Kabinett:Bayern strebt nach einer dritten Exzellenz-Uni

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Die Technische Universität München (TUM) ist bereits eine Exzellenz-Uni. (Foto: Joerg Koch/Getty Images)

Wissenschaftsminister Blume will neben den beiden Münchner Prämierungen einen zusätzlichen Elite-Standort ergattern, am besten in Nordbayern. Doch zunächst müssten die Hochschulen im Freistaat eine andere Hürde überwinden.

Von Johann Osel

Die Staatsregierung will nach einer dritten Exzellenz-Universität für den Freistaat greifen. Die sogenannte Exzellenz-Strategie, der Wettbewerb von Bund und Ländern zur Förderung der Spitzenforschung, sei die "Königsdisziplin", sagte Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) am Dienstag nach einer Sitzung des Kabinetts. "Unser Anspruch ist klar: Wir wollen bei diesem Rennen mit dabei sein." Dem Ministerrat, der sich im Schwerpunkt mit Wissenschaft beschäftigte, hatte Blume den Stand der Dinge vorgestellt. Neben den beiden bestehenden Exzellenz-Unis in München, der Ludwig-Maximilians-Universität und der Technischen Universität (LMU und TUM), wolle man "mindestens" noch einen weiteren derart prämierten Elite-Standort ergattern. Am besten in Nordbayern.

Die Exzellenz-Strategie, die ehemals Exzellenz-Initiative hieß und vor knapp zwei Jahrzehnten erstmals aufgelegt worden war, gliedert sich in zwei Teile. 2025 fällt die nächste Entscheidung, welche großen Forschungsvorhaben (sogenannte Exzellenz-Cluster) an deutschen Universitäten oder an Verbünden von Hochschulen weiter oder neu gefördert werden. Derzeit erhalten bundesweit 57 Cluster eine millionenschwere Finanzierung, darunter in Bayern außer in München Projekte in Bayreuth sowie Würzburg. 2026 folgt dann die Ernennung der Exzellenz-Unis, wobei ein oder in der Regel sogar zwei Cluster am Standort die Voraussetzung dafür sind.

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Insgesamt 26 Skizzen von bayerischen Universitäten seien in der ersten Stufe, der Bewerbungsrunde für Cluster, eingereicht worden, "von teils herausragender Qualität", berichtete Blume nach den Beratungen des Kabinett von Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Jetzt stünden umfangreiche Begutachtungsprozesse an bis zur Entscheidung 2025. "Wir wollen mehr Exzellenz-Cluster nach Bayern holen." Wer diese "Eintrittskarte" dann habe, könne sich auch in das Ringen um den Exzellenz-Status für die gesamte Hochschule begeben. Derzeit sind es elf deutschlandweit, die diesen Elite-Titel tragen dürfen.

Das Ziel einer zusätzlichen Exzellenz-Uni für Bayern hatte Blume bereits bei seiner Regierungserklärung im April ausgegeben: "Elite ist in Bayern kein Schimpfwort, sondern eine Anerkennung." Man unterstütze die Einrichtungen bei der Cluster-Beantragung, "wo wir können, weil das die Voraussetzung ist, Exzellenz-Uni zu bleiben oder zu werden". Es gelte, die beiden Münchner Prämierungen zu halten. Und man wolle eben eine weitere Top-Einrichtung für Nordbayern. Die fränkischen Universitäten hätten dank der Hightech-Agenda der Staatsregierung, die unter anderem die heimischen Einrichtungen im Kampf um begehrte Professorinnen und Professoren stärken soll, "eine herausragende Ausgangslage", erläuterte Blume damals. Der Exzellenz-Wettbewerb zielt indes keineswegs nur auf technische Disziplinen ab. Etwa unter den derzeitigen Förderungen von Clustern widmet sich das in Bayreuth Afrika-Studien. Nicht selten sind geförderte Forschungsschwerpunkte auch interdisziplinär angelegt.

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Markus Blume ist als Wissenschaftsminister auch für die Kunst zuständig - das zeigt sich bislang aber kaum. Dafür kann er offensichtlich nicht ganz von seinem alten Job als Generalsekretär lassen.

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Der Wissenschaftsminister berichtete weitere Neuigkeiten aus dem Kabinett. Der Aufbau der neuen Technischen Universität in Nürnberg, laut Blume ein "Jahrhundertprojekt", soll nach einem Beschluss nun beschleunigt werden: Schon im kommenden Wintersemester werde ein erster Masterstudiengang in Präsenz an den Start gehen, Thema künstliche Intelligenz; auch andere Fächerangebote werde man "früher ausrollen" als bisher geplant. Bei der Errichtung der Fakultäten gehe man durch zusätzliche Flächen "auf die Überholspur", die wichtigsten Schlüsselpositionen seien inzwischen besetzt.

Außerdem startet Bayern ein Zukunftsprogramm namens "Highmed-Agenda". Es soll vergleichbar mit der Hightech-Agenda "eine neue Ära medizinischer Spitzenversorgung" prägen, heißt es im Kabinettsbericht - und zum Beispiel wissenschaftliche Erkenntnisse schneller in die Anwendung mit Patienten bringen. Gegründet wird ferner eine strategische Allianz für die Hochschulmedizin, die medizinischen Fakultäten von LMU und TUM, der Münchner Universitätsklinika und des Helmholtz Zentrums in der Landeshauptstadt sollen künftig unter einer Dachmarke sichtbar sein.

Ein Verbund der vier Unikliniken Würzburg, Erlangen, Regensburg und Augsburg wiederum wird neuer Standort des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen des Deutschen Krebsforschungszentrums. Vom kommenden Jahr an fördere der Freistaat gemeinsam mit dem Bund die Klinik-Kooperation, hieß es. Im Versorgungsgebiet der vier Partnerkliniken stehen für acht Millionen Menschen modernste Krebsdiagnostik und -therapie zur Verfügung.

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