SZ-Pflegekolumne: Auf Station, Folge 124:Nur ein kurzes Flackern

Lesezeit: 2 min

Damit bei einem Stromausfall im Krankenhaus niemand bei Kerzenlicht arbeiten muss, gibt es Notfallgeneratoren. (Foto: Michael Bihlmayer/Imago)

Wenn einmal der Strom ausfällt, bekommen Pola Gülberg und ihre Kollegen auf der Intensivstation davon oft gar nichts mit, denn das Krankenhaus ist vorbereitet auf solche Situationen.

Protokoll: Johanna Feckl, Ebersberg

Es war im Nachtdienst, ich war gerade im Zimmer einer meiner Patienten, als ich plötzlich ein kurzes Flackern des Lichts bemerkt habe. Ganz leise habe ich ein Fiepen gehört, nur kurz, vielleicht zwei, drei Sekunden lang. Dann gab es ein "klack-klack"-Geräusch - und alles war wieder wie zuvor. Ich bin aus dem Zimmer hinaus auf den Flur getreten, da war eine meiner Kolleginnen. "War das gerade ein Stromausfall?", fragte ich sie.

Dass der Strom ausfällt, passiert nicht oft. Krankenhäuser sind darauf natürlich vorbereitet. Nicht auszudenken, wenn mitten während einer Operation auf einmal die lebenserhaltenden technischen Geräte mitsamt Licht ausfallen würden. Auch bei uns auf der Intensivstation wäre ein solches Szenario katastrophal. Eine Beatmungsmaschine braucht nun einmal Strom, ebenso all unsere Monitore, mit deren Hilfe wir die Vitalfunktionen unserer Patienten überwachen, um im Fall der Fälle sofort reagieren zu können.

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Deshalb gibt es Sicherheitsgeneratoren. Die springen automatisch an, wenn die reguläre Stromzufuhr unterbrochen wird. Damit alles reibungslos funktioniert, werden sie regelmäßig vom technischen Dienst gewartet. Dazu wird unter anderem ein Stromausfall simuliert. Und wenn es einen tatsächlichen gab, bittet der technische Dienst danach jedes Mal um Mitteilung, ob uns irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen war.

Wenn alles so läuft, wie es laufen soll, dann bekommen wir von einem Stromausfall oft gar nichts mit. Zumindest tagsüber - das typische kurze Flackern des Lichts als Hinweis darauf, dass die Generatoren nun am Werk sind, ist da kaum zu bemerken. Doch im Nachtdienst reicht ein Blick aus dem Fenster.

In jener Nacht war halb Ebersberg dunkel. Keine Straßenlaterne, keine Lichter in den Häusern - nichts war zu sehen. Es war ein großer Stromausfall. Wir im Krankenhaus waren die Einzigen, bei denen es weiterhin hell war.

Intensivfachpflegerin Pola Gülberg von der Ebersberger Kreisklinik. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Trotz aller Vorkehrungen bedeutet ein Stromausfall jedes Mal eine besondere Situation. Mir ist klar, dass wir bestmöglich darauf vorbereitet sind, deshalb habe ich keine Angst oder werde nervös, wenn es dazu kommt. Aber ich bin mir auch bewusst: Fehler können passieren. Deshalb kontrollieren wir vorsichtshalber und in meinem Kopf ploppt eine kleine Checkliste auf, die ich dann abarbeite.

Also gehen wir von Zimmer zu Zimmer und überprüfen alle Gerätschaften, vor allem die lebenserhaltenden Beatmungsmaschinen. Das Gute an diesen und vielen weiteren Geräten wie zum Beispiel den Perfusoren ist, dass sie zusätzlich über einen Akku verfügen. Eigentlich gibt es den, damit der Patient trotz der Maschine das Zimmer wechseln kann, sollte das mal notwendig sein. Aber die Akkus sind auch eine Rückversicherung für Ausnahmesituationen. Sie übernehmen, sollte es tatsächlich einmal dazu kommen, dass bei einem Stromausfall mit den Generatoren etwas nicht stimmt.

Unser Check bei den Patienten ergab nichts Auffälliges, alles funktionierte einwandfrei. Und ein bisschen später leuchteten auch wieder die Straßenlaternen.

Pola Gülberg ist Intensivfachpflegerin. In dieser Kolumne erzählt die 39-Jährige jede Woche von ihrer Arbeit an der Kreisklinik in Ebersberg. Die gesammelten Texte sind unter sueddeutsche.de/thema/Auf Station zu finden.

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