Wer in den vergangenen zwei Wochen Michael Grießer begegnet ist, dürfte auf einen Mann mit sorgenvoller Mimik getroffen sein. Seit 2014 ist er schon Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt, aber so eine Pannenserie wie jetzt am Starnberger See hat er in seiner Laufbahn noch nie erlebt. Ein Ausflugsdampfer nach dem anderen macht mitten in der Saison schlapp - und noch immer kann die Seenschifffahrt ihren normalen Betrieb nicht wieder aufnehmen.
Zuletzt war bei der MS Bernried die Steuerung ausgefallen. Erst in der vergangenen Woche sei das passiert, erzählt Grießer. Und nun könne das Schiff nicht eingesetzt werden, schon allein aus Sicherheitsgründen. Wie lange das der Fall sein wird, kann der Chef der Schifffahrt noch nicht so genau sagen: "Wenn wir Glück haben, geht es schnell, aber da kann ich nur noch auf Holz klopfen."
Grießer hat recht, wenn er bei seinen Prognosen Vorsicht walten lässt: Bei den anderen beschädigten Schiffen sah es nämlich zunächst auch so aus, als wäre nach den nötigen Reparaturen wieder alles in Ordnung. Die Schiffe, allen voran die MS Starnberg, absolvierte erst alle Probefahrten einwandfrei. Auch beim Einsatz der mit zehn, elf Stundenkilometern wesentlich langsameren Charterfahrten muckte sie nicht. Also konnte man sie getrost auch wieder für den Linienbetrieb einsetzen. Dachte man zumindest. Ein Trugschluss: Denn ihr Problem im Antrieb zeigte sich dann erneut.
Die jetzt maroden Schiffsteile sind erst vor Kurzem erneuert worden
"Wissen Sie, was ich nicht verstehe?", fragt Grießer. "Dass genau die Teile, an denen jetzt der Schaden aufgetreten ist, erst in diesem Winter komplett erneuert worden sind." Ähnlich sei es auch bei der Bernried: Auch die Steuerung sei erst im Winter 2021/2022 komplett ausgetauscht worden. Dagegen sei die Kupplung, die sich bei der Seeshaupt als schadhaft herausgestellt hatte, immerhin schon zehn Jahre alt - was aber auch nicht recht viel sei bei Schiffen wie diesem.
Daher müsse man nun genau herausfinden, wer oder was jeweils zu den Schäden an den Schiffen geführt habe. Das werde dauern, meint Grießer, weil recht viele Firmen daran beteiligt seien. Entsprechende Gutachten sollen nun erstellt werden. Einen Trost hat Grießer nun aber erhalten: Nach den derzeit wieder im Einsatz befindlichen Schiffen Starnberg, der "neuen" EMS Berg und der alten Berg im eingeschränkten Fahrbetrieb, wird wohl auch schon bald die Seeshaupt wieder auslaufen können: "Am Wochenende oder spätestens nach diesem Wochenende", hofft der Schifffahrts-Geschäftsführer. Und dann, geplant bisher nach dem 2. Juli, soll wieder der normale Fahrplan gelten. "Und deshalb geht es mir jetzt langsam wieder ein bisschen besser." Auch wenn immer noch unklar ist, wie es mit der bereits seit längerem nicht mehr einsetzbaren Bayern weitergeht.