Bayerische Seenschifffahrt:Zum Glück gibt's noch den Ammersee

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Der Katamaran "Starnberg" ist das größte Ausflugsschiff auf dem Starnberger See. In diesem Jahr reihte es sich mit einem größeren Defekt an der Kupplung in die Pannenserie der Bayerischen Seenschifffahrt ein. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Wegen einer Pannenserie haben die Ausflugsdampfer auf dem Starnberger See heuer deutlich weniger Fahrgäste befördert als gewohnt. Die Gesamtbilanz der Bayerischen Seenschifffahrt ist dennoch positiv.

Von Astrid Becker, Starnberg

Im Sommer klang Michael Grießer noch etwas anders. "Nein", sagte der Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt noch vor wenigen Monaten, "so eine Saison brauch' ich wirklich nimmer." Grießer spielte mit diesen Worten auf die Pannenserie am Starnberger See an. Ein Schiff nach dem anderen fiel dort wegen diverser technischer Defekte aus: Bei der Seeshaupt war es ein, laut Schifffahrts-Chef, "ungewöhnlicher" Verschleißschaden an der Kupplung. Beim einzigen vollelektrisch angetriebenen Schiff, der Berg, ließ ein Defekt an der Elektronik das Schiff nahe der Roseninsel abtreiben, wobei dann auch noch die Schraube beschädigt wurde.

Bei der Starnberg trat ein Schaden an der Kupplung auf: "Da hat es uns den Schwingungsdämpfer zerrissen", sagt Grießer. Warum? "Das weiß noch niemand, das Schiff war ja im Winter 2022 komplett überholt worden." Und die Bayern konnte ohnehin wegen eines Lecks nicht eingesetzt, aber wegen der ganzen Pannen an den anderen Schiffen auch nicht aus dem Wasser gehoben werden, um zu prüfen, wie groß der Schaden nun wirklich ist. Für Grießer also eine Situation, die er noch nie zuvor in seiner Zeit als Seenschifffahrts-Geschäftsführer erlebt hat. " Es ist zum Wahnsinnigwerden", sagte er damals.

Leinen los: Zur beschirmten Eröffnungsfeier kommen die Minister Albert Füracker und Ulrike Scharf. Der Seenschifffahrtschef Michael Grießer versteckt sich hinter der Reling. (Foto: Nila Thiel)

Jetzt, nach Ende der Saison, strahlt er wieder übers ganze Gesicht. "Wir haben annähernd wieder die Fahrgastzahlen von vor Corona erreicht", sagt er. Rund 511 000 Menschen sind in diesem Jahr über den Starnberger See und Ammersee geschippert. Zum Vergleich: 2019 waren es 514 000, im vergangenen Jahr, also 2022, waren es 512 000. "Wir haben also heuer noch ganz schön aufholen können", sagt Grießer - trotz des letztlich nach den Pannen bis zum Saisonende eingeschränkten Fahrplans auf dem Starnberger See. Dort habe man im Sommer daher einen Rückgang bei den Fahrgastzahlen von 20 Prozent festgestellt, am Saisonende nivellierte sich das Minus auf nur mehr 15 Prozent. In absoluten Zahlen gesprochen waren auf dem Starnberger See also etwa 185 000 Fahrgäste unterwegs. 2019 waren es dort noch 226 000 gewesen.

Der Ammersee - ohnehin seit Jahren fahrgaststärker - glich die rückläufigen Zahlen am Starnberger See wieder aus. Dort zählte die Seenschifffahrt rund 325 000 Fahrgäste, wie die Passagiere der Ausflugsdampfers korrekt genannt werden, deutlich mehr also als noch vor Corona mit damals 290 000. "Das schöne Wetter im Herbst hat uns aber auch in die Karten gespielt", so Grießer.

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Zu bemerken sei dies auch an den anderen Seen gewesen. Am Tegernsee etwa habe man das Niveau vor Corona zwar noch nicht wieder erreicht, sei aber trotzdem zufrieden. Umfragen dort hätten ergeben, dass viele Fahrgäste, um sicher zu gehen, vom Starnberger See auf den Tegernsee ausgewichen seien. Bis Ende des Jahres - die Schiffe werden dort noch als Pendlerschiffe bei den Christkindlmärkten und in den Weihnachtsferien eingesetzt - rechnet Grießer mit etwa einer Viertelmillion Fahrgästen. Vor Corona, 2019, seien es dort noch mehr als 280 000 gewesen: "Uns fehlen dort die vielen Busreisen, die es nicht mehr im früheren Umfang gibt. Sie wissen ja: Den Veranstaltern fehlen Busfahrer."

Grießer rechnet auch aus diesem Grund am Königssee nicht damit, noch einmal Fahrgastzahlen wie vor Corona zu erreichen - obwohl dort das ganze Jahr über Schiffe verkehren. Im Moment allerdings eines weniger: Statt 18 sind es heuer nur 17, weil eines der größeren Schiffe, die Staufen, generalsaniert wird. Hinzukämen noch die Umbauten an den im Vergleich zu Starnberger See und Ammersee ohnehin kleineren Schiffe dort: "Wir haben in der Corona-Zeit Sitze ausgebaut, damit die Leute nicht so nah aufeinander hocken." Das sei der Grund, warum die einstigen Zahlen wohl "nicht mehr ganz" erzielt werden könnten. In diesem Jahr schätzt Grießer sie auf 675 000 bis 700 000 statt wie vor der Pandemie "weit mehr als 700 000".

Im Winter werden Stege und Schiffe überholt

Die Wintermonate werden nun traditionell wieder für Arbeiten an Schiffen und Stegen genutzt. So kommt am Ammersee die Augsburg laut Grießer in diesem Jahr aufs Trockendock, weil die Landuntersuchung, also eine Art Schiffs-TÜV, bei ihr ansteht. Auf der Dießen soll zudem das Sonnendach erneuert und die Dampferstege in Utting und Schondorf saniert werden. Am Starnberger See wiederum ist geplant, die Dampferstege in Berg und Seeshaupt mit Toren auszustatten, die nur geöffnet werden sollen, wenn Schiffe dort an- und ablegen. Der Grund dafür sind die vielen Badenden, die alljährlich dort vom Steg ins Wasser springen oder in diesen Bereichen schwimmen: "Ein enormes Sicherheitsrisiko", wie Grießer sagt, weswegen diese Orte immer wieder nicht angefahren werden konnten.

Der Chef der Seenschifffahrt hofft, das Problem damit nun beheben zu können. Und dann ist da ja auch noch die Sache mit der Bayern am Starnberger See: Seit Kurzem sei sie nun endlich an Land, sagt Grießer. Noch im November soll ein externer Gutachter den Schaden an dem Schiff prüfen. Wenn irgendwie möglich, werde es dann repariert und in der nächsten Saison wieder auf dem Starnberger See eingesetzt.

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