Mobilität:Was sich 2024 alles ändert

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Der Preis für den Liter Super wird 2024 um etwas mehr als vier Cent steigen. (Foto: Jens Magnusson/imago/Ikon Images)

Steigende Spritpreise, teurere Führerscheinprüfungen und viele Umleitungen bei der Bahn. Was das nächste Jahr in der Mobilität bringt - ein Überblick.

Von Marco Völklein

Unterwegs sein, egal mit welchem Verkehrsmittel, kostet Geld. Zudem sind zahlreiche Bestimmungen und Regeln zu beachten. Und jedes Jahr stehen auch viele Veränderungen an, sei es für Autofahrerinnen und -fahrer, für die Kundschaft der Deutschen Bahn oder auch explizit für junge Leute. Hier ein Überblick:

Höhere Spritpreise

Um den Klimaschutz voranzutreiben, hat die Bundesregierung beschlossen, die CO₂-Bepreisung fossiler Brennstoffe schrittweise zu erhöhen. Das wird sich vom 1. Januar 2024 an auch an der Tankstelle bemerkbar machen: Dann tritt die nächste Stufe der CO₂-Steuer in Kraft. Sie beträgt statt bisher 30 Euro dann 45 Euro pro Tonne CO₂. Nach Berechnungen des Automobilklubs ADAC dürfte sich der Preis für den Liter Benzin um 4,3 Cent erhöhen, beim Diesel dürften die Preise um etwa 4,7 Cent je Liter steigen. In den kommenden Jahren sind weitere Anstiege des CO₂-Preises eingeplant; weitere Preissprünge an den Tankstellen dürften daher folgen.

Im kommenden Jahr müssen Autofahrerinnen und -fahrer mit höheren Kraftstoffpreisen rechnen. (Foto: Sina Schuldt/dpa)

Bezahlen an Ladesäulen

Von Juli 2024 an gilt für Schnellladesäulen, die erstmalig in Betrieb genommen werden, dass mindestens eine kontaktlose Zahlung mit gängigen Debit- oder Kreditkarten möglich sein muss. "Bestehende Säulen müssen erst einmal nicht nachgerüstet werden", erläutert der Automobilclub Europa (ACE): "Es empfiehlt sich also weiterhin, Ladekarten oder Lade-Apps mitzunehmen."

Winterreifen nur noch mit Alpine-Symbol

Vom 1. Oktober 2024 an werden nur noch Reifen als Winterreifen anerkannt, die das Alpine-Symbol tragen, erklärt der ACE. Das Symbol besteht aus einer Schneeflocke und einem Berg. Eine generelle Winterreifenpflicht gibt es in Deutschland zwar nicht, stattdessen eine situative, wie der ADAC erläutert: Bei winterlichen Straßenverhältnissen, also bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte, darf nur mit Winterreifen gefahren werden - und diese müssen von Oktober an das Alpine-Symbol tragen. Reifen mit der "M+S"-Kennzeichnung (das Kürzel steht für Matsch und Schnee) sind laut ACE zwar längst nicht mehr im Verkauf, dürfen dann aber auch nicht mehr gefahren werden. "Aktuelle Reifen tragen häufig sowohl das Alpine-Symbol als auch die M+S-Kennzeichnung", so der ACE. "Diese doppelt gekennzeichneten Reifen dürfen weiterhin gefahren werden. Wer aber nur die M+S-Kennzeichnung hat, sollte sich rechtzeitig einen neuen Satz Reifen beschaffen."

Das Alpine-Symbol (links) zeigt eine Schneeflocke, eingerahmt von einem Berg. (Foto: GTÜ/dpa-tmn)

Blackbox im Auto kommt

Aus dem Flugzeug ist die sogenannte Blackbox schon bekannt, von 7. Juli 2024 an gehört sie auch zur Grundausstattung eines jeden neu zugelassenen Pkws, erklärt der ACE. Ein solcher Event Data Recorder (EDR) (auf Deutsch: Unfalldatenschreiber), zeichnet fortlaufend Informationen auf, unter anderem die gefahrene Geschwindigkeit, Bremsvorgänge oder Airbag-Auslösungen. Die Daten werden allerdings auch regelmäßig überschrieben. Nur im Falle eines Unfalls sichert der EDR laut ADAC die Informationen fünf Sekunden vor und 300 Millisekunden nach der Kollision, um so den Unfallhergang besser rekonstruieren zu können. "Das Auslesen geschieht in der Regel nur mit Zustimmung des Fahrenden - es sei denn es wird, beispielsweise bei Unfallverletzten oder -toten, gerichtlich angeordnet", ergänzt der ACE. Da diese Neuerung bereits seit vergangenem Juli bei allen neu entwickelten Autos Pflicht ist, ist die besagte Blackbox schon heute in zahlreichen Neuwagen montiert.

Fahrerassistenzsysteme werden Pflicht

Ebenfalls mehr Sicherheit bringen sollen eine Reihe von Fahrerassistenzsystemen, die von 7. Juli 2024 an Pflicht für neu zugelassene Fahrzeuge werden. Dazu gehören laut ADAC ein intelligenter Geschwindigkeitsassistent, Notbremslicht, Rückfahrassistent, autonome Notbremsassistenzsysteme für Hindernisse und andere Fahrzeuge, Notfall-Spurhalteassistent, ein Müdigkeits-Warnsystem und die Vorrichtung zum Einbau einer alkoholempfindlichen Wegfahrsperre (auch "Alkolock" genannt).

Handy-Blitzer im Einsatz?

Um das Handyverbot besser kontrollieren zu können, lief 2022 in Rheinland-Pfalz ein Pilotprojekt: Das sogenannte Monocam-System dokumentierte, ob der Fahrer beziehungsweise die Fahrerin ein Mobiltelefon während der Fahrt in der Hand hält. Das Bundesland plant nach Angaben des ADAC eine Gesetzesänderung, um die Überwachung auf eine bisher fehlende Rechtsgrundlage zu stellen. "Wurden die Handy-Blitzer bisher nur im Raum Mainz und Trier getestet, könnten sie so bald flächendeckend in Rheinland-Pfalz eingesetzt werden", spekuliert der Automobilclub. Es könnte sogar sein, dass die Technik "in absehbarer Zeit" auch bundesweit installiert wird. In den Niederlanden seien die neuartigen Blitzer bereits regulär in Betrieb, so der Klub. Wer mit dem Mobiltelefon am Steuer erwischt wird, muss in Deutschland 100 Euro Bußgeld bezahlen und kassiert einen Punkt in Flensburg.

Bußgelder aus der Schweiz werden vollstreckt

Voraussichtlich Anfang 2024 (ein genauer Termin steht nach Angaben des ADAC bislang nicht fest) wird der deutsch-schweizerische Polizeivertrag in Kraft treten. Das bedeutet: Wer in der Schweiz geblitzt wird, kann künftig einfacher zur Kasse gebeten werden. Bislang konnten Temposünder solche Bußgeldaufforderungen in der Regel aussitzen - doch das geht nun nicht mehr, wie der Klub erklärt: "Voraussetzung für die gegenseitige Vollstreckung ist, dass das Bußgeld samt Verfahrenskosten die Bagatellgrenze von 70 Euro in Deutschland beziehungsweise 80 Franken in der Schweiz übersteigt."

Tagesvignette in Österreich

Die österreichische Regierung hat für 2024 die Einführung einer Tagesvignette für Autobahnen beschlossen. Im Gegenzug wird das Zehn-Tages-Pickerl teurer. Die Tagesvignette für 8,60 Euro gibt es bereits seit 1. Dezember 2023 - und sie ist ausschließlich digital erhältlich. Der Preis der Zehn-Tages-Vignette steigt von bisher 9,90 Euro auf 11,50 Euro.

Die neue Tagesvignette ist nur als digitales Pickerl erhältlich. (Foto: W. Simlinger, Degeng/Asfinag)

Österreich: Auto darf beschlagnahmt werden

Am 1. März 2024 tritt in Österreich der letzte Teil des Maßnahmenpakets gegen extreme Raserei in Kraft: In Fällen von besonders rücksichtsloser und gefährlicher Raserei können die Fahrzeuge an Ort und Stelle beschlagnahmt werden, etwa bei einer sehr hohen Geschwindigkeitsüberschreitung von mehr als 60 Kilometer pro Stunde innerorts oder mehr als 70 km/h außerorts. Fährt jemand mehr als 80 km/h innerorts beziehungsweise 90 km/h außerhalb des Ortsgebiets als erlaubt, kann er das Auto dauerhaft verlieren, erläutert der ADAC und warnt: "Von dieser Maßnahme dürften auch ausländische Autofahrende betroffen sein."

Italien: deutlich höhere Bußgelder

Auch Italien plant deutlich höhere Bußgelder für einige Verkehrsdelikte, um die zuletzt gestiegenen Unfallzahlen in den Griff zu bekommen. Vor allem Vergehen, die Fahrer ablenken können, wie etwa Handynutzung und Alkohol am Steuer, sollen härter belangt werden. Aber auch Falschparken und extreme Tempoverstöße werden teurer. Das Parlament muss das Vorhaben laut ADAC zwar erst noch bestätigen, dennoch könnten die neuen Regelungen bereits im Januar 2024 in Kraft treten.

Probleme bei der Alpenquerung

Der Tunnel auf der S16 Arlberg Schnellstraße in Österreich wird auch 2024 für einige Monate gesperrt - und zwar voraussichtlich von 15. April bis 22. November. "Eine Umleitung erfolgt über den parallel verlaufenden Arlbergpass", erläutert der ACE. Hier sollte man aber eine mindestens 30 Minuten längere Fahrt einplanen. Zudem sei die Strecke nur bedingt für Fahrzeug-Gespanne geeignet: "Unter der Woche haben auch Anhänger über 750 Kilogramm freie Fahrt, an Wochenenden aber dürfen sie die Umleitung über den Arlbergpass zwischen neun und 17 Uhr jedoch nicht nutzen." Wer also kann, sollte die Strecke am besten großräumig umfahren.

Zudem könnte im Laufe des Jahres 2024 auf der Brennerautobahn A 13 in Österreich eine Engstelle entstehen: Dort steht die Luegbrücke schon seit geraumer Zeit unter besonderer Beobachtung. Die 1,8 Kilometer lange Hangbrücke ist marode und musste bereits an verschiedenen Stellen mit Stahlgerüsten abgestützt werden; 2024 könnte es sein, dass die Behörden eine Einspurigkeit anordnen: Dann stünde pro Fahrtrichtung nur eine Spur zur Verfügung. Lange Staus und Behinderungen wären die Folge.

Kinderreisepass wird abgeschafft

Von Januar 2024 an benötigen Eltern für Reisen mit Kindern unter zwölf Jahren außerhalb der EU einen regulären Reisepass samt Chip für den Nachwuchs. Dieser kostet 37,50 Euro und ist sechs Jahre lang gültig. Bisherige Kinderreisepässe, deren Datum noch nicht abgelaufen ist, sind im Prinzip weiterhin gültig - werden aber nicht mehr von jedem Land anerkannt, warnt der ACE. Für Reisen innerhalb der EU beziehungsweise innerhalb des Schengen-Raums reicht für Kinder unter 16 Jahren ein Personalausweis. Dieser kostet knapp 23 Euro, ist allerdings auch nur sechs Jahre lang gültig.

Der Kinderreisepass wird künftig abgeschafft. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Führerschein: Prüfungen teurer

Wer seinen Führerschein macht, wird im neuen Jahr tiefer in die Tasche greifen müssen. Laut ACE wurde bereits vor dem Jahreswechsel die Gebührenordnung geändert: Die Neufassung sieht eine Erhöhung um elf Prozent vor. Damit steigt nach Angaben des Klubs die Gebühr für die Theorieprüfung auf knapp 25 Euro; für die praktische Prüfung der Klasse B müssen Prüflinge künftig etwa 130 Euro statt bislang circa 117 Euro bezahlen.

Bahn: Gratis-Ticket für die Jugend

Im Juni hatten Deutschland und Frankreich Jugendlichen einen Monat lang kostenfreie Bahnfahrten durch die beiden Länder spendiert - allerdings waren die jeweils 30 000 Tickets zum Verdruss vieler binnen weniger Stunden weg. Im kommenden Jahr soll das Ganze wiederholt werden - dann allerdings mit Polen als Partnerland: Die Koalition aus SPD, Grünen und FDP hat für das deutsch-polnische Jugendticket 5,8 Millionen Euro bereitgestellt. Wie viele Tickets angeboten werden und wann die Verlosung starten wird, ist allerdings noch offen. Für das deutsch-französische Jugendticket hatte die Bundesregierung im Frühjahr fast sechs Monate Vorbereitungszeit benötigt, um dann äußerst kurzfristig den Start der Verlosung zu verkünden.

München-Verona: Neue Züge

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) werden voraussichtlich von Frühjahr an neue Eurocity-Züge auf der beliebten Bahnstrecke München-Verona über den Brennerpass einsetzen (der genaue Starttermin ist noch offen). Zuletzt hatten Kundinnen und Kunden über die veralteten Wagen geklagt, die die ÖBB auf der für den Touristenverkehr wichtigen Strecke einsetzt. Allerdings gibt es auch einen Wermutstropfen: In den neuen Zügen ist deutlich weniger Platz für die Fahrradmitnahme - was Radreisende, die eine Alpenüberquerung planen, vor Herausforderungen stellen dürfte.

Deutschland-Ticket bald teuer?

Auch wenn Bund und Länder viele Wochen über die Finanzierung eventuell anfallender Mehrkosten gestritten hatten und sich mit Stendal in Sachsen-Anhalt ein Landkreis zunächst verabschiedet hatte, dann aber doch dabei geblieben ist: Das Deutschland-Ticket wird es auch 2024 geben. Allerdings ist noch offen, ob es beim Preis von 49 Euro pro Monat bleibt. Die Ministerpräsidenten der Bundesländer hatten bei einem Treffen mit dem Kanzler vereinbart, ihre Verkehrsminister sollten ein Konzept erarbeiten, wie mögliche Mehrkosten ausgeglichen werden könnten. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) jedenfalls weigert sich, zusätzliches Geld zur Verfügung zu stellen. Gut möglich also, dass der Preis für das beliebte Ticket im Laufe des Jahres steigt.

Mit dem Deutschland-Ticket kann man bundesweit Busse und Bahn im Regionalverkehr nutzen. (Foto: Boris Roessler/dpa)

Großbaustelle bei der Bahn

Zugreisende, die 2024 die wichtige Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim nutzen wollen, sollten sich auf Umwege und Probleme einstellen. Denn die Deutsche Bahn (DB) plant auf der etwas mehr als 70 Kilometer langen Trasse, der sogenannten Riedbahn, eine umfangreiche "Generalsanierung". Dabei werden Gleise, Weichen, Signale, Bahnhöfe erneuert - alles in einem Aufwasch. Um zügig arbeiten zu können, wird die Strecke fast sechs Monate lang komplett gesperrt: zunächst vom 1. bis 22. Januar 2024 und dann von Mitte Juli an bis zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2024. Die Riedbahn ist die erste von insgesamt 40 stark befahrenen Abschnitten, die derart bis 2030 saniert werden sollen - auf Bahnkunden wird also in den nächsten Jahren einiges zukommen.

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