Mitten im Chiemsee:Rote Karte für alle

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Sollte dieser Blick von der Herreninsel auf die Fraueninsel allein den Vögeln vorbehalten bleiben? Drüben hat das jedenfalls mancher befürchtet. (Foto: Sebastian Beck)

Um die Vögel am Chiemsee besser zu schützen, hat das Landratsamt Rosenheim ein paar Pläne gemacht. In den betroffenen Gemeinden sind sie nicht auf viel Verständnis gestoßen.

Von Matthias Köpf, Chiemsee

Fast 310 000 Menschen haben das Königsschloss auf der Insel Herrenchiemsee 2023 besucht. So hat es die Schlösserverwaltung erst vor ein paar Tagen berichtet, und nach aller Erfahrung der staatlichen Schlossherren dürften ungefähr noch einmal so viele Ausflügler nur auf der Insel, aber nicht im Schloss gewesen sein. All diese vielen Menschen werden sich von den ebenfalls vielen Vögeln nicht groß haben stören lassen.

Dabei sind auf und um den Chiemsee an Spitzentagen bis zu 20 000 Wasservögel gleichzeitig unterwegs, wie wiederum das Landratsamt in Rosenheim gerade mitgeteilt hat. Dessen Naturschutzbehörde sorgt sich eher darum, ob die vielen Menschen die vielen Vögel stören. Wobei die Vögel an den östlichen Ufern und auf nahezu der gesamten Wasserfläche im Landkreis Traunstein herumdümpeln, während das Landratsamt Rosenheim für die westlichen Ufer und die drei Inseln verantwortlich ist. Ein dort zuletzt heiß diskutiertes Betretungsverbot für die Herreninsel hat es jetzt trotzdem nicht erlassen.

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Aus seiner Sicht war das mit dem Betretungsverbot ohnehin ein ebenso großes wie grobes Missverständnis. Zu diesem hat eine aus unklarer Quelle geschöpfte und in der Insel-Gemeinde Chiemsee präsentierte Landkarte beigetragen, auf der unter anderem die gesamte Herreninsel rot eingefärbt war - mit Ausnahme des Schlosses und des ehemaligen Chorherrenstifts, aber einschließlich aller Wege dorthin. Im Gemeinderat wurde das so interpretiert, dass bloß noch Vögel die Herreninsel betreten sollten.

Eingezeichnet war laut Landratsamt aber wohl nur die Fläche des längst existierenden Vogelschutzgebiets, auf der Besucher auf den Wegen bleiben und ihre Hunde hätten anleinen müssen, wozu sie dort ohnehin schon angehalten seien. Und in dieser Interpretation wäre es wohl widersinnig gewesen, davon ausgerechnet die Wege auszunehmen. Die Fraueninsel sei dagegen nicht Teil des Vogelschutzgebietes und also von den angestrebten Regelungen nicht betroffen - im Gegensatz zur Krautinsel, die zwar unbewohnt ist, aber speziell im Sommer nicht nur von Schafen betreten wird.

Zusätzlich ge- und verboten wird jetzt jedenfalls nichts, denn gegen den Willen der Gemeinden habe man von Anfang an nichts erlassen wollen, heißt es aus dem Amt, und neben der Gemeinde Chiemsee haben auch fast alle Gemeinden am Ufer ihren Unwillen durchaus deutlich gemacht. Und die Vögel hat keiner gefragt.

In einer früheren Version dieses Textes hieß es, dass Vertreter des Landratsamts mit der genannten Landkarte in den Gemeinden gewesen seien. Dies wurde geändert, denn nach Angeben der Behörde hat es eine gemeinsame Informationsveranstaltung für Vertreter aller Gemeinden gegeben. Die Herkunft der später in der Gemeinde Chiemsee gezeigten Karte sei unklar.

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