Mobilfunk:Funklöcher stopfen statt Milliarden kassieren

Lesezeit: 2 min

Hässlich, aber leider notwendig: Mobilfunkmasten wie dieses Exemplar in der Uckermark erhitzen gerne mal die Gemüter. (Foto: Hubert Wetzel/imago)

Die Bundesnetzagentur verzichtet bei der Vergabe der Mobilfunk-Frequenzen auf eine Versteigerung. Stattdessen soll der Empfang auf dem Land und entlang von Straßen verbessert werden.

Von Helmut Martin-Jung, München

Welch verrückte Zeiten und was für eine verrückte Summe: Gut 50 Milliarden Euro erbrachte im Jahr 2000 die Versteigerung der Funkfrequenzen für das erste halbwegs brauchbare mobile Internet. Inzwischen ist 3G oder UMTS, wie es auch hieß, längst abgeschaltet. Doch das Geld, das damals auf den Staat herniederprasselte, fehlte den Mobilfunkanbietern, und so gibt es noch immer Gegenden in der Republik, in denen entweder gar kein Mobilfunknetz zu erreichen ist, nur eines, oder in denen kein vernünftiger Datenverkehr möglich ist. Wohl weil sich die Klagen darüber häufen, weicht die Bundesnetzagentur, die dafür zuständige Regulierungsbehörde, nun von der üblichen Praxis ab. Für Frequenzen, deren Nutzungsrechte 2025 auslaufen, soll es keine neue Auktion mehr geben. Die Nutzungsrechte sollen vielmehr verlängert werden.

Was die Beseitigung von Funklöchern angeht, ist das eine gute Nachricht. Denn geschenkt bekommen die Anbieter die Nutzungsrechte nicht. Sie müssen sich vielmehr zur Einhaltung strenger Auflagen verpflichten. Und die sehen vor, dass die Funklöcher, die es vor allem in dünn besiedelten Gebieten gibt, deutlich reduziert werden. "Wir wollen die bessere Mobilfunkversorgung im ländlichen Raum ins Zentrum unserer Auflagen stellen", sagte Behördenchef Klaus Müller. Auch entlang von größeren Straßen wie Bundes- und Staatsstraßen sollen sich Netzqualität und Datenempfang deutlich verbessern.

Es gab auch einen technischen Grund für den Schritt der Bundesnetzagentur. Denn das sogenannte Spektrum an Frequenzen, das zur Verfügung steht, hätte vermutlich nicht für vier gute Netze ausgereicht hätte. Bisher werden die Frequenzen von drei Betreibern - Telekom, Vodafon und Telefónica/O2 - genutzt. Würde es eine Auktion darüber geben, wer welche Frequenzen von 2026 an nutzen darf, würde aber auch der Neueinsteiger 1&1 teilnehmen. Es würden also vier Firmen bieten, von denen eine leer ausginge - diese hätte dann sehr schlechte Karten auf dem Markt, weil ihre Netzqualität gering wäre.

Durch die jetzt vorgeschlagene Verlängerung bekommt 1&1 zwar kein eigenes Frequenz-Spektrum. Da die Firma aber das Vodafone-Netz nutzen darf, wie vor kurzem zwischen den beiden Unternehmen vereinbart, ist das aus Behördensicht nachrangig. Mit dem Verzicht auf eine Versteigerung kommt die Netzagentur den etablierten Telekom-Konzernen entgegen. Sie hatten sich wiederholt gegen eine Auktion ausgesprochen, da das hierfür ausgegebene Geld für den Ausbau der Netze fehle.

Markus Haas, Vorstandschef von Telefónica Deutschland, kommentierte den Vorschlag als "Durchbruch". Newcomer 1&1 war dagegen anderer Meinung. Entschieden ist bisher noch nichts. Zunächst haben die Beteiligten bis Anfang November Zeit, ihre Stellungnahmen bei der Bundesnetzagentur abzugeben. Anfang 2024 wird die Behörde endgültig entscheiden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

iPhone 15 Pro
:Warum Apple das iPhone grundlegend verändert

Neues Design, bessere Kamera und USB-C: Das neue iPhone unterscheidet sich deutlich von früheren Modellen. Für Apple steht viel auf dem Spiel.

Von Simon Hurtz

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: