SZ-Pflegekolumne: Auf Station, Folge 31:"Pflege funktioniert nur im Team"

Lesezeit: 2 min

Die Hygienebeauftragte weiß am besten, was bei der Endreinigung nach der Entlassung eines Patienten in den unterschiedlichen Fällen zu beachten ist. (Foto: Robert Haas)

Ernährung, Hygiene, Wunden: Auf Intensivstationen gibt es Expertinnen für die verschiedensten Bereiche. Julia Rettenberger erklärt, wie das die Arbeit erleichtert.

Protokoll: Johanna Feckl, Ebersberg

Unser Beruf hat viele Namen. So haben ältere Kolleginnen von mir offiziell den Beruf der "Krankenschwester" gelernt. Bei mir war es die "Gesundheits- und Krankenpflegekraft" und mittlerweile wird man zur "Pflegefachfrau" oder zum "Pflegefachmann" ausgebildet.

Obwohl sich Lehrinhalte freilich immer mal wieder angepasst haben und es mit der "Pflegefachfrau" seit Januar 2020 auch eine generalistische Ausbildung der früheren Bereiche Gesundheits- und Krankenpflege, Altenpflege sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpflege gibt, bleibt eine Gemeinsamkeit: Es ist die gleiche Grundausbildung - und die beinhaltet: Wir nehmen Handlungen vor, um damit idealerweise zur Genesung oder zumindest zu einem besseren Wohlbefinden pflegebedürftiger Personen beizutragen. Trotzdem: Wir sind unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Leidenschaften. Und das macht sich auch bei unserer Arbeit bemerkbar.

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Das bedeutet nicht, dass die eine Kollegin überhaupt keine Infusionen legen kann und die andere nicht in der Lage ist, einen Verbandswechsel vorzunehmen. Basics wie diese beherrschen wir alle. Wenn man dann noch wie ich die Weiterbildung zur Fachkraft für Intensivpflege und Anästhesie absolviert hat, kommen noch ein paar Basics hinzu, wie zum Beispiel das Bedienen eines Beatmungsgeräts.

Die Beauftragten sind absolute Expertinnen und Experten in ihrem jeweiligen Gebiet

Die individuellen Interessen von uns spiegeln sich darin wider, dass es auf unserer Station verschiedene Beauftragte gibt: Wundbeauftragte, Hygienebeauftragte, Fixierungsbeauftragte, Ernährungsbeauftragte - ich könnte noch weitaus mehr aufzählen. Die Beauftragten sind absolute Expertinnen und Experten in ihrem jeweiligen Gebiet. Und dieses Wissen teilen sie mit uns allen.

Julia Rettenberger arbeitet als Intensivfachpflegekraft in der Ebersberger Kreisklinik. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ein Beispiel: Ein Patient muss von uns isoliert versorgt werden, weil sein Körper von einem Keim befallen ist - Isolationen hatten und haben wir auch unabhängig von Corona regelmäßig auf der Intensiv, wenngleich nicht in der extremen Häufung wie dieser Tage. Keimbefall ist ein häufiger Grund für eine Isolation.

Wir Pflegekräfte wissen viel. Aber auch wir können nicht alles wissen

Wenn der Patient entlassen wird, dann frage ich unsere Hygienebeauftragte, was ich in diesem Fall bei der Endreinigung des Pflegewagens sowie der Ampeln links und rechts neben dem Patientenbett beachten muss - für den Rest des Zimmers sind unsere Reinigungskräfte zuständig. Es gibt nämlich unterschiedliche Krankheitserreger, zum Beispiel den MRSA-Keim, die unterschiedlich lange auf Oberflächen überleben. Da kommen auch schon mal spezielle Putzmittel zum Einsatz und das Zimmer darf für eine gewisse Zeit nicht mit einem neuen Patienten belegt werden. Unsere Hygienebeauftragte kennt sich hier am besten aus.

Wir Pflegekräfte wissen viel. Aber auch wir können nicht alles wissen - dafür gibt es zu viele verschiedene Krankheiten, die Fälle sind zu individuell. Deshalb ist eine Struktur mit Fachbeauftragten, die ihr Expertinnenwissen an die übrigen Kolleginnen weitergeben, so wichtig. Letztlich ist es der Patient, der davon profitiert. Pflege funktioniert nur im Team.

Julia Rettenberger ist Intensivfachpflegerin. In dieser Kolumne erzählt die 28-Jährige jede Woche von ihrer Arbeit an der Kreisklinik in Ebersberg. Die gesammelten Texte finden Sie unter sueddeutsche.de/thema/Auf_Station .

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