Wissenschaft:Mikroplastik durch Schiffe und Offshore: Nordseeuntersuchung

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Das Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiff "Atair", für das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) liegt nach seiner Taufe an Kai der Fassmer Werft. (Foto: Carmen Jaspersen/dpa/Archivbild)

Schiffe und Offshore-Anlagen müssen gegen Korrosion geschützt werden. Doch die Farbanstriche verwittern und Partikel gelangen ins Meer. Forscher wollen die Menge dieser Art von Mikroplastik bestimmen.

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Hamburg/Bremerhaven (dpa) - Forscher aus Deutschland und fünf weiteren Nordseeanrainerstaaten wollen klären, wie viel Mikroplastik durch Schiffe und Offshore-Anlagen ins Meer gelangt. Darum ist zurzeit das Forschungsschiff „Atair“ in der Deutschen Bucht unterwegs, um Wasser- und Sedimentproben zu entnehmen. „Abriebe von Partikeln entstehen nicht nur im Straßenverkehr, sondern zum Beispiel auch in der Schifffahrt“, erklärte Marten Fischer, Wissenschaftler am Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg. Farbanstriche und Beschichtungen gegen Bewuchs und Korrosion bestünden überwiegend aus Kunststoffen. Durch Verwitterung und Verschleiß entstehe Mikroplastik, also Partikel, die kleiner als fünf Millimeter sind.

Die Grundlage für die Untersuchung legten Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum Hereon (Geesthacht) mit einer kürzlich veröffentlichten Studie. Das Team um Lars Hildebrandt kombinierte verschiedene chemisch-analytische mit mathematisch-statistischen Methoden. „So können wir verschiedene Typen von Partikeln genauer erfassen und sicher voneinander unterscheiden“, sagte Hildebrandt. Umweltverbände befürchten, dass Mikroplastik negative Auswirkungen auf Meereslebewesen hat. Sie fordern Maßnahmen gegen den Eintrag der Plastikteilchen.

In der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) Deutschlands von Nord- und Ostsee und im Küstenmeer sind zurzeit 1564 Windenergieanlagen installiert. Durch den Ausbau der Windenergie auf See und die zunehmende Schifffahrt könnte die Belastung der Nordsee durch Mikroplastik zunehmen, vermuten die Forscher. Im Rahmen des europäischen Projekts Anemoi untersuchen elf Institute aus sechs Ländern bis Ende 2026 die stofflichen Emissionen von Windanlagen. Parallel zur Expedition der „Atair“ entnimmt nach Angaben des BSH ein anderes Schiff Proben in einem belgischen Windpark. Die „Atair“ wird am Donnerstag in Bremerhaven zurückerwartet.

Die Proben sollen im Laufe des Jahres ausgewertet werden. Dabei wollen die Forscher auch auf organische Schadstoffe und Spurenmetalle achten. Denn nach einer weiteren Hereon-Studie könnten Offshore-Anlagen auch die Konzentration bestimmter Metalle wie Aluminium, Zink, Indium und Gallium im Wasser erhöhen. Diese Metalle werden in sogenannten Opferanoden verwendet, die die Korrosion der Offshore-Stahlkonstruktionen verhindern, sich dabei aber selbst auflösen.

© dpa-infocom, dpa:240427-99-828284/2

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