"Rettet die Isar jetzt":Verein fordert Beschränkung für Isar-Bootsfahrten

Lesezeit: 3 min

Isar-Touren sind ein beliebter Spaß. (Foto: Manfred Neubauer)
  • Der Verein "Rettet die Isar jetzt" will die Isar als Wildfluss erhalten.
  • Er fordert deshalb unter anderem ein Ende der massenhaften Nutzung durch Bootsfahrer.

Von Petra Schneider, Lenggries

Der Trend zu Freizeitaktivitäten in der Natur ist ungebrochen. Dass dabei auch vor ökologisch sensiblen Bereichen nicht Halt gemacht wird, beobachtet der Verein "Rettet die Isar jetzt" mit Sorge.

Die 1974 gegründete "Notgemeinschaft", wie sich der Verein mit derzeit 243 Mitgliedern bezeichnet, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Isar als Wildfluss zu erhalten und die Ableitung von Zuläufen der oberen Isar zum Zweck der Energiegewinnung auf ein ökologisch vertretbares Maß zu reduzieren.

Um das Isartal in seiner Schönheit zu erhalten, muss nach Ansicht des Vereins auch der massenhafte Nutzung durch Bootsfahrer Einhalt geboten werden. Hoffnungen setzt man diesbezüglich auf eine Verordnung des Landratsamts, die in Arbeit ist. Momentan werden die rund 2700 Rückmeldungen, die im vergangenen Herbst bei einer Online-Umfrage eingegangen sind, ausgewertet.

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"Das Thema brennt den Menschen auf den Nägeln", sagte der Vorsitzende des Vereins, Karl Probst, kürzlich bei der Jahreshauptversammlung. Man habe sich beim Landratsamt Weilheim-Schongau kundig gemacht, welches bereits eine "Ammer-Verordnung" für die Nutzung des Flusses erlassen und damit gute Erfahrungen gemacht habe.

Probsts Verein habe eigene Forderungen formuliert, die in der kommenden Isar-Verordnung berücksichtigt werden sollten. Dazu gehöre eine tages- und jahreszeitliche Beschränkung für Bootfahrer. Auch der Pegelstand - sowohl zu niedrig als zu hoch - müsse berücksichtigt werden. Eine Kontingentierung für die gewerbliche Nutzung ist nach Ansicht des Vereins erforderlich. "Es muss möglich sein, in einer bestimmten Zeiteinheit nur eine bestimmte Anzahl gewerblicher Bootfahrer zuzulassen", sagte Probst.

Rechtlich sei das freilich nicht ganz einfach. Die obere Isar im Bereich Sylvensteinsee-Wallgau, ein sensibler Bereich mit wenig Wasser, sollte nach Überzeugung des Vereins von jeglichem Bootsverkehr, inklusive Stehpaddlern, freigehalten werden. Auch ein Haftungsausschluss müsse in der künftigen Verordnung verankert werden. "Die Isar ist ein Wildfluss", stellte Probst klar.

Schäden, die bei der Nutzung des Flusses entstünden, dürften nicht der öffentlichen Hand in Rechnung gestellt werden. Als Beispiel nannten Probst einen Vorfall im vergangenen Jahr: Wegen eines drohenden Hochwassers hatte das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen ein Bootfahrverbot erlassen. Das Hochwasser trat jedoch nicht ein, und kommerzielle Nutzer stellten daraufhin an das Landratsamt Regressforderungen.

In seinem Bericht verwies Probst auf die Ankündigung des Freistaats Bayern, im Jahr 2020 die Verträge mit dem Betreiber des Walchenseekraftwerks Uniper zu kündigen, die dann zum Jahr 2030 auslaufen würden. Wenn die neue Staatsregierung an dieser Kündigung festhalte, müsse neu verhandelt werden.

"Das bietet eine nie dagewesene Chance, die Restwassersituation für die obere Isar zu verbessern", sagte der Vorsitzende von "Rettet die Isar jetzt". Zwar werde seit dem Jahr 1990 eine Teilrückleitung vorgenommen. Nach Ansicht des Vereins aber nicht genug, denn nach wie vor würden Zuläufe der oberen Isar zur Stromerzeugung abgeleitet.

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"Die Balance zwischen Ökonomie und Ökologie muss gegeben sein", erklärte auch Roland Kriegsch vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim (WWA). Tatsächlich ist der ökologische Zustand der Isar zwischen Sylvensteinspeicher und Bad Tölz seinen Angaben zufolge "unbefriedigend". Sie erfülle in diesem Abschnitt nicht die Kriterien der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die bis zum Jahr 2027 den "guten ökologischen Zustand" aller Gewässer als Ziel definiert.

Im Jahr 2000 war diese Wasserrahmenrichtlinie verabschiedet worden und ist mittlerweile von allen europäischen Mitgliedsstaaten in das eigene Landesrecht aufgenommen. In Deutschland wurden dafür das Wasserhaushaltsgesetz und alle Landeswassergesetze der Bundesländer novelliert. Gewässer werden dabei nicht nur nach ihrer chemischen Qualität beurteilt. Seit der Einführung der Wasserrahmenrichtlinie werden auch Tiere und Pflanzen im Gewässer und die Gewässerstrukturen zur Bewertung des Gewässerzustands herangezogen.

Der Grund für die schlechte Bewertung der Isar an jenem Abschnitt: Fische finden dort nur unzureichend Lebensräume. Das Wasserwirtschaftsamt Weilheim plant deshalb rund 80 Maßnahmen, die Regina Full erläuterte: Geschiebedefizit und Abflussregulierungen der Isar hätten die Dynamik des Flusses verändert. Dadurch seien Bereiche verlandet und Nebenarme verloren gegangen. Ziel der Maßnahmen ist die Wiederherstellung der "naturnahen Dynamik" des Flusses.

Wichtig sei, dessen Durchgängigkeit, etwa durch Fischtreppen, herzustellen und den Geschiebetransport zu gewährleisten. 80 000 Kubikmeter Geschiebe werden oberhalb des Sylvensteinspeichers entnommen, damit dieser nicht verlandet und seine Speicherkapazitäten erhalten bleiben.

Um eine Eintiefung der Isar zu verhindern, werden unterhalb des Sees an mehreren Stellen 20 000 Kubikmeter wieder zugeführt. So entstehen auch Kiesbänke und Verzweigungen als Lebensräume für Tiere. "Eine sehr erfolgreiche Maßnahme, die fortgeführt wird", wie Full sagte. Rückzugsräume für Fische sollen auch durch die Zugabe von Totholz geschaffen werden. Sie könnten auch als "Struktur förderndes Element" zur Ufersicherung beitragen. Ufersicherungen mit Steinen sollen dagegen zurückgebaut werden, um der Isar "ihre Breite zurückzugeben". Auch Auengewässer will das Wasserwirtschaftsamt weiter entwickeln.

© SZ vom 03.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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