Covid-19:Corona-Warn-App startet am Dienstag

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) spricht auf einer Pressekonferenz im Rahmen seines Besuchs bei dem Biotech-Ko

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn

(Foto: Xander Heinl/imago images)

Das Programm soll dann vorgestellt und freigeschaltet werden. Letzte Tests seien gut verlaufen, heißt es aus Berlin. Experten für IT-Sicherheit sehen aber die Gefahr von Manipulationen.

Von Max Muth

Die offizielle Corona-Warn-App des Bundes soll am Dienstag von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Innenminister Horst Seehofer (CSU) und Vertretern der an der Entwicklung beteiligten Unternehmen T-Systems und SAP vorgestellt werden. Am gleichen Tag soll sie für die Öffentlichkeit freigeschaltet werden. Das erfuhr die Süddeutsche Zeitung am Sonntag aus Regierungskreisen.

Mit der App sollen Corona-Infektionsketten besser erkannt werden. Die Anwendung soll dabei helfen, dass bei einer Lockerung für das öffentliche Leben die Ausbreitung des Coronavirus nicht wieder stark zunimmt. Besitzer eines geeigneten Smartphones können freiwillig entscheiden, ob sie die Warn-App installieren wollen oder nicht. Die App kann auch nachträglich wieder deaktiviert oder deinstalliert werden.

Die Corona-Warn-App misst über den Kurzstreckenfunk Bluetooth, ob sich Anwender der App über einen Zeitraum von 15 Minuten oder länger näher als ungefähr zwei Meter gekommen sind. Dazu werden alle zweieinhalb bis fünf Minuten anonymisierte Identifikationsnummern übertragen. Der Ort der Begegnung wird dabei nicht erfasst. Wird ein Nutzer positiv auf Covid-19 getestet, kann er sich entscheiden, seine anonyme ID auf einen Server hochzuladen. Andere App-Nutzer können diese ID dann herunterladen. Wenn sie sich in der Nähe der infizierten Person aufgehalten haben, "erinnert" sich ihr Telefon daran und warnt den Nutzer. Dieser kann sich dann testen lassen.

Bei der App wurde ein mehrstufiges Datenschutzkonzept umgesetzt. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber lobte es als "datenschutzfreundliche Lösung". Auch der Chef des IT-Dienstleisters TÜV Informationstechnik (TÜVit) Dirk Kretzschmar stellte der App ein insgesamt gutes Zeugnis aus. Zwar hätte man gern mehr Zeit gehabt, um die App noch genauer zu prüfen, sagte Kretzschmar dem Portal Heise.de. Sie werde jedoch stabil und sicher laufen, ohne die Anwender auszuspionieren. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hatte die Prüfung durch den Dienstleister in Auftrag gegeben.

TÜVit hatte dabei jedoch nur die nun von SAP und Telekom programmierte App unter die Lupe genommen. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Universitäten Darmstadt, Marburg und Würzburg kritisierten unterdessen vor allem die von Google und Apple programmierte Schnittstelle, auf der die deutsche Warn-App aufsetzt. Ihrer vor wenigen Tagen veröffentlichten Studie zufolge ist es etwa möglich, dass Angreifer die IDs von Infizierten an mehreren Orten verteilen, um so den Eindruck zu erwecken, es gebe mehr Infizierte, als es tatsächlich der Fall ist. Durch derartige "falsche Alarme" könne das Vertrauen in die App geschwächt werden, schreiben sie. Sie fordern deshalb, dass auch der Code von Google und Apple offengelegt werden müsse, damit Sicherheitsforscher ihn prüfen können.

Grüne und Linke hatten darüber hinaus eine eigene gesetzliche Grundlage für die App gefordert, um Diskriminierungen bei Alltagsgeschäften für Menschen zu verhindern, die die App nicht einsetzen wollen. Die Bundesregierung dagegen glaubt nicht, dass eine gesetzliche Grundlage notwendig ist. Die App-Nutzung zur Bedingung für die Nutzung von Transportmitteln oder etwa den Besuch von Restaurants zu machen, wäre nicht nur datenschutzwidrig, sondern auch diskriminierend, sagt der Bundesdatenschutzbeauftragte Kelber: "Ich kann die Inhaber von Geschäften oder öffentlichen Verkehrsmitteln nur dringend warnen: Versucht es erst gar nicht!"

(Mit Material von dpa)

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