iPhone 15 Pro:Warum Apple das iPhone grundlegend verändert

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Yeah, hier ist es, das neue iPhone 15 Pro. Apple-Chef Tim Cook präsentiert es. (Foto: JUSTIN SULLIVAN/Getty Images via AFP)

Neues Design, bessere Kamera und USB-C: Das neue iPhone unterscheidet sich deutlich von früheren Modellen. Für Apple steht viel auf dem Spiel.

Von Simon Hurtz, San Francisco

Auf den ersten Blick hält sich Apple an das bewährte Drehbuch. Am Ende einer langen Präsentation mit vielen Superlativen enthüllt Konzernchef Tim Cook das Gerät, auf das alle gewartet haben. Die 15. Generation des iPhones wird etwas besser und schneller, nach dem drastischen Preissprung im Vorjahr verkauft Apple manche Modelle erstmals etwas günstiger.

Doch das iPhone 15 Pro ist mehr als die gewohnte Evolution, die Apple jedes Jahr als Revolution verkauft. Tatsächlich könnte es das wichtigste Smartphone seit vielen Jahren werden. Das liegt an Entscheidungen, die Apple selbst getroffen hat - und an Umständen, bei denen selbst das wertvollste Unternehmen der Welt nur hilflos zuschauen kann.

Apple bietet erneut zwei Serien des iPhones an: die normale Version und das Pro-Modell, beide in jeweils zwei Größen mit 6,1 oder 6,7 Zoll Bildschirmdiagonale. Das Standard-iPhone ist mit einem Einstiegspreis von 949 Euro günstiger, technologisch und funktionell ähnelt es der Pro-Variante aus dem vergangenen Jahr. Wer unbedingt die neueste Technik möchte, muss 1199 Euro zahlen und erhält dafür das iPhone 15 Pro, die Max-Größe kostet 250 Euro mehr.

Das Spitzenmodell unterscheidet sich schon optisch von seinem Vorgänger. Die Displayränder werden schmaler, Titan ersetzt den Rahmen aus Edelstahl, das iPhone soll dadurch stabiler und leichter werden. Der Stumm-Schalter an der Seite verschwindet und wird durch einen programmierbaren Knopf ersetzt. Dieser sogenannte Action-Button lässt sich mit beliebigen Funktionen belegen.

Im Inneren steckt der A17 Pro, der mal wieder der schnellste Chip sein soll, den Apple jemals hergestellt hat - bis 2024 der nächste Rekord folgt. Diesmal bewirbt Apple besonders die Grafikleistung, die das iPhone zu einem vollwertigen Gaming-Gerät machen soll. Ob sich die zusätzliche Leistung abseits von Spielen bemerkbar macht, wird sich erst sagen lassen, wenn Apple die ersten Geräte ausliefert. Für die meisten Alltags-Apps reichen auch ältere Handys locker.

Im Mittelpunkt der Präsentation steht die Kamera. Zumindest auf dem Papier und in Apples Werbevideos wirken die Fortschritte beeindruckend. Beide iPhone-Modelle sollen bessere Porträtaufnahmen mit natürlichen Farben und überzeugender Schärfentiefe liefern. Bei der Pro-Version verbaut Apple drei Kameras auf der Rückseite. 120-Millimeter-Brennweite, fünffacher optischer Zoom und neue Makro-Modi sollen die Bedürfnisse professioneller Fotografen bedienen.

Über die wohl wichtigste Änderung verliert Apple dagegen nur wenige Worte. Das iPhone 15 ist das erste Apple-Handy, das sich über USB-C laden lässt. Der gewohnte Lightning-Anschluss fällt weg, Hunderte Millionen Kabel werden bald nutzlos oder benötigen Adapter.

Diesen Schritt geht Apple nicht freiwillig. Die EU verpflichtet alle Unternehmen, von Herbst 2024 an ausschließlich Geräte mit USB-C-Anschluss auszuliefern. Apple wehrte sich lange, verkauft die erzwungene Umstellung jetzt aber als verbraucherfreundlichen Fortschritt. Obwohl der Stecker künftig einheitlich wird, bleibt es kompliziert. Die Buchse sieht zwar immer gleich aus, es gibt aber Dutzende unterschiedliche Standards. Wer Ladegeräte und Kabel kauft, muss also aufpassen.

Für Apple kommt das iPhone 15 zu einem kritischen Zeitpunkt. Der globale Smartphone-Absatz geht zurück, auch Apples Verkaufszahlen könnten 2023 sinken. Am bedrohlichsten sind die Entwicklungen in China. Apple machte der Kommunistischen Partei in den vergangenen Jahren viele Zugeständnisse, um den wichtigen Markt nicht zu verlieren.

Vergangene Woche drohte die Regierung, den Verkauf von iPhones in China einzuschränken oder zu verbieten. Apples Börsenwert sank binnen Stunden um fast 200 Milliarden Euro. Falls die USA und China einen Handelskrieg beginnen, nutzt auch das beste iPhone nichts.

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