Filmbranche:Zwei große US-Filmstudios planen den Angriff auf Netflix

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Warner Bros steht für Filmklassiker wie "Casablanca" mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman. (Foto: imago stock)

Es wäre eine spektakuläre Fusion: Die Hollywood-Größen Warner und Paramount verhandeln offenbar über einen Zusammenschluss - und wollen sich so gegen die Streaming-Konkurrenz wehren.

Von Caspar Busse

Die beiden Namen haben einen großen Klang in der weltweiten Unterhaltungsindustrie. Warner Bros, vor hundert Jahren gegründet, ist eines der großen Filmstudios in Hollywood, der Filmklassiker "Casablanca" mit Humphrey Bogart ("Ich schau dir in die Augen, Kleines") wurde hier einst produziert, heute hat Warner unter anderem mit "Superman", "Batman", "Harry Potter", "Matrix" und vielem anderen Erfolg. Konkurrent Paramount wiederum ist sogar noch älter und hat viel Geld mit weltbekannten Produktionen wie "Der Pate", "Star Trek" und "Spiel mir das Lied vom Tod" verdient, aber auch mit "Mission: Impossible" oder "Top Gun".

Jetzt prüfen die beiden einen spektakulären Milliarden-Zusammenschluss. Die Gespräche zwischen den amerikanischen und weltweit aktiven Unterhaltungskonzernen Warner Bros. Discovery und Paramount Global befänden sich im Anfangsstadium, berichtet Bloomberg. Am Ende könnte eines der größten Unterhaltungsunternehmen der Welt entstehen. Ob es dann auch wirklich so kommt, sei aber noch offen.

Zu Warner Bros. Discovery gehören neben dem Hollywood-Studio Warner Bros. etwa die Sender CNN, HBO und Discovery. Der Konzern war 2022 durch die Übernahme von Warner Media durch das Medienunternehmen Discovery für 43 Milliarden Dollar (heute etwa 39 Milliarden Euro) entstanden. Zu Paramount gehören neben dem Filmstudio Paramount Pictures unter anderem der Fernsehanbieter CBS und der Musiksender MTV.

Ein Deutscher könnte eine Schlüsselrolle bei der Fusion spielen

Warner-Chef David Zaslav habe sich Anfang dieser Woche in New York bereits mit Bob Bakish, seinem Amtskollegen bei Paramount Global, getroffen, um einen möglichen Deal zu besprechen, berichtet das Wall Street Journal. Er habe auch mit Shari Redstone gesprochen, deren Familienunternehmen eine Mehrheitsbeteiligung an Paramount besitzt. Eine Schlüsselrolle bei den komplizierten Verhandlungen könnte Gunnar Wiedenfels spielen, der Deutsche ist seit 2017 Finanzvorstand bei Warner Bros. Discovery, damit wird er voraussichtlich am Ende die finanziellen Einzelheiten einer solchen Transaktion aushandeln. Wiedenfels hatte bis 2017 lange für das Münchner Fernsehunternehmen Pro Sieben Sat 1 in München gearbeitet, war dort sogar mal als Vorstandsvorsitzender gehandelt worden, ist dann aber nicht zum Zuge gekommen.

Der Hintergrund des Mega-Deals: Die beiden Unternehmen möchten sich gegen die immer stärker werdende Streaming-Konkurrenz wehren. Insbesondere Netflix und Disney Plus sind sehr erfolgreich, steigern die Zahl ihrer Abonnenten immer weiter und produzieren auch selbst Inhalte. Disney hatte vor wenigen Jahren bereits das Filmstudio 20th Century Fox übernommen. Zusammen wollen Warner und Paramount Netflix und Disney Plus stärker Konkurrenz machen. Ob das klappen kann, ist allerdings offen.

Die Streaminganbieter sind nahezu alle auch in Europa und Deutschland tätig. Paramount hat zuletzt seinen eigenen Dienst massiv hierzulande beworben, unter anderem steht der Schriftzug auf den Trikots der Fußballer von Union Berlin. Netflix wiederum bietet erfolgreich ein neues billigeres Abo an, bei dem es Werbeunterbrechungen gibt. In Deutschland sind zudem Sky mit dem Dienst Wow, RTL Plus aus dem Bertelsmann-Konzern und die Plattform Joyn von Pro Sieben Sat 1 aktiv. Dazu kommen Sportplattformen wie Dazn, Magenta Sport oder Dyn. Alle werben aktiv um Kunden, die Abos abschließen sollen. Experten weisen aber immer wieder darauf hin, dass die Budgets der Verbraucher beschränkt sind.

Ein Zusammenschluss der beiden Unternehmen Warner und Paramount würde also neben den beiden berühmten Film- und Fernsehstudios eine Reihe von Pay-TV- und Rundfunksendern vereinen, darunter etwa HBO oder CBS. Allerdings würde so eine Fusion wohl einer intensiven Prüfung durch die amerikanischen Regulierungsbehörden unterliegen, die unter der Joe-Biden-Regierung bereits zahlreiche Zusammenschlüsse angefochten haben.

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