SZ-Pflegekolumne: Auf Station, Folge 143:Fünf Nächte wach

Lesezeit: 2 min

An der Kreisklinik Ebersberg gibt es seit April 2020 das Medizinische Versorgungszentrum. Dieses schreibt bislang rote Zahlen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Dieses Mal arbeitet Pola Gülberg mehr Nachtdienste hintereinander als gewöhnlich. Sie selbst hat das jedoch gar nicht als so schlimm empfunden - wären ihr da nicht die Schulferien ihres Sohnes in die Quere gekommen.

Protokoll: Johanna Feckl, Ebersberg

Als mein Sohn auf einmal in der Tür stand, blinzelte ich ihm völlig verschlafen entgegen. "Was machst du denn schon hier?", fragte ich. Welcher Tag war doch gleich? Und wie spät war es? Es dauerte ein paar Augenblicke, ehe mir klar war: Es war Freitag, da hat mein Sohn früher Schulschluss. Dass er also jetzt, um 14 Uhr, nach Hause kam und einen Kohldampf mitgebracht hatte, war eigentlich nichts Ungewöhnliches. Ungewöhnlich war stattdessen, dass ich mich mitten in einer Nachtdienst-Episode befand, die länger war als normalerweise: fünf Nächte hintereinander.

In der Regel mache ich zwei Nachtdienst-Blöcke im Monat, jeweils drei oder vier Nächte lang. In letzter Zeit ging eine Etappe immer mit einer Freitagnacht los, die andere dann zu Beginn einer Woche. Dieses Mal startete ich jedoch mit einer Mittwochnacht - alles war also anders, als ich es gewohnt war. Da kann man schon mal durcheinander kommen mit der Zeit.

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Bei uns gibt es keine Pflicht zum Nachtdienst - zumindest nicht, solange wir auch so alle nächtlichen Schichten besetzen können. Eine Wechselschichtzulage gibt es allerdings nur dann, wenn in allen drei Schichten gearbeitet wird: Früh-, Spät- und Nachtschicht. Aber Menschen sind verschieden, stecken in unterschiedlichen Lebenslagen und haben nicht ihr Leben lang die gleichen Bedürfnisse.

Deshalb empfinde ich es als gut, dass es für ein paar meiner älteren Kolleginnen möglich ist, nicht mehr nachts zu arbeiten - sie kommen einfach mit der Umstellung des Schlafrhythmus nicht mehr zurecht. Von der Tendenz her würde ich sagen, dass es mit dem Alter schwieriger für alle wird, im Schichtdienst zu arbeiten. Aber es muss nicht so sein. Ich habe zum Beispiel eine Kollegin, die ausschließlich Nachtdienste übernimmt - sie hat damit angefangen, als sie Kinder bekam, die sie tagsüber dann betreuen konnte. Ich wiederum brauche während meiner Nachtdienste jemanden, der bei meinem Sohn ist. Für gewöhnlich klappt das ohne Probleme. Würde ich jedoch mehr Nächte arbeiten müssen, sähe das anders aus.

Intensivfachpflegerin Pola Gülberg von der Ebersberger Kreisklinik. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mir selbst macht es nichts aus, nachts zu arbeiten - in den nächtlichen Rhythmus hineinzukommen, fällt mir nicht schwer: Vor dem ersten Nachtdienst lege ich mich nochmal hin, damit ich fit bin. Und am nächsten Morgen bin ich dann müde - wie wohl jeder nach einem Arbeitstag -, sodass ich gut einschlafen kann.

Die fünf Nächte an sich haben mich deshalb eigentlich gar nicht geschlaucht - ich war ja eh schon im Nachtmodus. Nur am Ende habe ich einen Fehler gemacht: Mein letzter Dienst war Montagmorgen zu Ende - der erste Faschingsferientag, mein Sohn war bei einem seiner Kumpels. Also bin ich ausnahmsweise erst um 16 Uhr aufgestanden. Warum auch nicht, dachte ich mir, ich war halt müde. Doch das lange Ausschlafen hat dazu geführt, dass ich nachts um drei Uhr schon wieder wach war. Hellwach! Auch drei Tage später war ich noch nicht im normalen Tagesablauf angekommen. Und das alles nur wegen der Ferien!

Pola Gülberg ist Intensivfachpflegerin. In dieser Kolumne erzählt die 39-Jährige jede Woche von ihrer Arbeit an der Kreisklinik in Ebersberg. Die gesammelten Texte sind unter sueddeutsche.de/thema/Auf Station zu finden.

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