Verkehr im Landkreis:Hört uns wer?

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Zu laut? Noch bis Ende September läuft eine Befragung zum Verkehrslärm. (Foto: Christian Endt)

Noch bis Ende September läuft die Bürgerbeteiligung zur Lärmaktionsplanung. Wem der Verkehr auf Hauptstraßen im eigenen Wohnort zu laut ist, kann sich dazu äußern. Bei der bislang letzten Erhebung waren zwölf Kommunen im Landkreis Ebersberg besonders lärmgeplagt.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Beschwerden über Verkehrslärm sind im Landkreis Ebersberg keine Seltenheit - noch bis Ende September kann man nun ganz offiziell bei den zuständigen Behörden zum Lärmproblem im eigenen Wohnort Stellung nehmen. Denn derzeit läuft die Öffentlichkeitsbeteiligung zum bayernweiten Lärmaktionsplan. Das Ziel, so die mit der Erhebung beauftragte Regierung von Oberfranken, sei es, "vorhandene Lärmprobleme zu analysieren und gegebenenfalls zu beheben sowie ruhige Gebiete vor einer Zunahme des Lärms zu schützen". Bayernweit seien mehr als 1300 Gemeinden betroffen - im Landkreis, ausweislich der bislang aktuellsten Lärmaktionsplanung, sind es zwölf plus drei Bereiche im Ebersberger Forst.

Denn untersucht werden sollen die Lärmbelastungen, welche "von Hauptverkehrsstraßen außerhalb von Ballungsräumen und Bundesautobahnen in Ballungsräumen" ausgehen. Diese etwas umständliche Formulierung bedeutet für den Landkreis Ebersberg konkret: Nicht die Autobahnen, aber die Bundes- und Staatsstraßen, also beispielsweise die B304 genau wie etwa die beiden Straßen durch den Forst. In der zuletzt 2020 veröffentlichten Version der Lärmaktionsplanung sind die beiden Städte Ebersberg und Grafing näher untersucht worden, genau wie die Gemeinden Anzing, Forstinning, Hohenlinden, Kirchseeon, Markt Schwaben, Pliening, Poing, Vaterstetten, Steinhöring und Zorneding. Außerdem die Forstbereiche entlang der Staatsstraßen 2080 und 2086.

Besonders laut ist der Verkehr in Kirchseeon, Ebersberg und Markt Schwaben

Untersucht wurde dabei etwa, wie viele Anwohner welchen Lärmbelastungen ausgesetzt sind, beginnend mit einem Pegel untertags zwischen 55 und 60 Dezibel, letzteres entspricht ungefähr der Lautstärke eines Rasenmähers im Nachbargarten. Gemessen an der Einwohnerzahl - etwas weniger als 11 000 Menschen wohnen in der Marktgemeinde - sind in Kirchseeon mit 494 besonders viele Personen davon betroffen. In absoluten Zahlen sind es in der größten Landkreisgemeinde Vaterstetten mit 1007 die meisten, wo aber insgesamt gut eineinhalb so viele Einwohner leben wie in Kirchseeon.

Einigermaßen laut geht es auch in Ebersberg zu, hier leben 205 von knapp 12 000 Einwohnern mit tagsüber einem ständigen Rasenmäher-Pegel, in Markt Schwaben sind es sogar 302 bei insgesamt rund 13 800. In Pliening, das etwa 5800 Einwohner zählt, sind es 190, in Hohenlinden und Poing mit 3300 und 16 000 Einwohnern jeweils 171, in Forstinning und in Steinhöring sind von jeweils knapp 4000 Einwohnern 136 beziehungsweise 125 betroffen.

Etwas ruhiger geht es offenbar in Grafing und Anzing zu, wo 88 beziehungsweise 77 Personen betroffen sind, bei rund 14 000 Bewohnern in der Bärenstadt und rund 4400 in der Gemeinde am Nordrand des Forstes. Gerade einmal zwölf von rund 9200 Zornedingern sind laut der Studie von Verkehrslärm lauter als 55 Dezibel betroffen.

Die Gemeinde Kirchseeon ist am meisten vom Verkehrslärm betroffen und zwar sowohl untertags wie auch in der Nacht. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bei Lärmpegeln über 60 Dezibel - das entspricht einem lauten Gespräch und der Grenze, ab der Fachleute von einer Gesundheitsgefahr ausgehen - sind ebenfalls ganz besonders die Kirchseeoner betroffen: Für 370 Einwohner liegen die Werte im Bereich bis 65 Dezibel, für 262 bis 70 Dezibel - das ist Staubsaugerlautstärke - und 57 Leute in der Marktgemeinde hatten tagsüber sogar einen Pegel bis zu 75 Dezibel auszuhalten, was in etwa einem voll aufgedrehten Radio entspricht. Was bedeutet, dass in der Marktgemeinde fast elf Prozent der Einwohner einem Verkehrslärm jenseits von 55 Dezibel ausgesetzt sind. Auch in der Kreisstadt sind zahlreiche Personen von höheren Lärmpegeln betroffen: 147 bis 65 Dezibel, sogar 149 bis 70 und immerhin noch 33 bis 75 Dezibel. Insgesamt leben gut fünf Prozent der Ebersberger mit Pegeln über 55 Dezibel.

In Markt Schwaben ist es ausweislich der Untersuchung ebenfalls ziemlich laut, hier leben 224 Personen mit täglichen Lärmpegeln bis zu 65 Dezibel, 138 mit bis zu 70 und 18 bis 75. Ähnlich im kleineren Pliening, wo 134 Personen mit bis zu 65 Dezibel belastet sind, und 83 mit bis zu 70. Das ergibt 5,5 beziehungsweise sieben Prozent, die tagsüber einem Pegel von mehr als 55 Dezibel ausgesetzt sind

In Vaterstetten und Poing scheint sich der lautere Lärm dagegen in Grenzen zu halten: 252 Personen sind zwar noch von Pegeln bis 65 Dezibel betroffen, indes nur noch acht beziehungsweise drei für die darüber. In Poing leben ausweislich der Lärmaktionsplanung sogar nur vier Personen mit Werten über 60 Dezibel und zwei mit mehr als 65.

Auch in einigen Schulen im Landkreis ist der Verkehrslärm deutlich zu hören

Auch beim nächtlichen Lärm sind die Kirchseeoner besonders betroffen, für 388 von ihnen beträgt der Geräuschpegel dann immerhin noch 55 Dezibel, das entspricht etwa den Hintergrundgeräuschen in einem Großraumbüro. 338 Personen haben auch nachts einen Wert von bis zu 60 und 88 von bis zu 65 Dezibel. Mit etwas Abstand beim nächtlichen Lärm folgen demnach Markt Schwaben, wo 239 Personen noch bis zu 55 Dezibel ausgesetzt sind, 167 bis zu 60 und 44 bis zu 65 und die Kreisstadt. Für 167 Personen beträgt der nächtlich Lärm hier bis zu 55 Dezibel, für 153 sind es bis zu 60 und für immerhin noch 61 bis zu 65.

Untersucht wurde auch, wie laut der Verkehrslärm in den Schulen der einzelnen Kommunen zu hören ist. Die lautesten gibt es demnach in Markt Schwaben und Steinhöring, hier ist jeweils eine Schule von Werten bis zu 65 Dezibel betroffen. In Steinhöring liegen außerdem drei weitere Schulgebäude in einem Bereich, wo es tagsüber bis zu 60 Dezibel laut ist. In der Kreisstadt und in Kirchseeon ist davon jeweils eine Schule betroffen.

Wer sich an der neuen Lärmaktionsplanung beteiligen will, hat dazu noch bis 30. September die Gelegenheit, teilnehmen kann man unter www.umgebungslaerm.bayern.de. Dort kann man auch die aktuelle Lärmaktionsplanung einsehen.

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