Weltnaturkonferenz:Lemke fordert Qualitätskriterien

Lesezeit: 2 min

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) (Foto: IMAGO/Mike Schmidt/IMAGO/Mike Schmidt)

Die Bundesumweltministerin setzt sich in Montreal dafür ein, Anforderungen für künftige Schutzgebiete klar zu definieren.

Von Thomas Krumenacker

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat vor einer Aufweichung des wichtigsten Ziels bei den laufenden Verhandlungen für ein neues Weltnaturabkommen gewarnt. Das Ziel, künftig jeweils 30 Prozent der Land und der Meeresflächen unter Schutz zu stellen, müsse mit klaren Qualitätskriterien unterfüttert werden, sagte Lemke am Donnerstag am Rande der Weltnaturkonferenz in Montreal. Es dürfe nicht passieren, dass dieses Ziel zwar beschlossen werde, danach jedoch jeder Staat für sich entscheide, was unter Schutz zu verstehen sei. "Wir müssen uns auf ein Grundverständnis von diesen Schutzgebieten verständigen", sagte Lemke. Schutzgebiete bedeuteten auf der einen Seite nach ihrem Verständnis nicht, dass innerhalb dieser Flächen überhaupt keine menschliche Nutzung stattfinden dürfe. Gleichzeitig müssten klare Kriterien sicherstellen, dass ein ausreichendes Schutzniveau garantiert werde. "Sie dürfen nicht nur auf dem Papier existieren, als reine Paperparks", warnte die Grünen-Politikerin.

Lemke kündigte an, dass sie sich persönlich auch dafür einsetzen werde, dass innerhalb der 30-Prozent-Schutzflächen auch sogenannte Nullnutzungszonen eingerichtet würden. Das sind Gebiete, in denen beispielsweise kein Fischfang stattfinden kann. Dies sei wichtig, um Populationen von Tieren eine Regeneration zu ermöglichen.

Das 30-Prozent-Schutzgebietsziel und insbesondere die Frage, ob es darin auch besonders strikt geschützte Bereiche wie etwa Nullnutzungszonen eingerichtet werden sollen, gehört zu den am heftigsten umstrittenen Verhandlungspunkten in Montreal. Zwar haben sich rund 115 Staaten, darunter alle EU-Mitgliedstaaten - in einer "Koalition der Ambitionierten" zusammengeschlossen, um das auch als 30x30 bekannte Ziel zu erreichen. Viele Regierungen versuchen in den derzeit laufenden Verhandlungen aber, eine Abschwächung zu erreichen.

Entwicklungsländer sollen finanziellen Ausgleich erhalten

Am Vorabend wurde in den Verhandlungen eine Passage gestrichen, in der explizit ein "strikter Schutz" in einem Teil der künftigen Schutzgebiete verlangt wurde. Dagegen hatte auch der Vertreter der EU keinen Widerspruch erhoben. Andere Passagen, die "höchsten und vollen" Schutzstatus für einen Teil des künftigen Schutzgebietsnetzes vorsehen sind als streitig markiert in Klammern gesetzt.

Auch die Frage, ob die Flächengröße der angestrebten Schutzgebiete bei 30 Prozent - wie im Vertragsentwurf vorgeschlagen - bleibt, ist nicht abschließend geklärt. Die endgültige Entscheidung über diese Schlüsselfrage für ein erfolgreiches Abkommen müssen die Minister der 196 Mitgliedstaaten der UN-Biodiversitätskonferenz COP15 in den kommenden Tagen treffen.

Lemke wird von Donnerstag an mit ihren Kollegen verhandeln. Für Deutschland hat die deutsche Umweltministerin neben dem Erreichen des Schutzgebietsziels einen ausreichenden und fairen finanziellen Ausgleich für die Entwicklungsländer als Ziel ausgegeben, in denen ein Großteil des Biodiversitätsschutzes geleistet werden muss, weil diese noch über viel intakte Natur verfügen. Nach wissenschaftlichen Analysen könnte durch die wirksame Unterschutzstellung von 30 Prozent des Planeten ein Großteil der Tier- und Pflanzenarten vor dem Aussterben gerettet werden, die derzeit bedroht sind.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungUmweltschutz
:Deutschland hat zu viel Schmutz in seinen Schutzgebieten

Schleppnetze am Sylter Außenriff, Rodungen bei den "Heiligen Hallen": Deutschland präsentiert sich auf der Weltnaturkonferenz in Montréal gern als Vorreiter-Nation in Umweltfragen. Doch zu Hause gibt es viel zu tun.

Kommentar von Tina Baier

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: