Bairische Sprachwurzel:Österreichs Präsident darf nicht zur Preisverleihung nach Bayern

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Alexander Van der Bellen, Bundespräsident von Österreich, wäre mehr als ein würdiger Empfänger der Bairischen Sprachwurzel gewesen. (Foto: Peter Lechner/dpa)

Staatsoberhaupt Van der Bellen hätte die Bairische Sprachwurzel erhalten sollen. Der Wiener Präsidentschaftskanzlei war das Ansinnen allerdings suspekt.

Von Hans Kratzer

Auch das Österreichische Fernsehen (ORF) schmückt sein Angebot gerne mit satirischen Beiträgen, manchmal sogar ungewollt. Sehr beliebt ist jedenfalls die Sendung "Willkommen Österreich", in der ein Komikerduo namens Maschek Prominenten in Filmbeiträgen statt des Originaltons witzige Aussagen in den Mund legt.

Ein Lieblingsopfer der Sendung ist der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Der verstand es bisher, alle Attacken mit einem Beuschelreißer (starke Zigarette) sowie mit humoristischer Gelassenheit wegzustecken. Vor gut einem Jahr hielt er auf der Leipziger Buchmesse eine launige Rede zum Thema Mehrsprachigkeit, in die er einen in Österreich populären Satz einbaute. Dieser lautet: "Was uns vom Deutschen trennt, ist die gemeinsame Sprache."

Van der Bellen, ein gelernter Professor, beherrscht nicht nur die gehobene deutsche Sprache, sondern auch den Dialekt des Tiroler Kaunertals. Als er einmal beim Wandern stürzte, kommentierte er seinen Fehltritt auf gut Kaunertalerisch: "Warsch it auchagstiega, warsch it ocha gfloga" (wärst du nicht hinaufgegangen, wärst du nicht hinuntergefallen).

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Logisch, dass der Bund Bairische Sprache auf die Idee kam, Van der Bellen die Bairische Sprachwurzel zu überreichen. Noch dazu, als die Wissenschaft lehrt, dass im Kaunertal eine Form des Südbairischen gesprochen werde. Die Sprachwurzel erhalten nur Persönlichkeiten von Welt. Papst Benedikt XVI. hat sie bekommen, dazu der österreichische Skiheld Armin Assinger, der Philosoph Gerhard Polt und die Raumfahrtingenieurin Berti Meisinger. Die Trophäe verspricht ewigen Ruhm.

Davon beeindruckt, signalisierte Van der Bellen großes Wohlwollen, seine Zusage war so gut wie sicher. Doch dann bekam die Präsidentschaftskanzlei Wind von der Sache und stellte sich quer.

Wie zu hören war, befürchteten die gestrengen Herren in der Hofburg, ihr Chef könnte schon wieder Anlass geben, von Maschek auf freche Weise synchronisiert zu werden und dadurch Schaden zu nehmen. Kaunertalerisch kommt in Wien gar nicht gut an. Klingt nach tiefster Provinz, lästert die Schickeria.

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"Oida, es reicht!", sagt Van der Bellen gelegentlich, wenn ihm etwas nicht passt. Seine Aufpasser in der Hofburg erhörten seinen Wunsch, die Sprachwurzel entgegenzunehmen, trotzdem nicht. Mit Karl Valentin bleibt nur noch festzuhalten: "Mögen hätte ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut."

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