Musik:"Sie hat sich durchgesetzt"

Musik: Daniel Scheffels spielt verschiedene Instrumente - gegen anfängliche Abwehrversuche aus der Familie auch Schlagzeug.

Daniel Scheffels spielt verschiedene Instrumente - gegen anfängliche Abwehrversuche aus der Familie auch Schlagzeug.

(Foto: privat/oh)

Daniel Scheffels ist der ältere Spross einer musikalischen Familie. Im Amelie-Scheffels-Quartett hat allerdings die "kleine Schwester" das Sagen.

Von Reinhard Palmer

"Ist cool, sie hat sich durchgesetzt", entgegnet Daniel Scheffels (29) auf die Frage, wie es so sei, wenn die "kleine" Schwester die Chefin ist. Im Amelie-Scheffels-Quartett hat sie das Sagen. Im Repertoire finden sich ihre Eigenkompositionen wie ihre Arrangements. Sie wisse genau, wie sie es haben will und vermag es auch klar rüberzubringen, attestiert ihr Daniel Scheffels nicht ohne Stolz. Amelie ist indes froh, einen so hervorragenden Schlagzeuger in der Band zu haben, der zudem ihre Vorstellungen auf Anhieb versteht und treffsicher umsetzt.

Diese Stimmigkeit ist kein Zufall: Seit ihrer Kindheit in Seefeld musizieren die Scheffels-Geschwister zusammen. Die "großen" Schwestern Johanna, Sophia und Julia - alle drei studierten später Schulmusik -, verdienten sich ihr Taschengeld als A-cappella-Gesangstrio, gelegentlich auch von Daniel Scheffels am Schlagzeug und Lorenz Heigenhuber am Kontrabass begleitet. Amelie Scheffels, sechs Jahre jünger als ihr Bruder Daniel, stieß später zum Vokalensemble dazu.

Musik: Steht gerne auf der Bühne: Amelie Scheffels.

Steht gerne auf der Bühne: Amelie Scheffels.

(Foto: Kai Abele/oh)

Es erübrigt sich wohl zu erwähnen, dass die fünf Musikerkinder sind. Mutter Kristin war Chorleiterin und Orchesterdirigentin sowie Klavierpädagogin, starb aber 2013, bevor sie sich auch an Amelies Erfolgen erfreuen konnte. Vater Holger ging als Schulmusiker kürzlich in Pension, wird aber seiner Passion als Jazzpianist gewiss weiterfrönen.

Alle Scheffels-Kinder begannen schon im Vorschulalter, Klavier zu spielen. Etwa zehn Jahre habe sie Unterricht genommen, auch in Gesang. Und sie habe in Chören gesungen, im Hechendorfer Kirchenchor und später im Herrschinger Gospelchor Chorperation, berichtet Amelie Scheffels. Ihr Bruder Daniel blieb bei den Instrumenten, allerdings nicht beim Klavier allein. Gitarre und E-Bass kamen hinzu, während er auch Violine, Gambe und Saxofon ausprobierte. Mit 13 habe er sich dann - gegen alle Abwehrversuche der Familie - fürs Schlagzeug entschieden und knapp drei Jahre Unterricht genommen. Schon bald spielte er in Bands verschiedenster Musikrichtungen, aber meist als Keyboarder, Gitarrist und Bassist. Diese Vielseitigkeit bewahrt er sich bis heute. Dem Schlagzeug blieb er weiterhin treu, wenn auch lange Zeit autodidaktisch.

"Ich bin nicht der Schlagzeugsöldner", sagt er

Seit 2015 studiert er Jazzschlagzeug bei Werner Schmitt an der Münchner Musikhochschule. Den Bachelor-Abschluss legte er 2019 ab. Sein Masterstudium "ist auch im nächsten Halbjahr fertig". Aber die Praxis ist wichtiger, und da sei er gut unterwegs, bestätigt Dani Scheffels, wie er sich als Musiker und in den sozialen Medien nennt. Auf eine eigene Webseite verzichtet er. "Ich bin nicht der Schlagzeugsöldner", sagt er. Als Komponist wie als Instrumentalist arbeite er in Direktkontakt mit anderen Musikern zusammen, sein Netzwerk reicht bis nach Berlin.

Für Amelie Scheffels stand das klassische Studium durchaus zur Debatte. Doch sie fürchtete, "dass man sich da zu sehr durchboxen muss", sagt sie. "Ich sang schon immer gerne Pop, Jazz und anderes", sagt sie zudem. Seit 2018 studiert sie in München bei Sanni Orasmaa und Anne Czikowski Jazzgesang. Das Pflichtfach Jazzklavier absolviert sie nicht minder begeistert bei Tizian Jost. "Aber nur für mich", weil sie am Klavier zu sehr unter Druck gerate, sagt sie.

Als Sängerin auf der Bühne zu stehen, mache ihr nichts aus. Den Bachelor-Abschluss habe sie planmäßig bereits absolviert, bekomme jetzt aber ein weiteres Semester dazu - zur Kompensierung des Verlusts durch Corona-Schutzmaßnahmen. Der Unterricht fand zwar online statt, aber "das hat nicht so viel gebracht", bestätigt Amelie Scheffels. Ihre Pläne? "So viel wie möglich mit meinem Quartett arbeiten", sagt sie. Stilistisch wolle sie sich weiter ins Avantgardistische vorwagen. "Was mich schon immer interessiert hat, ist elektronischer Jazz mit Synthesizer, Loopstation und anderen Hilfsmitteln." Eine Ausrichtung, die auch Daniel Scheffels zunehmend praktiziert. "Ich möchte ganz eigene Musik machen", betont er als Komponist und Instrumentalist. Doch weniger am Schlagzeug. Seine Gewandtheit, feinste Klangnuancen herauszuarbeiten, würde unter Verwendung elektronischer Klangverfremdung darunter leiden. Das Amelie-Scheffels-Quartett erweitert mit diesen Möglichkeiten auch nur behutsam sein Spektrum.

Das Amelie-Scheffels-Quartett ist am kommenden Sonntag, 18. September, um 19 Uhr im Alten Sudhaus des Schlosses Seefeld zu hören. Kartenreservierung unter www.kultur-schloss-seefeld.de

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