Schon lange bevor die Pandemie Eingang in den allgemeinen Wortschatz fand, leisteten Menschen in bestimmten Branchen Großartiges. Rund um die Uhr sind sie zur Stelle, wenn jemand einen Unfall oder einen Herzinfarkt hat, stehen stundenlang im OP, kümmern sich hingebungsvoll um Kranke und Sterbende, betreuen und aktivieren alte und behinderte Menschen.
Als man sie plötzlich "Helden des Alltags" nannte, wurden sie erst beklatscht, dann erhielten manche, doch längst nicht alle, Boni. Finanzielle Zuwendungen, die im Übrigen bei der einen oder dem anderen durch eine Änderung in der Progression im Endeffekt im Wesentlichen doch zu einer höheren Besteuerung führten.
Und nun? Hat sich die allgemeine Wertschätzung geändert, wurde die Entlohnung gerechter, verteilt sich die Arbeitslast durch größeren Zulauf auf mehr Schultern? Dreimal nein. Dafür kommt eine berufsbezogene Impfpflicht, die von vielen Betroffenen als ungerecht empfunden wird. Dabei geht es nicht um eine Impfverweigerung, sind doch beispielsweise sehr viele Pflegekräfte sogar schon geboostert. Allerdings aus freien Stücken. Selbst gegen eine Verpflichtung hätten die allermeisten nichts einzuwenden - so sie denn für alle gelten würde und eben nicht nur für ihre Berufsgruppe.
Abgesehen davon: Beispielsweise in Kliniken, Alters- und Behinderteneinrichtungen sind ja nicht nur Fachkräfte beschäftigt, sondern auch das unverzichtbare Küchen- und Reinigungspersonal. Dieses aber kann seine Tätigkeit nach einer möglichen impfpflichtbedingten Kündigung problemlos auch im Supermarkt, Einrichtungshaus oder der Betriebskantine eines DAX-Unternehmens ausüben, was wiederum die Lage in Krankenhäusern und Heimen zusätzlich verschärfen würde. Selbst ohne massive Abwanderung oder Branchenwechsel seitens ungeimpfter Pflege- und Gesundheitsfachkräfte.
Wenn aber der Piks, wie sich alle Experten einig sind, das Mittel der Wahl ist, um die aktuellen Einschränkungen in sämtlichen Lebensbereichen zu beenden, warum wird dann nicht eine Impfpflicht für alle eingeführt? Besondere Erwähnung dürften die Menschen in Pflege- und Gesundheitsberufen sehr gern trotzdem finden - aber für das, was sie jeden Tag leisten. Nicht für das, wozu man sie aufgrund ihres Berufes zwingt.