemacht. Zusammen mit Daniel Rizzoti (rechts), den er in dem Münchner Feinkosthaus kennenlernte, und dem Marketing-Experten Sebastian Kroth (Mitte) hat Meyer-Lücke die Kaffee-Marke Alrighty gegründet. Als einen weiteren Gesellschafter konnten die drei Bayern-Torwart Manuel Neuer gewinnen.

Sozial und fair denken und auch entsprechend handeln, das ist das Credo des Unternehmens, die nach einer selbstausgerufenen "Caretrade-Philosophie" agieren will. Die Kaffeebohnen sollen vornehmlich aus afrikanischen Ländern kommen und weitgehend von kleinen Erzeugern, am besten jung und von Frauen geführt.

Den Underdogs der Kaffeewelt eine Zukunft geben, das sei ihr Anliegen, verkünden die Unternehmensgründer. Der Fokus liegt auf Äthiopien, das Meyer-Lücke nach eigenen Angaben schon 35 Mal besucht hat, sowie Uganda und Tansania. Meyer-Lücke ist Fan der Primatenforscherin und Umweltaktivistin Jane Goodall, die er seit Jahren unterstützt. Von jedem verkauften Kilo Kaffee sollen deshalb 25 Cent an deren Roots & Shoots-Projekte gehen. Das Netzwerk der Firmengründer hilft: Alrighty-Kaffee gibt es schon online, in der Gastronomie und demnächst auch in Supermärkten.

Beratend

Marianne Koch: Schauspielerin, leidenschaftliche Ärztin und Ratgeberin. (Foto: Stefan Schmidbauer/imago)

Marianne Koch hat das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse bekommen. Für ihr Lebenswerk. Die 92-Jährige spielte in mehr als 50 Kinofilmen und einem Dutzend Serien und Filmen fürs Fernsehen mit. Älteren Zuschauern dürfte sie noch aus Robert Lembkes Rateteam von "Was bin ich" vor Augen sein. Zu hören ist die Schauspielerin und Ärztin seit mehr als zwei Jahrzehnten mit Ratschlägen im Bayern 2-Gesundheitsgespräch. Für die Schauspielerei hatte sie Anfang der Fünfzigerjahre ihr Medizinstudium unterbrochen, dann 1971 an der LMU fortgesetzt und 1978 promoviert. Zwölf Jahre lang führte sie eine eigene Praxis in München.

Berührend

"Goethe in Buenos Aires", so lautet der Titel des jüngsten Buches von Henriette Kaiser, in dem die Autorin und Filmemacherin der Geschichte deutsch-jüdischer Einwanderer in Argentinien nachspürt. Sie befragte die letzten Zeitzeugen, die von der Verfolgung durch das Nazi-Regime in Deutschland, von der Flucht und dem Neubeginn in Südamerika erzählten.

Das sind berührende Geschichten mit teils abenteuerlichen Wendungen. So lernte die Tochter eines hohen Nazis in Buenos Aires den Mann ihres Lebens kennen: einen Holocaust-Überlebenden, mit dem sie nach Deutschland zurückkehrte. "Die Heimat konnten sie uns rauben. Unsere Kultur und Sprache aber nicht", so das Fazit der Emigranten. Im Gespräch mit dem Journalisten und Südamerika-Kenner Sebastian Schoepp stellt Kaiser ihr Buch am Donnerstag, 9. März, im Jüdischen Gemeindezentrum am Münchner Jakobsplatz vor. Beginn 19 Uhr. Auch Filmausschnitte der Interviews werden gezeigt. Anmeldung erbeten unter Telefon 089/202400-491 oder per E-Mail an: karten@ikg-m.de.

Forschend

Ali Nikrang, neuer Professor an der Hochschule für Musik und Theater München. (Foto: Robert Bauernhansl)

An der Münchner Hochschule für Musik werden künftig nicht mehr nur Dozenten und Studierende komponieren, singen und musizieren, sondern auch Computer, zumindest in Teamwork. Längst kann Künstliche Intelligenz Beethoven-Sonaten, Puccini-Arien oder Rockballaden komponieren, die kaum vom Original zu unterscheiden sind. Ali Nikrang will die kreativen Dimensionen von KI ausloten. Er übernimmt zum 1. April eine halbe Professur für Künstliche Intelligenz und Musikalische Kreation, finanziert aus der High Tech Agenda der Bayerischen Staatsregierung. Seit Jahren erforscht er die kreativen Möglichkeiten des Zusammenspiels von Mensch und Maschine.

Er arbeitete am Österreichischen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz in Wien, bevor er 2011 zum Ars Electronica Futurelab wechselte. Die Ars Electronica ist ein internationales Festival, das seit 1979 jährlich in Linz stattfindet und Musik und Kunst mit Technik und gesellschaftlichen Fragestellungen verbindet. Nikrang war an mehreren Projekten im Bereich Musik und KI beteiligt, auch am "Mahler Unfinished Project", das 2019 mit dem Bruckner Orchester Linz aufgeführt wurde: Die KI, von ihren Schöpfern "MuseNet" getauft, hatte Bruckners letzte, unvollendete Sinfonie fertig komponiert - "ein ausgesprochen gefühlvolles Musikstück", wie die Kritik fand. MuseNet wurde vorher mit hunderttausenden Musikstücken trainiert.

Ali Nikrang ist in Teheran geboren und kam mit 18 Jahren nach Österreich, wo er sowohl Computer Science an der Johannes-Kepler-Universität in Linz als auch Komposition mit dem Schwerpunkt Neue Medien am Mozarteum in Salzburg studierte und ein Diplom im Konzertfach Klavier erwarb.

Singend

Manfred-Ernst Kienle war 50 Jahre Präsident des "Männerchors ehemaliger Münchner Chorbuben e.V." (Foto: Michael Nagy)

50 Jahre lang war Manfred-Ernst Kienle, 81, Präsident des "Männerchors ehemaliger Münchner Chorbuben". Für dieses außergewöhnliche Ehrenamt hat er jetzt die Medaille "München leuchtet" in Bronze aus den Händen von Bürgermeisterin Katrin Habenschaden überreicht bekommen. "Manfred-Ernst Kienle trägt einen maßgeblichen Anteil daran, dass der Männerchor auch heute noch besteht", sagte Habenschaden. Er sei die gute Seele dieser Gemeinschaft aus jungen und alten Sängern. Als erster Vorstand war Kienle Vermittler zwischen den Mitgliedern, auf Reisen des Chors ins Ausland auch ein Botschafter Münchens. Immer noch regelt er die Finanzen des Chores.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: