Landtagswahl in Bayern:Umfrage-Trend beunruhigt die CSU

Lesezeit: 2 min

Wenige Monate von der Landtagswahl schwächelt die CSU von Markus Söder in Umfragen. (Foto: Claus Schunk)

In einer aktuellen Insa-Erhebung kommt die Partei auf nur noch 38 Prozent. Es sind Zahlen, die Markus Söder in Bedrängnis bringen könnten. Die AfD legt zu.

Von Andreas Glas

Die Bayern-Wahl rückt näher, aber die CSU schwächelt. Das ist der Eindruck, den am Donnerstag eine Insa-Umfrage für Bild hinterlässt. Verglichen mit der Mai-Erhebung des Instituts verliert die Partei von Ministerpräsident Markus Söder zwei Prozentpunkte. Die CSU liegt demnach bei 38 Prozent - nur ein Prozent über dem Wert der Landtagswahl 2018, als die Partei unter Söder ihr schlechtestes Ergebnis seit 60 Jahren kassierte. Unterdessen setzt sich auch in Bayern der bundesweit bemerkbare Aufwärtstrend der AfD fort: plus zwei Punkte. 14 Prozent prognostiziert Insa der teils rechtsextremistischen Partei. Einen höheren Umfragewert hatte die AfD nie im Freistaat.

CSU-Generalsekretär Martin Huber nennt die Umfragezahlen trotz allem "sehr stabil". Er bezeichnet seine Partei als "Bollwerk gegen die AfD", die "in Bayern deutlich schwächer" sei als in anderen westlichen Bundesländern. In Hessen allerdings, wo am 8. Oktober ebenfalls eine Wahl ansteht, sah Insa die AfD zuletzt bei 13 Prozent. Das war Mitte Juni, womöglich wäre dieser Wert inzwischen höher. Andererseits gibt es in Hessen keine so starken Freien Wähler, die ebenfalls um AfD-Klientel werben. Die Partei von Vizeministerpräsident Hubert Aiwanger steht in der aktuellen Bayern-Umfrage konstant bei elf Prozent. Aiwangers demokratiekritische Äußerungen, etwa bei der umstrittenen Erdinger Anti-Heizgesetz-Demo im Juni, scheinen zumindest nicht geschadet zu haben.

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Vordergründig gibt sich die CSU selbstbewusst und geschlossen. Niemand möchte sich nach einem möglichen Misserfolg ankreiden lassen, durch Unruhe ein schwaches Wahlergebnis begünstigt zu haben. Doch im Hintergrund breitet sich immer mehr Sorge aus. Angesichts einer schwachen Bundesregierung finden nicht wenige in der Partei, dass die CSU weit jenseits der 40-Prozent-Grenze stehen müsste, die vielen als Zielmarke gilt. Parteichef Söder hat seinerseits nur das Ziel ausgegeben, bei der Landtagswahl ein Ergebnis zu holen, mit dem die CSU ihre Koalition mit den Freien Wählern fortsetzen kann. Das immerhin wäre laut Insa-Umfrage weiter möglich. Mit zusammen 49 Prozent hätte das Bündnis eine stabile Mehrheit.

Generalsekretär Huber betont, dass die CSU "deutlich über dem bundesweiten Unionstrend" liegt. Das ist einerseits eine nüchterne Feststellung, die deutschlandweiten Umfragen sahen CDU und CSU zuletzt um 27 Prozent. Möglicherweise schwingt bei Huber aber auch ein Vorwurf an die Schwesterpartei mit, die sich im Bund offenbar kaum noch gegen die Ampelregierung profilieren kann. Stattdessen ist die CDU mit internen Personaldebatten beschäftigt und mit Streit über den Umgang mit der AfD. Der Ärger in der CSU ist groß, seit CDU-Chef Friedrich Merz neulich den Eindruck weckte, dass seine Partei auf Kommunalebene offen sei für eine Kooperation mit der AfD. Merz hat sich inzwischen korrigiert, doch der Schaden ist da. In München befürchten sie, dass das Bild, das die Union in Berlin abgibt, mehr und mehr auf die Zustimmungswerte in Bayern abfärben könnte.

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Am Montag hatte die CSU versucht, mit mehr Härte beim Thema Migration zu punkten. Unter anderem kündigte Söder an, dass abgelehnte Asylbewerber in Bayern kein Geld mehr bekommen sollen, nur Sachleistungen. Doch drang das kaum durch, weil alle über Merz sprachen. Auch sonst scheint es der CSU nicht recht zu gelingen, im Landtagswahlkampf mit eigenen Themen zu überzeugen. Steht am Ende tatsächlich ein Ergebnis deutlich unter 40 Prozent, könnte Parteichef Söder ein Problem bekommen. Unter seiner Führung hat die CSU nicht nur bei der Landtagswahl 2018 dramatisch verloren, sondern auch bei der Bundestagswahl 2021. Folgt in diesem Herbst die nächste Enttäuschung, dürfte in der CSU nicht nur eine Kursdebatte losbrechen - sondern auch die Diskussion, ob Söder noch der richtige Mann an der Spitze ist.

Die aktuelle Insa-Umfrage bescheinigt Söder immerhin ordentliche persönliche Werte. 55 Prozent bewerten seine Arbeit als Ministerpräsident positiv, 37 Prozent negativ. Und zumindest die Zahlen der Konkurrenz jenseits von AfD und Freien Wählern sind für die CSU beruhigend. Die Grünen verharren bei 15 Prozent, die SPD bei elf, die FDP bei fünf.

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