Fünf für München:Gerettet, geöffnet, geehrt

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Carmen Nolte. (Foto: Helmut Stark)

Carmen Nolte organisiert die "Wiesn für alle", Lydia Staltner erhält das Bundesverdienstkreuz, Gaby Dohm feiert 80. Geburtstag.

Von Philipp Crone, Sonja Niesmann, Ute Wessels/DPA und Stefanie Witterauf

Gerettet

Das größte Volksfest der Welt ist nichts für einen kleinen Geldbeutel. Für all diejenigen, welche sich nicht einen Bummel mit Lebkuchenherz, Achterbahnfahrt oder Getränke im Bierzelt leisten können, gibt es die "Wiesn für alle". Statt auf der Theresienwiese findet sie am 30. September im Vineyard München (Emersonstraße 1, 15 bis 19 Uhr) in Obergiesing statt. Für die Kinder gibt es eine Hüpfburg, Waffeln backen, Kinderschminken, Basteln und gemeinsames Herstellen von Vogelfutter. Für Erwachsene gekühltes Bier. Neben Zuckerwatte und gebrannten Mandeln werden Lebensmittel verspeist, die gerettet und verarbeitet wurden. Im Programm ist auch eine nachhaltige Tombola, eine Karaokeshow und Livemusik von der ukrainischen Band "Bebis Garden".

Veranstaltet wird das kostenlose Oktoberfest vom Verein " Foodsaving & More", der im Februar 2022 in kleiner Runde mit vier Betrieben und 20 Lebensmittelrettern gegründet wurde, rasch zu einem großen Verein gewachsen ist und vergangenes Jahr den deutschen Nachbarschaftspreis gewonnen hat. "Lebensmittelverschwendung ist die drittgrößte Ursache des Klimawandels", sagt Gründerin Carmen Nolte. Sie verstehe sich als Umweltschützerin, ihre Mission mit dem Verein steht auf der Website: "Genießbare Lebensmittel vor ihrer Vernichtung retten, dabei Bedürftige unterstützen und Behinderte, Flüchtlinge und benachteiligte Mitmenschen integrieren - damit unsere Erde schützen und dadurch den Klimawandel aufhalten." Mehrere soziale und umweltfreundliche Projekte laufen gleichzeitig: etwa das Liefern von geretteten Blumen an Seniorenzentren und Kinderheime oder der Plan, Blumenkübel im Viertel aufzustellen.

Geehrt

Lydia Staltner. (Foto: LichtBlick Seniorenhilfe e. V.)

Ihre Arbeit wurde schon von Angela Merkel ausgezeichnet, mit der bayerischen Staatsmedaille geehrt und am Mittwoch ist noch das Bundesverdienstkreuz hinzugekommen. Vor zwanzig Jahren begann Lydia Staltner mit ihrem Wohltätigkeitswerk. Sie gründete 2003 den Verein Lichtblick Seniorenhilfe, der heute etwa 25 000 Rentnerinnen und Rentner in Not unterstützt. In Bayern steigt jedes Jahr die Anzahl der Menschen, die wegen zu geringer Renten betroffen sind. Im Jahr 2006 waren es rund 82 000 Menschen, laut dem DGB-Rentenreport waren es Ende 2021 etwa 129 000 und Mitte 2022 circa 137 000 Betroffene.

Geöffnet

An Kultur-Orten ist Laim nicht gerade reich, manche sprechen sogar von einem eher "verschnarchten" Stadtviertel. Nun kommt ein Treffpunkt hinzu: Die Schwestern Laura und Alexandra Steinke, die seit drei Jahren das lässige Freiluft-Café Steinchen an der Ecke Fürstenrieder/Agnes-Bernauer-Straße betreiben, haben sich mit dem Mucbook-Team um Marco Eisenack für das Zwischennutzungsprojekt "Die Perle" zusammengetan.

In den Räumen des einstigen chinesisch-mongolischen Restaurants Asia Perle an der Agnes-Bernauer-Straße 51 haben sie am Wochenende einen Ort für Kultur, Kunst und Veranstaltungen eröffnet, oder wie es neudeutsch heißt: einen "Creative Hub" samt Bar, die donnerstags bis samstags von 18 bis 1 Uhr offen sein wird. Ein "Wohlfühlort" soll das werden, für Gespräche, Live-Musik, Ausstellungen, Yoga, und auch ein Ort mit der Möglichkeit für Kreative, Räume anzumieten. "Die Location", schwärmt Laura Steinke, "hat mich schon bei der ersten Besichtigung total in ihren Bann gezogen, das ist echt ein magischer Ort." Bis März 2024 soll die Perle glänzen.

Gefeiert

Gaby Dohm. (Foto: imago/APress)

Die "Schwarzwaldklinik" erreichte in den 1980ern sagenhafte Einschaltquoten. Bis zu 28 Millionen Menschen schalteten die TV-Geräte ein, wenn Professor Brinkmann und Schwester Christa Höhen und Tiefen durchlebten. Gemeinsam schrieben die beiden Hauptdarsteller Klausjürgen Wussow und Gaby Dohm Fernsehgeschichte. Heute ist die ZDF-Serie Kult. Die Münchnerin spielte in Komödien, Krimis, Romanzen und auch in Spielshows oder auf dem roten Teppich ist sie ab und an zu sehen. Am Samstag feierte Dohm ihren 80. Geburtstag.

Über den Erfolg der "Schwarzwaldklinik" kann sich die Schauspielerin Jahrzehnte später noch freuen. Der Neuen Osnabrücker Zeitung erzählte sie Anfang 2021, sie habe kurz zuvor einige Folgen der Serie als Wiederholung gesehen und gedacht: "Gott, wie gut diese Serie war." 1989 war mit der "Schwarzwaldklinik" nach 70 Folgen Schluss.

Geboren wurde sie in Salzburg, aufgewachsen ist Dohm in Berlin. Nach ersten Rollen am Düsseldorfer Schauspielhaus wechselte sie 1966 ans Münchner Residenztheater, wo auch bald große Rollen folgten: die Natalja in "Drei Schwestern" von Anton Tschechow, die Marie in Georg Büchners "Woyzeck" oder 1974 das Gretchen in Goethes "Faust". Internationale Aufmerksamkeit bescherte ihr etwa eine Rolle in "Tartuffe" unter der Regie des Schweden Ingmar Bergman. Seit Jahrzehnten lebt die Schauspielerin mit dem Regisseur Peter Deutsch in München. Mit ihrem früheren Ehemann Adalbert Plica hat sie einen Sohn. Privat macht Dohm kein großes Aufheben um ihre Person. Ein Interview anlässlich ihres Geburtstages wollte sie nicht geben.

Gefragt

Gerd Sutter. (Foto: Jan Greune / LMU)

Professor Gerd Sutter, während der Corona-Pandemie ein gefragter Gesprächspartner, ist mit seinem Lehrstuhl für Virologie in das gerade eröffnete Mikrobiologie-Gebäude der LMU eingezogen. Der Impfstoffforscher hat bereits eine Reihe von Vakzinen entwickelt und arbeitet in Kooperation unter anderem mit der Weltgesundheitsorganisation WHO derzeit an einer Plattform, die die Entwicklung von Impfstoffen vereinfachen und beschleunigen soll. Sein Lehrstuhl war bislang am Englischen Garten untergebracht.

Die LMU hat das neue Gebäudes für das Institut für Infektionsmedizin und Zoonosen am Campus in Oberschleißheim am 14. September eröffnet.

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