SZ-Gesundheitsforum:Schwanger trotz Endometriose

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Schwanger zu werden ist für Frauen mit Endometriose oft erschwert - aber keineswegs unmöglich. (Foto: Anastasiia Nelen/Imago/Westend61)

Die Krankheit erhöht das Risiko, dass sich der Kinderwunsch nicht erfüllt. Was Patientinnen für ihre Fruchtbarkeit tun können.

Von Christina Berndt

Wenn es mit dem Wunschbaby einfach nicht klappen will, kann es dafür vielfältige Gründe geben. Einer davon kann die Erkrankung Endometriose sein. Es werde angenommen, dass unter Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch bis zu 50 Prozent Endometriose haben, heißt es in der Leitlinie, die Ärztinnen und Ärzten Hinweise zur Diagnostik und Therapie dieser Erkrankung gibt, bei der Gewebe, das dem der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, im Unterleib zu Herden heranwächst.

Die Herde können zu heftigen Schmerzen führen, aber sie können auch die Empfängnis erschweren - vor allem dann, wenn sie zu Verwachsungen im Bereich der Eileiter führen und so den Durchtritt befruchteter Eizellen erschweren, oder wenn sich Zysten an den Eierstöcken bilden, die die Qualität der Eizellen beeinträchtigen. "Man schätzt, dass etwa ein Drittel der Frauen mit Endometriose Schwierigkeiten hat, schwanger zu werden", sagte der Gynäkologe Thomas Kolben vor Kurzem während eines SZ-Gesundheitsforums. Allerdings müssten Frauen mit Endometriose auch nicht gleich vom Schlimmsten ausgehen, was ihre Familiengründung betrifft, betonte der Leiter des Endometriosezentrums an der Frauenklinik der Universität München. Vielmehr gelte: Je ausgedehnter eine Endometriose ist, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit für Probleme bei der Verwirklichung des Kinderwunsches.

Zudem wächst das Risiko, wenn sich Patientinnen wegen der Zysten an den Eierstöcken Operationen unterziehen müssen. Denn bei der Entfernung der Zysten wird immer auch gesundes Gewebe in Mitleidenschaft gezogen. "Man sollte Patientinnen darüber informieren, dass dieses Risiko besteht, und dass man vor einem solchen Eingriff Eizellen durch Stimulationsbehandlungen gewinnen und einfrieren kann, um sie zur Verfügung zu haben, wenn der Kinderwunsch kommt", sagte Stefanie Burghaus, die Leiterin des Endometriosezentrums am Universitätsklinikum Erlangen. Sie betonte, dass das Alter ganz unabhängig von einer Endometriose einen erheblichen Einfluss auf die Fruchtbarkeit habe.

Wenn der Kinderwunsch kommt, stehen für Frauen mit Endometriose ohnehin schwierige Entscheidungen an. Denn um ihre Schmerzen in den Griff zu bekommen, nehmen sie in der Regel Hormone ein, die ähnlich wie die von Verhütungspillen die Empfängnis verhindern. Die Hormone dienen dazu, die Regelblutung zu unterdrücken, weil die Schmerzen zumindest in den ersten Jahren der Erkrankung meist mit der Menstruation zusammenkommen. Für viele Frauen ist es daher eine Überwindung, die Hormone abzusetzen.

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Nach der Geburt sollten Frauen bald die Minipille nehmen, damit die Schmerzen nicht zurückkommen

"Leider ist es tatsächlich sehr häufig so, dass die Patientinnen nach Absetzen der Medikamente wieder schmerzhafte Zyklen haben", sagte Thomas Kolben. Es sei aber meist nur eine kurze Phase zu überwinden, denn sobald eine Schwangerschaft beginnt, ist es mit der Regelblutung wieder vorbei, und die Endometriose-Symptome dürften zurückgehen. "In dieser Phase muss man sich mit Schmerzmitteln behelfen", ergänzte Stefanie Burghaus. Wenn es mit der Schwangerschaft nicht in einem überschaubaren Zeitraum klappt, könne die Endometriose dahinterstecken. Dann könnte man über eine Operation nachdenken, um die Fortpflanzungsorgane von Herden zu befreien, sodass es danach hoffentlich leichter zur Befruchtung kommt, oder direkt mit einer Kinderwunschbehandlung beginnen.

Wenn alles geklappt hat, empfiehlt Stefanie Burghaus nach der Geburt eine baldige Wiederaufnahme der hormonellen Therapie, um ein Wiederauftreten der Endometriose-Schmerzen zu verhindern. "Das Wochenbett sollte man abwarten, aber danach empfehlen wir die Einnahme der Minipille", sagte sie während des SZ-Gesundheitsforums. Die darin enthaltenen Gestagene seien niedriger dosiert als in den Gestagenmonopräparaten, die speziell für die Endometriose-Behandlung zugelassen sind, aber so seien sie mit dem Stillen vereinbar. "Nach einer Geburt ist aber auch das Einlegen einer Hormonspirale eine gute Option", so Burghaus. Denn dann ist der Muttermund gerade so schön weich.

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