Je länger die Debatte läuft, je öfter von Fahrverboten zu lesen ist, je mehr Schlagzeilen es über Elektroautos gibt, umso größer wird die Verunsicherung bei Autokäufern: Welches Modell soll man nur nehmen? Dem Diesel treu bleiben? Auf einen Wagen mit Benzinaggregat umsteigen, womöglich ergänzt durch einen E-Motor? Gleich ein reines Elektroauto nehmen? Vielleicht ist aber auch eines mit Gasantrieb eine Option? Diese Übersicht macht die Vor- und Nachteile der einzelnen Antriebsvarianten deutlich - und bietet damit eine Entscheidungshilfe.
Diesel: Mit neuer Abgasnorm besser als sein Ruf
Schnäppchenjäger aufgepasst: Wer Hightech zu Schleuderpreisen sucht, wird beim Diesel fündig. In der Dauerkrise ist allerdings Nervenstärke gefragt: Immer neue Hiobsbotschaften über drohende Fahrverbote, Gesundheitsschäden und Affentests haben die Neuwagenkäufer verunsichert. 23 Prozent von ihnen geben an, die Diskussion um den Diesel habe ihre Kaufentscheidung beeinflusst. Das zeigt der DAT-Report 2018, der die automobilen Befindlichkeiten in Deutschland analysiert. 2017 sank der Dieselabsatz um 13,2 Prozent, ein Stimmungswandel ist nicht in Sicht.
Weil die Hersteller ihre Selbstzünder nur schwierig loswerden, sind sie auch im neuen Jahr bereit, mehrere Tausend Euro an Umtauschprämien für alte Diesel zu zahlen. Das ist die Chance für Sparfüchse: Auch ohne Altdiesel gibt es bei Modellwechseln momentan dicke Rabatte.
Ein kühler Kopf hilft also, die Autokosten erheblich zu senken - und das Diesel-Abgasproblem richtig einzuordnen: Euro-6-Diesel werden bis auf Weiteres nicht von Fahrverboten in Deutschland betroffen sein. Wer ganz sichergehen will, entscheidet sich für einen Diesel, der die neueste Abgasnorm Euro 6d Temp (temporär) erfüllt. Das sind zwar erst einige wenige Autos, doch bis zum September dieses Jahres müssen alle neuen Selbstzünder die Gesetzesvorgabe erfüllen. Während die bisherigen Euro-6-Diesel laut Umweltbundesamt im Schnitt 507 Milligramm Stickoxide je Kilometer (mg/km) ausstoßen, dürfen es bei Euro 6d Temp nur 168 mg/km sein. Nicht im Labor, sondern unter realen RDE-Straßenbedingungen (RDE = Real Driving Emissions). Damit liegen Diesel zwar deutlich über dem Prüfstandslimit für Benziner (60 mg/km). Doch Test mit mobilen Messgeräten zeigen, dass die zukunftssicheren Diesel im normalen Fahrbetrieb deutlich unter diesem Grenzwert bleiben.
Vielfahrer schwören auf den Diesel
Nüchtern betrachtet ist das Dauerthema Diesel mit Euro 6d Temp also durch. Zumal spätestens die Euro-5-Diesel ab Werk mit einem geschlossenen Partikelfilter ausgerüstet wurden. Für den Staub in den Städten können sie also weniger als neue Benziner.
Aber machen Sie das in der aufgeheizten Stimmung mal Ihren Freunden und Bekannten klar. Wer jetzt einen Diesel kauft, steht unter hohem Rechtfertigungsdruck. Dabei haben Diesel-Pkw den unbestrittenen Vorteil, dass sie im Schnitt 15 Prozent weniger Kraftstoff benötigen und damit weniger klimaschädliche Treibhausgase ausstoßen als Benziner. Nach Erfahrungen im SZ-Testfuhrpark ist der Vorteil beim Fahren außerhalb der Stadt sogar noch größer. Wer mit einem bequemen Auto lange Strecken zurücklegen will, ist mit dem leicht nagelnden Verbrenner effizient unterwegs. Deshalb werden ja fast alle Lkw mit Diesel angetrieben; auch Vielfahrer in Fuhrparks schwören auf den Selbstzünder. Und bei der Reichweite mit einer Tankfüllung ist er ohnehin unschlagbar.