Er war der Lieblingsregisseur von Romy Schneider, mit ihm drehte sie in den Siebzigerjahren fünf Filme - die zu ihren schönsten und gelungensten zählen sollten. Im Februar wäre der französische Drehbuchautor und Regisseur Claude Sautet 100 Jahre alt geworden, das Theatiner Kino ehrt ihn in den kommenden Wochen mit einer kleinen Retrospektive.
"Einige Tage mit Claude Sautet", so der Titel der Reihe, beginnt mit seinem wohl bekanntesten Film: "Les choses de la vie" ("Die Dinge des Lebens") lief im Jahr 1970 beim Festival in Cannes und kam einige Monate später auch hierzulande in die Kinos, erzählt wird die Geschichte eines Architekten (Michel Piccoli) und seiner Geliebten (Romy Schneider). Zwischen den beiden kriselt es; er weiß nicht so recht, ob er die Beziehung beenden und zu seiner Frau zurückkehren soll. Ein Autounfall nimmt ihm diese Entscheidung ab, im Krankenhausbett spielen sich vor seinem inneren Auge die titelgebenden Dinge des Lebens ab - die Liebe, das Leiden, die Schönheit, der Schmerz und Verlust.
Claude Sautets Kunst bestand darin, seine Geschichten ganz beiläufig zu erzählen, zurückhaltend und unendlich melancholisch. Er selbst war wohl ebenfalls ein zurückhaltender Mensch, was er für seine Arbeit aber als Vorteil sah: "Wenn man schüchtern ist, sieht man die Gesichter der anderen besser", sagte er einmal in einer TV-Doku. In seinen Filmen erzählte er von erwachsenen Menschen und ihren Sehnsüchten, von Rückschlägen, Krisen und unerfüllten Erwartungen. Dafür engagierte er Schauspielstars wie Lino Ventura, Yves Montand, Jean-Hugues Anglade oder eben auch Romy Schneider - und ließ sie glänzen.
In dem vor einigen Jahren auf Deutsch erschienenen Gesprächsbuch "Claude Sautet: Regisseur der Zwischentöne" sprach er unter anderem über die Charaktere aus seinem Film "Vincent, François, Paul et les autres" (1974), in dem es um eine Freundesclique in der Midlife-Crisis geht: "Sie fanden sich mit Bitterkeit damit ab, ihre jugendlichen Träume verloren oder verraten zu haben. Das war ein bisschen erbärmlich, aber es war die Realität der Siebzigerjahre." Der Film war ein großer Publikumserfolg, die Hauptrollen spielten Yves Montand, Michel Piccoli, Serge Reggiani und Gérard Depardieu.
Was läuft in der Literatur?:Wenn Männer Mist bauen
... dann muss das nicht das Ende der Welt bedeuten, der spanische Schriftsteller Isaac Rosa hätte da jedenfalls ein paar Vorschläge. Auch so manche Lesung von italienischen und französischen Autorinnen und Autoren Ende April und Anfang Mai in München ist vielversprechend.
Das Theatiner zeigt die beiden genannten Titel ebenso wie die in den Achtziger- und Neunzigerjahren entstandenen Filme "Un mauvais fils" ("Der ungeratene Sohn"), "Quelques jours avec moi" ("Einige Tage mit mir") mit Daniel Auteuil und Sandrine Bonnaire, oder "Un cœur en hiver" ("Ein Herz im Winter"), ebenfalls mit Auteuil. Auch der letzte Film des Regisseurs steht auf dem Spielplan: Im Jahr 1995 erschien sein Beziehungsdrama "Nelly & Monsieur Arnaud" mit Emmanuelle Béart und Michel Serrault in den Titelrollen, darin verliebt sich eine junge Frau trotz großen Altersunterschieds in einen ehemaligen Richter. Claude Sautet gewann dafür den César für die beste Regie, fünf Jahre später, im Sommer 2020, starb er 76-jährig in Paris.
Einige Tage mit Claude Sautet, bis Samstag, 18. Mai, Theatiner Filmkunst , Theatinerstraße 32