Unter Bayern:Die echte Bierzeltkultur

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Die Musikkapelle Josef Menzl in der Bräurosl: Zu wenig DJ-Ötzi im Repertoire? (Foto: IMAGO/Smith)

Die neuen Bräurosl-Wirte auf dem Oktoberfest wollten eine Rückbesinnung auf die bayerische Tradition, das Publikum abends lieber Party- statt Blasmusik. Wie der Rest von Festzelt-Bayern übrigens auch.

Von Deniz Aykanat

Erwin und die Heckflossen aus Regensburg sollen es nun richten. Die festzelterprobte Party-Band unterstützt inzwischen täglich ab 20 Uhr auf dem Oktoberfest die Kapelle Josef Menzl, die dem Bräurosl-Publikum offenbar nicht genügend DJ-Ötzi-Songs gespielt hat, was damit zusammenhängen könnte, dass die Kapelle Josef Menzl auf altbayerische Blasmusik spezialisiert ist und "Hey Baby" nun mal keine altbayerische Blasmusik ist.

Die neuen Bräurosl-Wirte wollten eigentlich genau das: ausschließlich Blasmusik, als Rückbesinnung auf bayerische Traditionen quasi. Traditionsreich sind die Kapelle Josef Menzl aus dem Landkreis Regensburg und ihr Repertoire in der Tat. Ansonsten sind die Bräurosl-Verantwortlichen aber womöglich einem Missverständnis aufgesessen, einem falschen Verständnis von bayerischer Bierzeltkultur nämlich. Dazu gehört natürlich Blasmusik, selbstverständlich. Aber nicht nur. Die Mischung macht es. Banal, aber wahr.

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Um das Debakel in der Bräurosl zu verhindern, hätte ein Blick in die Festzelte jenseits von München gutgetan, nicht nur hinsichtlich zu erwartender Corona-Auswirkungen. Zur Wiesn fällt ja eh jedem zweiten Festzelt-Gänger wieder ein, dass München in Bayern liegt. Menschen, die sonst nicht mal ein "gell" rausbringen würden, verfallen plötzlich in Fantasie-Bairisch.

Was also wurde im realen Bayern so gespielt in der vergangenen Volksfest-Saison? Nehmen wir das Gäubodenvolksfest in Straubing im August, dem authentischeren kleinen Bruder der Wiesn. Da spielten in den Zelten bis zum Nachmittag Musikanten und Blaskapellen. Danach legten aber Gebilde mit Namen wie Kasplattnrocker, Froschhaxn Express oder Dirndlknacker los - und auch Erwins Heckflossen. Auf der Herbstdult in Regensburg wechselten sich Altbairisch Blech und Trixi und die Partylöwen ab.

Vielleicht waren sie bei der neuen Bräurosl einfach päpstlicher als der Papst mit ihrem Vorhaben, der Ballermannisierung der Wiesn Einhalt zu gebieten, indem sie durchgehend Blasmusik aufs Programm setzten. Ausgerechnet in der Bräurosl, einem ausgewiesenen Partyzelt. Der Ballermann feiert dieses Jahr übrigens 50. Geburtstag und es steht nicht gut um ihn. Die meisten bayerischen Volksfeste haben da schon ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel. Bislang haben sie sowohl Polka also auch Schlager ganz gut überlebt.

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