Wählerinitiative:Theo Waigel und sein Angela-Merkel-Fanclub

Lesezeit: 2 min

  • Der ehemalige CSU-Chef Theo Waigel stellt seine Wählerinitiative für Angela Merkel vor.
  • Er will damit seine Partei mit der aus Bayern oft heftig kritisierten Bundeskanzlerin versöhnen.
  • Zu seinen Mitstreitern gehören Alois Glück, Michael Glos und diverse andere altgediente CSUler. Der Altersschnitt: mehr als 70 Jahre.

Von Lisa Schnell und Wolfgang Wittl, München

Eine Sache wurmt Theo Waigel fast noch mehr als der Umgang seiner CSU mit Angela Merkel. Da ist dieses Fußballspiel, ein düsterer Schatten aus der Vergangenheit, Oberrealschule Krumbach gegen Realschule Thannhausen. Nein, so ein Trauma wolle er nicht noch mal erleben, sagt Waigel. Auch deshalb sitzt er am Donnerstag im Münchner Presseclub und erklärt, warum die Bundeskanzlerin von der CDU doch eigentlich ein Glücksfall für Deutschland sei, für Bayern und sogar für die CSU. Und was daher zu tun sei.

Es kommt nicht mehr allzu oft vor, dass der frühere CSU-Chef und Bundesfinanzminister Waigel, 78, zu einem Termin lädt. Nun hält er es für nötig. Waigel stellt seine Wählerinitiative vor, die Merkel mit der CSU versöhnen soll und die CSU mit Merkel. Zu diesem Zweck hat er sich prominente Unterstützer an die Seite geholt.

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Der ehemalige Parteichef Erwin Huber gehört dazu, der frühere Landtagsfraktionschef Alois Glück, Ex-Kultusminister Hans Maier, die Rosenheimer Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer und viele Ehemalige: die Ex-Finanzminister von Waldenfels und Faltlhauser, Ex-Fraktionschefin Stewens, Ex-Landesgruppenchef Glos, Ex-Abgeordnete in Bund und Land, Ex-Regierungssprecher Peter Hausmann, die Ex-Oberbürgermeister aus Augsburg, Ingolstadt und Landshut, der Fanclub hat einen Altersschnitt von mehr als 70 Jahren. Das Ziel: Merkel soll eine vierte Amtszeit erreichen. Kein Ziel, mit dem sich zwischendurch alle CSU-Mitglieder anfreunden konnten.

Als Waigel sich vor ein paar Monaten entschließt, eine Initiative zu gründen, äußerten 40 Prozent der CSU-Mitglieder laut einer Umfrage mehr oder weniger große Vorbehalte gegen Merkel. Ende Februar teilt er Parteichef Horst Seehofer seine Pläne mit, der stimmt sofort zu. Gut zwei Wochen zuvor hatte Seehofer bei der Friedensklausur in München Merkel ja zur Kanzlerkandidatin der CSU ausgerufen, nachdem er sie eineinhalb Jahre lang heftig für ihre Flüchtlingspolitik attackiert hatte. Waigel hätte sich ein früheres Einlenken Seehofers gewünscht, der andere CSU-Ehrenvorsitzende, Edmund Stoiber, plädierte für eine harte Linie gegen Merkel.

Seehofer verteidigt am Donnerstag seinen Kurs, der irgendwo zwischen Waigel und Stoiber liegt. Eine frühere Annäherung an Merkel hätte den Zorn der CSU-Basis noch mehr befeuert, glaubt er, "das kann man nicht zur Unzeit machen". Genauso richtig sei es nun aber, geschlossen mit Merkel und der CDU Wahlkampf zu machen. "Wenn wir den Skeptikern gefolgt wären, stünden wir jetzt total im Abseits", sagt der CSU-Chef. Die Skeptiker, "die kennen sie alle". Angesprochen fühlen dürfen sich wohl Stoiber und Markus Söder.

Seehofer ist überzeugt: Die Zahl der Merkel-Gegner in der CSU sei inzwischen "minimal", auch Waigel und seine Mitstreiter zeigen sich zuversichtlich, dass die Union doch noch rechtzeitig zur Geschlossenheit zurückgefunden hat. Es sei ganz einfach, sagt Waigel: Wenn sich ein CSU-Mitglied zwischen Merkel und SPD-Mann Martin Schulz zu entscheiden habe, werde die Wahl auf Merkel fallen.

Huber, Bauer und Glück loben Merkel wortreich, ohne Seehofer anzugreifen. Nur Hans Maier kann sich ein paar Spitzen gegen den CSU-Chef nicht verkneifen: 20 Punkte listet er auf, weshalb er zu Merkel stehe. Unter anderem, "weil sie immer wusste, dass eine gespaltene Union nicht gewählt wird - andere hatten das vergessen". Und "weil sie sich sogar als Kanzlerin mit Würde abkanzeln ließ".

Die CSU-Zentrale will Waigel unterstützen und eine Internetseite installieren. Die Mitglieder der Initiative wiederum wollen Anzeigen schalten und Auftritte absolvieren. Am Montagabend treffen sie sich mit Merkel in einem Münchner Wirtshaus. Obwohl der Trend für die Kanzlerin wieder nach oben zeigt, sieht Waigel "keinen Grund, die Aktion abzublasen". Wolle die Union im Bund 40 Prozent holen, werde die CSU bei fast 50 Prozent liegen müssen.

"Das ist nicht leicht in einer volatilen Stimmungsdemokratie", sagt Waigel. Nun komme es darauf an, die guten Werte über die kommenden Monate zu halten. Dass die Union nach den jüngsten Landtagswahlen 3:0 vorne liege, bedeutet für Waigel überhaupt nichts. Mit den Krumbacher Oberrealschülern führte er gegen Thannhausen einst 3:0. Endstand: 3:3. Einmal reicht, findet Waigel.

© SZ vom 19.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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