Mitten in Unterfranken:Kein Bier für Söder & Co

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Mitten in Unterfranken: Lecker, aber für viele Politiker künftig tabu in "Der Krone". Ein Wirt in Unterfranken will künftig keine Abgeordneten mehr bedienen.

Lecker, aber für viele Politiker künftig tabu in "Der Krone". Ein Wirt in Unterfranken will künftig keine Abgeordneten mehr bedienen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin/Photographie Peter Hinz-Rosin)

Im Gasthaus "Krone" in Fladungen werden Abgeordnete nicht bedient. Warum? Der Inhaber, selbst örtlicher CSU-Chef, will eine Debatte anstoßen.

Kolumne von Olaf Przybilla

Die Rhön ist schön, herrliche Landschaften, beschauliche Orte, darunter Fladungen, die nördlichste Stadt in Bayern inklusive Fränkischem Freilandmuseum. Sommerliche Ausflüge drängen sich da förmlich auf, zumal man in Fladungen neuerdings auch wieder in einem fränkischen Gasthof mitten in der Kleinstadt speisen kann, in der "Krone", ein Traum. Nichts wie hin also - wobei das nicht oder zumindest höchst eingeschränkt für Markus Söder und Hubert Aiwanger gelten sollte und übrigens auch nicht für Florian von Brunn, Martin Hagen oder Katharina Schulze. Sie alle bekommen da nämlich nichts auf den Tisch gestellt.

Laut Schild am Hauseingang sind sie mit diesem Schicksal nicht allein. "Landtags- und Bundestagsabgeordnete werden weder verköstigt noch beherbergt", informiert dort der Eigentümer der Gaststätte, Andreas Hoch. Der ist in Fladungen nicht nur als solcher bekannt - sondern auch als Chef der örtlichen CSU.

Was das soll? Wer mit Hoch ins Gespräch kommt, muss flott sein mit dem Fragen, die Antworten sprudeln nur so heraus. Einen siebenstelligen Betrag habe er in die Hand genommen, um das Gasthaus zu verwirklichen, die Kosten aber explodierten förmlich - schon allein der "hoffnungslos überzogenen" Brandschutzbestimmungen wegen. Mehr als ein halbes Dutzend Gasthäuser habe man mal gehabt im Kern von Fladungen, alles Geschichte, es fehle einfach an politischer Unterstützung fürs flache Land. Überhaupt: Das Aus für insgesamt 27 örtliche Familienunternehmen habe Hoch in den vergangenen zwei Jahrzehnten gezählt, es sei immer von "Strukturwandel" die Rede, "aber das ist das wirtschaftliche Ausräumen des Landes".

Politik, so glaube er wahrzunehmen, werde heute vor allem gemacht für: "Großstädter, Faulenzer und Konzerne." Eines freilich komme für ihn absolut nicht in Frage: auszutreten aus seiner Partei, der CSU, "auf keinen Fall".

Hoch bevorzuge da andere Mittel des Protestes; bekommt aber auch reichlich Gegenwind gerade. Billige Gasthaus-PR, albernes Abgeordneten-Bashing und Populismus ausgerechnet eines CSU-Mannes schallt ihm entgegen. Allerlei "Ärger und Verdruss" habe er durchaus registriert, sagt Hoch, das habe er so nicht gewollt, er wird das Schild demnächst wieder abnehmen. Die Debatte aber sei ihm wichtig - und eine Botschaft: "Wir sind auch Bayern!" Wenn auch kurz vor Fulda.

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