Tierhaltung:Familie wegen Misshandlung und Tötung von Schweinen angeklagt

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Bei der Schweinehaltung gibt es ganz unterschiedliche Formen, gerade in großen Betrieben kann es eng zugehen. Doch die Landwirtsfamilie aus dem Landkreis Ansbach hat ihre Tiere wohl besonders schlecht behandelt. (Foto: imago)

Fast 200 Tiere starben, bei fast 1000 wurden Anzeichen von Kannibalismus festgestellt. Nun müssen sich ein Ehepaar und ihr Sohn wohl vor Gericht verantworten.

Fünf Monate nach dem Fund von schlecht versorgten Schweinen hat die Ansbacher Staatsanwaltschaft gegen ein Bauernpaar und deren Sohn Anklage erhoben. Der Familie werden die Tötung und die quälerische Misshandlung von Wirbeltieren vorgeworfen. Das 65 und 63 Jahre alte Paar soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft in ihrem Schweinemastbetrieb im Landkreis Ansbach 1300 Tiere gehalten haben.

Von Anfang 2021 bis Ende 2022 haben die Schweine demnach in einem schlecht beleuchteten Stall zu wenig Futter und Wasser bekommen. Bei 900 Tieren wurden nach den Angaben Anzeichen auf Kannibalismus gefunden. Die Schweine hätten auch kein Beschäftigungsmaterial bekommen und eine tiermedizinische Behandlung habe gefehlt. Dadurch hätten die Tiere Schmerzen erlitten.

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Zudem seien 193 Schweine verendet und im Stall liegen gelassen worden. Weil der 40-jährige Sohn ab November 2022 den Betrieb betreut hatte, wurde auch gegen ihn Anklage erhoben. Das Amtsgericht Ansbach entscheidet nun, ob die Anklage zugelassen und das Hauptverfahren eröffnet wird.

Weiterer Prozess bei Allgäuer Tierschutzskandal

Ein weiterer Prozess wegen Tierquälerei steht in Memmingen an. Im Rahmen der juristischen Aufarbeitung des Allgäuer Tierschutzskandals sollte am Montag am Landgericht Memmingen ein weiteres Verfahren gegen drei Landwirte beginnen. Der Auftakt wurde kurzfristig wegen der Verhinderung der Angeklagten jedoch abgesagt. Ein neuer Termin steht noch nicht fest.

Die Angeklagten sollen dafür verantwortlich sein, dass 32 kranke Rinder nicht von Tierärzten behandelt wurden. Dadurch sollen die Kühe unnötig gelitten haben. Mehr als die Hälfte der Tiere mussten dann geschlachtet oder eingeschläfert werden, einzelne Rinder waren bereits verendet.

Den 37 bis 67 Jahre alten Männern, ein Vater und seine beiden Söhne, werden in der Anklage zahlreiche Verstöße gegen das Tierschutzgesetz vorgeworfen. Ihnen drohen bis zu drei Jahre Haft. Der Bauernhof der Angeklagten liegt in Bad Grönenbach, wo vor vier Jahren der Tierschutzskandal begann. Eine Tierschutzorganisation hatte damals ein Video veröffentlicht, das Tierquälerei aus einem Großbetrieb zeigen sollte. In der Folge ermittelten die Behörden gegen mehrere Betriebe.

In einem größeren Prozess wurden Ende 2022 zwei Männer, ebenfalls Vater und Sohn, verurteilt. Der Vater erhielt in erster Instanz eine Bewährungsstrafe, während sein Sohn zwei Jahre und zehn Monate ins Gefängnis soll. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig, da beide Revision eingelegt hatten.

Voraussichtlich ab Oktober soll in Memmingen der größte Fall in dem Komplex verhandelt werden. Hier sind fünf Männer und eine Frau angeklagt, es geht um 58 vernachlässigte Rinder.

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