Fischerei und Klimakrise:Renke in Not

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Die Renke ist der wirtschaftlich wichtigste Fisch für die Berufsfischer an den oberbayerischen Seen. (Foto: Florian Peljak)

Die wirtschaftlich wichtigste Fischart in den klaren und kühlen Seen des bayerischen Alpenvorlands wird immer kleiner und leichter. Am Staffelsee kam es im Herbst zu einem Massensterben, das Fachleute auf den Klimawandel zurückführen.

Von Matthias Köpf, Chiemsee

Die Berufsfischer an den großen Seen Oberbayerns kämpfen mit abnehmenden Fischbeständen. Besonders von den Renken, der wirtschaftlich mit Abstand wichtigsten Fischart in den Seen im Alpenvorland, gingen ihnen im vergangenen Jahr weit weniger ins Netz als davor. Besonders auffällig war diese Entwicklung am Ammersee und am Chiemsee, wie der Fischereifachberater des Bezirks Oberbayern nun in seinem Jahresbericht für 2023 festgestellt hat.

Demnach haben die Berufsfischer am Chiemsee im vergangenen Jahr insgesamt 74,2 Tonnen Fisch gefangen. Mit 53,6 Tonnen waren mehr als zwei Drittel davon Renken. 2022 hatten alle gefangenen Renken aus Bayerns größtem See zusammen noch gut 70 Tonnen gewogen, im Jahr 2021 waren es noch fast 76 Tonnen. In den drei vergangenen Jahren lag das Gesamtgewicht der erbeuteten Renken damit um ein Viertel bis um die Hälfte unter dem Durchschnitt der Jahre 2009 bis 2019.

Als Grund für den Rückgang nennt der Bericht, dass die Tiere zwar nicht in dem Maß weniger werden, aber dass sie im Durchschnitt kleiner blieben und damit weniger Fanggewicht auf die Waage brächten. Dies wiederum liege an einem geringeren Nahrungsangebot im See und letztlich an einem geringen Phosphor-Gehalt - also an einer verbesserten Wasserqualität dank aufgerüsteter und ausgebauter Ringkanäle und Kläranlagen. Ähnliches beklagen schon seit etlichen Jahren die Fischer am Bodensee, wo die Renken "Felchen" heißen, aber auch immer kleiner bleiben und weniger werden.

Als weitere wichtige Faktoren für den Rückgang der Renken am Chiemsee und einen regelrechten Einbruch der Fangmenge am Ammersee benennt der Bericht neben den Kormoranen als tierische Konkurrenten der Fischer vor allem die Wassertemperatur in den oberen Schichten und den Sauerstoffgehalt in der Tiefe. In beidem erkennen die Fischerei-Fachleute des Bezirks nach eigenen Worten "Folgen der Klimakrise". Selbst haben sie dazu im vergangenen Herbst eine Reihe von Messungen im Staffelsee im Landkreis Garmisch-Partenkirchen vorgenommen, nachdem es dort zu einem Renkensterben mit zahlreichen tot an der Oberfläche treibenden Tieren gekommen war.

"Der Tiefensauerstoff des Sees wurde über die warmen Sommermonate zur Gänze aufgebraucht", heißt es dazu in dem Bericht. Demnach lag der Sauerstoff im Wasser des Staffelsees ab einer Tiefe von 8,5 Metern schlicht bei null. Zugleich konnten die Renken nicht in die oberen Schichten ausweichen, denn das Wasser dort war auch im Oktober noch zwischen 20 und 17 Grad warm - und damit auf lange Sicht deutlich zu warm für die Fischart, die auf die eigentlich kühleren Seen im Alpenraum spezialisiert ist. Positives notiert der Bericht von Wiederansiedlungsprojekten für die Seeforelle im Königssee und die Mairenke im Schliersee.

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