TU München in Weihenstephan:Freisinger Forscher im Finale

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Wertvolle Grünstrukturen wie hier am Freisinger Domberg sollen auf jeden Fall erhalten bleiben. (Foto: Johannes Simon)

Weihenstephaner Lehrstuhl gehört zu den drei Anwerbern für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Der Beitrag zeigt, wie Grünflächen auch in den Städten Hitze und Starkregen als Folge des Klimawandels abpuffern können

Von Petra Schnirch, Freising

Die Abstimmung dauert noch bis zum 15. November, dann steht fest, wer in diesem Jahr den Deutschen Nachhaltigkeitspreis erhalten wird. Unter den drei Finalisten ist auch die "Grüne Stadt der Zukunft" - ein interdisziplinäres Forschungsprojekt unter Federführung des Weihenstephaner Lehrstuhls für "Strategie und Management der Landschaftsentwicklung" an der TU München. Das Ergebnis der dreijährigen Untersuchungen: Mehr Natur in den Städten, in den Siedlungen kann dazu beitragen, den Folgen des Klimawandels mit einer Zunahme der Hitzetage oder aber extremer Regenfälle entgegenzuwirken.

Für Lehrstuhlinhaber Stephan Pauleit ist schon die Nominierung eine "wirklich tolle Auszeichnung und Anerkennung". Er habe sich sehr gefreut, auch für sein Team, in das, inklusive Studierenden, mehr als 30 Personen eingebunden waren. Die Koordination übernahm Andrea Skiba. In sechs ganz unterschiedlichen Münchner Quartieren, den sogenannten Reallaboren, darunter ein Gebiet mit sanierungsbedürftigen Wohnhäusern in Moosach, untersuchten sie die Bedeutung des Grüns für das Stadtklima und die damit verbundenen Herausforderungen für die Stadtplanung. Es ging dabei vor allem um Möglichkeiten, grüne Infrastruktur in Stadtteile zu integrieren, die verdichtet werden. An dem Projekt beteiligt waren auch die Landeshauptstadt München, die LMU sowie das Institut für ökologische Wirtschaftsförderung. "Die Zusammenarbeit war wirklich spitze", bilanziert Pauleit.

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Mikroklima-Simulationen zeigen, wie wichtig vor allem alte Bäume gegen Hitzestress sind

Mit Mikroklima-Simulationen zeigte Doktorandin Sabrina Erlwein laut Pauleit detailliert auf, wie wichtig vor allem alte Bäume sind, dass sich der Hitzestress erhöht, wenn durch Tiefgaragen Bäume verschwinden und wie sich solche negativen Auswirkungen durch eine gute Planung verringern lassen. Die Forscherinnen und Forscher wiesen nach, dass Dach- und Fassadenbegrünungen und Wasserflächen zur Kühlung beitragen und Niederschlagsspitzen abgepuffert werden können. Am Computer bauten sie ganze Siedlungen nach, um dies berechnen zu können.

Die Erkenntnisse sollen nun nicht in irgend welchen Ablagen verschwinden, erklärt Pauleit, sondern in einem zweiten Schritt in die Arbeit der Münchner Stadtverwaltung integriert werden. Im Dezember beginne die Umsetzungsphase. Auch Fortbildungsangebote sollen konzipiert werden, so dass die Ideen weitere Verbreitung in der Praxis finden. Darüber hinaus vermittle sein Team Praktikern die Ergebnisse in Vorträgen.

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Auch Freising sollte jede Chance nutzen, um in der Stadt den Grünanteil zu erhöhen

Erste Früchte zeigt die Zusammenarbeit mit der Münchner Stadtverwaltung bereits. Bei einem städtebaulichen Wettbewerb in einem der Untersuchungsgebiete, der vor Kurzem abgeschlossen wurde, durften die Forscher an der Begutachtung der Wettbewerbsbeiträge mitwirken, wie der Weihenstephaner Landschaftsplaner schildert. Erkenntnisse aus dem Projekt seien auch in die Wettbewerbsausschreibung eingeflossen.

Ansatzpunkte sieht Pauleit auch in Freising. "Ich würde mir wünschen, dass Freising alle Anstrengungen unternimmt, um wertvolle Grünstrukturen, wie etwa die grünen Hänge zu bewahren und weiterzuentwickeln", sagt er. Diesen komme auch, zum Beispiel als Kaltluftleitbahnen für die Kühlung der Stadt, eine "enorm große Rolle" zu. Außerdem seien sie wichtige Freiräume für die Erholung. Nicht jede dieser Flächen sei "so gut zugänglich, wie es wünschenswert wäre". Es geht laut Pauleit aber auch um die Sicherung kleiner Grünflächen, besonders in der dicht bebauten Freisinger Innenstadt. Dort sollte jede Chance genutzt werden, um den Grünanteil zu erhöhen, etwa im Straßenraum bei gleichzeitiger Verkehrsberuhigung.

Die Wissenschaftssendung Nano von ZDF/3sat hat die nominierten Projekte vorgestellt. Die Beiträge ansehen und abstimmen können Interessierte unter www.nachhaltigkeitspreis.de/wettbewerbe/forschung/finalisten-forschung-2021/.

© SZ vom 09.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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