Mit den Salzburger Nockerln ist es so eine Sache: Die einen lieben die traditionelle Süßspeise - den anderen sind die ofenfrischen, luftigen Gebilde schlichtweg zu zuckrig. Ganz anders verhält es sich mit den ebenfalls traditionellen Salzburger Osterfestspielen. Wenn am Samstag vorm Palmsonntag das Festival mit einer Oper eröffnet, rauschen die Roben - und die Liebhaberinnen und Liebhaber der klassischen Musik aus nah und fern heran.
So auch in diesem Jahr. Obwohl es einigen Gästen - besonders den mit der Münchner Staatsoper vertrauten - nicht ganz so schmeckte, dass Nikolaus Bachler die Festspiele ausgerechnet mit einer Übernahme der Tannhäuser-Inszenierung von Castellucci aus München eröffnete, und das zu deutlich höheren Festivalpreisen.
Die fehlende Exklusivität weckte gar Erinnerungen an die Jahre 2007 bis 2010, als Wagners Ring aus einer Kooperation mit dem Festival in Aix-en-Provence übernommen wurde und für reichlich Verärgerung an der Salzach sorgte. Da fragte sich so mancher: Hat Bachler daraus denn gar nichts gelernt? Und dass Dirigent Andris Nelsons sich gerade beim Tannhäuser nicht wirklich als "Weltspitze" zeigte, verstärkte den Unmut über die diesjährige Eröffnung. Aber dass Bachler es geschafft hat, alle Opernvorstellungen vor annähernd ausverkauftem Haus über die Bühne gehen zu lassen, nötigte selbst Kritikern Respekt ab.
Überhaupt will man mit dem einstigen Intendanten der Bayerischen Staatsoper, der als nunmehr allein verantwortlicher Intendant die Strippen der Salzburger Osterfestspiele zieht, anscheinend nicht allzu scharf ins Gericht gehen. Wieder mal ein "alter weißer Mann"? Nun gut, aber einer mit vielen Kontakten, der noch mehr ermöglichen kann - auch den Auftritt von Anna Netrebko im kommenden Jahr (worüber jetzt schon viele ganz aus dem Häuschen sind).
Manche seiner Neuerungen fanden viele gut (Elektromusik bei "Westbam meets Wagner"), um jüngeres Publikum anzulocken, während andere (zeitgenössischer Tanz) auf geteiltes Echo von "toll!" bis "braucht's nicht" stießen. In jedem Fall nimmt man ihm ab, dass er als Österreicher einen ganz besonderen Draht zu den Festspielen und den Festspielgästen hat. Und dass dieses in der Steiermark geborene "Salzburger Nockerl" beim Münchner Publikum noch immer sehr beliebt ist, belegen Hinweise, wonach Münchner in Scharen den Förderkreisen beigetreten sein sollen. Wenn das mal nicht süß - pardon: schön ist.