Tag der offenen Tür der BAdW:Wissenschaft erleben

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Treffpunkt vor der Bayerischen Akademie der Wissenschaften: Hausführungen geben Einblicke in die Geschichte der Akademiegründung und die Geschichten ihrer Forschenden. (Foto: Kai Neunert)

Türen auf: Diskussionen, Live-Experimente, Führungen, Musik und Mitmachaktionen am 4. Mai in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Von Barbara Hordych

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften öffnet am 4. Mai ihre Türen für alle, die an Wissenschaft und Forschung interessiert sind. Experten und Expertinnen gewähren Einblicke in aktuelle Projekte und Arbeitsstellen - das Präsidentenbüro eingeschlossen.

Demokratie diskutieren

Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, sie muss geschützt und gelebt werden. Und was genau hat in Deutschland dazu geführt, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt an vielen Stellen bröckelt, sich ein Klima von Hass und Hetze entwickeln konnte und Antisemitismus und Rassismus zunehmen? Diese Fragen beleuchten Expertinnen und Experten aus Politik, Geschichte, Psychologie und Recht im Panel "Demokratie sind wir!" in Saal 1 im 1. Obergeschoss.

Um 11.30 Uhr diskutieren Ursula Münch, Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing, die Historikerin Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrum München, und die Psychologin Deborah Schnabel, Direktorin der Bildungsstätte Anne Frank, darüber, wie die Zivilgesellschaft antidemokratischen Strömungen entgegenwirken kann. Die Moderation übernimmt der Jurist Ulf Buermeyer, Vorsitzender der Gesellschaft für Freiheitsrechte; jede Woche meldet er sich mit dem Podcast zur "Lage der Nation" aus Berlin zu Wort und kommentiert das politische Geschehen.

Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums sowie weitere Experten aus Politik, Geschichte, Psychologie und Recht diskutieren über gesellschaftlichen Zusammenhalt. (Foto: Connolly Weber/NS-Dokumentationszentrum)

Wie politische Bildung auf Social Media funktionieren kann und warum die Öffentlichkeit diese Plattformen auf keinen Fall der AfD überlassen sollte, erklärt Nina Poppel in ihrem Vortrag "Politische Bildung auf Tiktok". Die Politikwissenschaftlerin startete 2020 ihren Tiktok-Kanal "nini_erklaert_politik" - auf Instagram und Tiktok verfolgen mehr als 300 000 Abonnenten ihre Videos (12.35 Uhr).

Auf dem Wissenschaftssofa

Wer Persönlichkeiten aus der Wissenschaft näher kennenlernen will, der sollte es sich als Zuhörer nachmittags in Saal 1 bequem machen: Auf dem Wissenschaftssofa spricht Ursula Heller, bekannt als Moderatorin der Nachrichtensendung "BR24" und des Politikmagazins "Kontrovers", mit vier Mitgliedern der Akademie über ihren Lebens- und Karriereweg und darüber, was sie neben ihrer Forschung noch beschäftigt. So gibt Professor Markus Schwaiger, Nuklearmediziner, Präsident der BAdW und bis 2021 ärztlicher Direktor am Klinikum rechts der Isar der TU München, Auskunft zur Frage "Was brauche ich, um in der Wissenschaft Karriere zu machen?" (16 Uhr).

Auf dem Wissenschaftssofa wird sich Ursula Heller (links) auch mit der "Wirtschaftsweisen" Monika Schnitzer über ihren Lebens- und Karriereweg unterhalten. (Foto: Luise Aedtner)

Wer in der Politikberatung tätig ist, dem stellt sich eines Tages vielleicht die Frage: "Immer nur beraten - wollen Sie nicht auch irgendwann entscheiden?" Wie die Antwort in ihrem Fall aussieht, erläutert Professorin Monika Schnitzer, Vorsitzende der sogenannten Wirtschaftsweisen und Inhaberin des Lehrstuhls für Komparative Wirtschaftsforschung an der LMU München, im Gespräch mit der Moderatorin Ursula Heller (16 Uhr).

Ran an den Gletschertisch

Was bei einem Vulkanausbruch passiert, erläutern Fachleute - dazu lässt sich ein kleiner Vulkanausbruch aus sicherer Entfernung beobachten. (Foto: Kai Neunert/Bayerische Akademie der Wissenschaften)

Spannende und informative Angebote stehen ganztags für Kinder und Jugendliche auf dem Programm - erfahrungsgemäß schauen dabei auch sehr gerne die Erwachsenen zu. Etwa wenn es um Experimente mit flüssigem Stickstoff geht und beobachtet werden kann , wie ungewöhnlich sich alltägliche Materialien bei tiefen Temperaturen verhalten (11 bis 17.30 Uhr). Am Gletschertisch lässt sich verfolgen, wie sich das Eis verformt und sich Spalten und Gletscherseen bilden. Dabei zeigt der "Gletscher im Schuhkarton" in einer halben Stunde, was auf einem Gletscher in Wirklichkeit Jahre bis Jahrzehnte dauert (11 bis 17 Uhr).

In lang vergangene Zeiten entführt das Angebot "Spielen wie im alten Rom": Dabei können die jungen Besucher Mosaike stempeln, ein Mühlespiel und Schmuck basteln oder römisches Rechnen und Schreiben lernen. Komplettiert wird die Reise in die Vergangenheit durch eine Fühl- und Riechstation, die die Sinne ins alte Rom entführt (11 bis 17.30 Uhr).

Etwas weniger fern liegt das Mittelalter: Auch dazu gibt es spannende Workshops, ausgehend etwa von der Frage "Wie viel kann man aus den kaputten Stellen von Urkunden noch erkennen?" Dabei machen sich die Nachwuchsforscher an das Entziffern einer mittelalterlichen Urkunde und erfahren Geschichten über den Stauferkaiser Friedrich II. (11.15 und 14.30 Uhr).

Besuch im Chefbüro

Kann ich nicht lesen! Diese Auskunft gibt es nicht für die Arbeitsstelle Inschriften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Sie öffnet ihre Türen für alle Interessierten, die in die Puzzlearbeit der Inschriftenedition eintauchen wollen (3. OG Raum 302). Den Dialektwörterbüchern widmet man sich in den Räumen des Bayerngangs im 2. Obergeschoss: Hier können die Besucher die Arbeitsweise des Bayerischen Wörterbuchs, des Fränkischen Wörterbuchs sowie des Dialektologischen Informationssystems von Bayerisch-Schwaben kennenlernen. Wer mag, kann die eigenen Sprachkenntnisse im Dialektquiz testen oder in der Dialektdatenbank stöbern und authentische Sprachaufnahmen aus verschiedenen Regionen hören. Darüber hinaus führen Mitarbeiter durch das Archiv des Bayerischen Wörterbuchs.

Professor Markus Schwaiger, Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, öffnet beim Tag der offenen Tür auch seine eigene Bürotür für Besucher. (Foto: Robert Brembeck)

Antike Big Data - wie wird aus tausenden Zetteln ein Wörterbucheintrag? Dem weltweit führenden Lateinwörterbuch Thesaurus Linguae Latinae mit einer der größten lateinischen Fachbibliotheken der Welt, die Spitzenforschende aus der ganzen Welt nach München lockt, kann man im Thesaurusgang im 2. Obergeschoss einen Besuch abstatten. Eine spezielle Führung für Jugendliche ab 14 Jahren gibt es um 14 Uhr. Und der Generalredaktor öffnet zwischen 14 und 15 Uhr sein Büro, damit man ihm bei der Arbeit über die Schulter schauen kann (mit Anmeldung am Eingang zum Thesaurus im 2. Stock). Desgleichen öffnet auch Akademiepräsident Markus Schwaiger sein Büro und freut sich zwischen 13 und 13.45 Uhr in Raum 124 im 1. Obergeschoss über Besuch.

Forschung auf Inseln

An vielen Ständen kann man nicht nur mit den Forschenden ins Gespräch kommen, sondern auch selbst aktiv werden. Im Bild die Station Frühbuddhistische Handschriften aus Gandhara. (Foto: Kai Neunert)

Auf neun Themeninseln stellen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Akademie ihre geistes-, sozial-, natur- und technikwissenschaftlichen Projekte vor. Im Bereich Orientalistik im Thesaurusgang im 2. Obergeschoss geht es etwa nach Tibet, Gandhāra und Mesopotamien: Dabei können die Besucher auch selbst aktiv werden, auf Birkenrinden schreiben, Keilschrift in Ton ritzen und einen VR-Ausflug ins antike Zweistromland machen. In der Themeninsel "Kunst und Musik" im Plenarsaal im 1. Obergeschoss werden die Besonderheiten im Werk von Richard Strauss und Robert Schumann vorgestellt - dazu lässt sich mit der VR-Brille die barocke Deckenmalerei in Deutschland erkunden. Den Themenkomplex "Technik und künstliche Intelligenz" finden Interessierte im Lichthof im Erdgeschoss: Dort ist zu erfahren, wer die Quantenforschung in Bayern vorantreibt, wozu die Wissenschaft Höchstleistungsrechner braucht oder was Künstliche Intelligenz in der Medizin leisten kann.

Musikalische Vielfalt

Alexander Glöggler und Philipp Jungk beschließen als "Double Drums" mit ihrer Schlagzeugkunst den Tag im Plenarsaal. (Foto: Lars Ternes)

Auch musikalisch ist einiges geboten: Alexander Glöggler und Philipp Jungk machen als "Double Drums" im Plenarsaal im 1. Obergeschoss mit ihrer Schlagzeugkunst die Vielseitigkeit von Percussion-Instrumenten erlebbar (17.30 Uhr). Zuvor präsentieren Amelie Scheffels & Band vor der Akademie stimmungsvolle Balladen, komplexen Swing sowie eigene Kompositionen und Klassiker aus der Welt des Jazz (10.50, 13.30, 16 Uhr). Sopranistin Julia Duscher, begleitet von Julian Riem am Klavier, bringt wiederum unter dem Titel "Rosen der Liebe und Dornen für die Verleger" in Saal 1 im 1. Obergeschoss Lieder von Richard Strauss zu Gehör (14.30 Uhr). Ein musikalisches Intermezzo zum Projekt "Kritische Ausgabe der Werke von Richard Strauss", das Professor Hartmut Schick, Andreas Pernpeintner und Sebastian Bolz vorstellen.

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