Microsoft:Wie eine Kohleregion zum KI-Zentrum werden will

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Microsofts Logo ist in Köln auf einer Messe zu sehen. Westlich von Köln baut der US-Konzern Rechenzentren. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Microsoft investiert Milliarden in Rechenzentren und in Fortbildung im Braunkohlegebiet bei Köln. Unmittelbar schafft das wenig Jobs, doch die Politik hofft auf Großes.

Von Björn Finke, Düsseldorf

Zukunft und Vergangenheit liegen hier ganz dicht beieinander: Microsoft und die nordrhein-westfälische Landesregierung luden am Montag in ein Veranstaltungszentrum direkt am Braunkohle-Tagebau Hambach, um Details zu den Investitionen in Rechenzentren und Künstliche Intelligenz (KI) vorzustellen. Mit der klimaschädlichen Kohleverstromung soll 2030 Schluss sein - dann müssen neue Jobs her im Rheinischen Revier, der Braunkohleregion westlich von Köln. Die Investition von Microsoft, die bislang größte des US-Softwarekonzerns in Deutschland, soll dazu beitragen.

Wie schon im Februar berichtet, wird das Unternehmen bis Ende 2025 mehr als 3,2 Milliarden Euro in Rechenzentren im Großraum Frankfurt am Main sowie eben vor allem im Rheinischen Revier investieren. Die Rechenzentren ermöglichen Cloud Computing - Kunden lassen Software dabei nicht auf ihrem Bürorechner laufen, sondern auf den Computern von Microsoft, mit denen sie via Internet verbunden sind. Nach Amazon und vor Google ist Microsoft zweitgrößter Anbieter solcher Dienste. Über die neuen Rechenzentren sollen Kunden, etwa Firmen, auch Anwendungen mit KI nutzen.

Die Computerzentren im Rheinischen Revier werden in den Städten Bedburg, Bergheim und Elsdorf gebaut. Bereits vor drei Jahren veröffentlichte das Wirtschaftsministerium des Bundeslands eine Studie, derzufolge sich die Region prima für diese Hallen voller Computer eignet. Die Gespräche von Ministerium und lokalen Politikern mit Microsoft begannen im Sommer 2021. Ministerin Mona Neubaur von den Grünen sagte am Montag, hinter der Ansiedlung stehe "jahrelanges und letztlich sehr erfolgreiches Teamwork".

Der Vorteil des Rheinischen Reviers liegt darin, dass sich dort die wichtigen europäischen Datenautobahnen von Frankfurt nach Amsterdam sowie von Stockholm nach Paris kreuzen - praktisch für ein Rechenzentrum, auf das Kunden blitzschnell via Internet zugreifen sollen. Von besonders rasanten Übertragungsgeschwindigkeiten können auch die vielen Konzerne in nahegelegenen Städten wie Bonn, Köln, Leverkusen und Düsseldorf profitieren. Zu Microsofts Cloud-Kunden in Nordrhein-Westfalen gehören Bayer, Metro, RWE oder Bertelsmann.

1,2 Millionen Deutsche sollen fortgebildet werden

Die Rechenzentren selbst schaffen wenige Stellen. Doch die Landesregierung und die Politiker vor Ort setzen darauf, dass sich in der Nähe Firmen niederlassen, die KI nutzen wollen und daher schnelle Verbindungen zu Microsofts Computern benötigen. In der Gegend sollen dafür zwei Digitalparks entstehen, also auf solche Branchen spezialisierte Gewerbegebiete.

Ohnehin gibt es in der Region bereits einige Erfahrungen beim Thema Künstliche Intelligenz. In Hürth existiert seit einem Jahr ein KI-Innovationscampus mit dem hübschen Namen "AI Village", die Universität in Aachen beschäftigt sich ebenfalls mit Künstlicher Intelligenz, und im Forschungszentrum Jülich steht ein Supercomputer. Deshalb bezeichnete Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sein Bundesland am Montag glatt als "die deutsche Zukunftsregion für die Digitalisierung".

Ein Problem ist aber der Fachkräftemangel bei KI. Um den zu lindern, startet Microsoft ein Fortbildungsprogramm, an dem bis Ende 2025 etwa 1,2 Millionen Menschen in Deutschland teilnehmen sollen. Die Ausgaben dafür sind Teil des 3,2-Milliarden-Pakets. Die Amerikaner, die in Deutschland 3000 Beschäftigte haben - davon 500 in Köln -, wollen hier mit lokalen Firmen, Verbänden, Kommunen und Schulen zusammenarbeiten. "KI-Kompetenz wird zum Schlüsselfaktor für die wirtschaftliche Entwicklung", sagte Microsofts Landeschefin Marianne Janik.

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