Coronavirus:Inzidenz in München steigt auf mehr als 1000

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Die positiven Tests in München werden weniger - aber womöglich auch, weil sich immer weniger Menschen überhaupt testen. (Foto: Wolfgang Maria Weber/IMAGO)

Nach dem Oktoberfest sind die Werte auch in umliegenden Landkreisen sehr hoch. In den Kliniken sind viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erkrankt. Der Rettungsdienst muss bis zu eineinhalb Stunden fahren, um Patienten unterzubringen.

Von Nicole Graner

Die Corona-Herbstwelle sorgt in München inzwischen für eine vierstellige Inzidenz. Am Freitagmorgen meldete das Robert-Koch-Institut einen Wert von 1057,3 für die Stadt, in der die Zahlen bereits in der zweiten Oktoberfestwoche sehr stark angestiegen waren. Vor der Wiesn lag die Inzidenz noch bei knapp 200. 5616 neue Corona-Fälle wurden dem RKI übermittelt. Das stellt einen der höchsten Werte seit Beginn der Pandemie dar. Nur im vergangenen Februar, als die Inzidenz die 2000er-Marke überschritt, lagen die Zahlen an drei Tagen höher. Die meisten Infektionen - nämlich 7478 - meldete die Stadt am 3. Februar.

Die Folge des neuerlichen Anstiegs: Immer mehr an Corona erkrankte Patientinnen und Patienten kommen auch ins Krankenhaus. 552 Betten sind jetzt mit bestätigten Covid-19-Fällen belegt. Davon liegen 37 Menschen in Intensivbetten und 13 in der Intensivüberwachungspflege. Das sind 176 Corona-Betten mehr als am Freitag vor einer Woche. Auch wenn die meisten Patienten nicht wegen Corona, sondern anderer Erkrankungen kämen, brächten sie die Infektion mit, heißt es in den Krankenhäusern. Menschen mit einem gebrochenen Bein, die sich angesteckt hätten, müssten dennoch isoliert behandelt werden.

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Das Lage in den Kliniken, insbesondere in den Notaufnahmen, spitzt sich weiter zu. Immer mehr Patienten müssen abgewiesen werden. Der Pflegenotstand, sehr viele auch an Corona erkrankte Mitarbeiter und immer weniger zur Verfügung stehende Betten geben Anlass zur Sorge. Der Leiter der Stabsstelle Strategische Unternehmenssteuerung des LMU-Klinikums, Bernhard Heindl, bestätigt, dass sich "Hunderte Mitarbeiter" krank gemeldet hätten. Und er spricht von einem "Krisenmodus", in dem die Krankenhäuser Münchens nun wieder arbeiten müssten. Vom Klinikum rechts der Isar heißt es, man beobachte eine spürbare Zunahme von Patienten mit Corona, "allerdings keinen Anstieg relevanter Covid-19-bedingter Lungenentzündungen" oder anderer schwerer Verläufe.

Bei Weitem nicht mehr alle Fälle fließen in die Statistik ein

Die städtische München Klinik sieht das Gesundheitssystem aufgrund erkrankter Mitarbeiter unter Druck. "Die Intensiv- und Notfallversorgung ist noch weitgehend sichergestellt, aber das geht stark auf Kosten der Mitarbeitenden", sagte ein Sprecher. "Wir können - anders als Fluglinien - nicht Patienten vor der Tür anstehen lassen." Belastet ist auch der Rettungsdienst. Gerade in Oberbayern müsse man teilweise bis zu eineinhalb Stunden fahren, um Patienten unterzubringen, sagte ein Sprecher des Bayerischen Roten Kreuzes. "Seit etwa eineinhalb bis zwei Wochen verschärft sich die Lage wieder." Das sei für die Patienten und Mitarbeiter sehr belastend und gefährde in letzter Konsequenz Leben.

Die höchsten Inzidenzen in Bayern weisen derzeit Landkreise um München auf: Fürstenfeldbruck mit 1333,6, Ebersberg mit 1265,2 und Dachau mit 1206,8.

Bayernweit stieg die Inzidenz auf 818, das ist ein Plus von knapp 25 Prozent binnen einer Woche. Damit steigen die Werte aktuell nicht mehr so schnell wie in der vorletzten Woche - allerdings sind sie derzeit möglicherweise noch durch den Feiertag am Montag verzerrt. Zudem meldeten einzelne Landkreise offenbar keine aktuellen Zahlen ans RKI.

Die Inzidenzzahlen haben jedoch ein Stück weit an Aussagekraft eingebüßt. Experten gehen von einer hohen Zahl nicht erfasster Fälle aus - vor allem, weil bei Weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen, sondern lieber zu Hause kostengünstigere Schnelltests vornehmen, die nicht in die Statistik einfließen.

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