Was war der Schreck groß, als es kurz vor Weihnachten plötzlich hieß: Der Staat zahlt keine Prämie mehr zum Kauf eines neuen E-Autos dazu. Der Haussegen in der deutschen Autoindustrie hing plötzlich schief, weil der Haushalt des Landes in der Luft hing. Dabei täten sich gerade die deutschen Autokonzerne doch sowieso schwer mit der Elektromobilität, hieß es, sie stünden vor einem grundlegenden Wandel, der ohne Hilfe vom Staat eigentlich gar nicht zu bewältigen sei.
Dafür allerdings läuft es ziemlich gut. Bei Volkswagen, Mercedes und BMW brummt es, könnte man sagen. Die drei Konzerne machen die höchsten Umsätze in Deutschland, beim Vorsteuergewinn belegen sie die Plätze eins, drei und vier. Das zeigt eine aktuelle Auswertung, in der die Wirtschaftsprüfer und Berater von EY den Ertrag und Erlös der hundert größten Börsenunternehmen des Landes - ausgenommen Banken und Versicherer - in den ersten neun Monaten des Jahres verglichen haben. Entsprechend konnten es sich VW und Mercedes also offenbar durchaus leisten, bei der E-Auto-Förderung für den Staat einzuspringen.
Aber auch für die anderen 98 Unternehmen im Ranking lief es ziemlich gut: Zwar sank der Gesamtumsatz aller betrachteten Firmen um rund neun Prozent. Der addierte Vorsteuergewinn der Konzerne in den ersten drei Quartalen aber ging zugleich um fast ein Drittel auf gut 135 Milliarden Euro in die Höhe. Ein Rekordwert.
Alles bestens also? Nicht ganz. Denn das Wachstum verteilt sich ziemlich ungleichmäßig über die Branchen. Während etwa die Profite im Handel und in der Telekom-Branche um ein Drittel und mehr zulegten, fiel das Plus in der Autoindustrie mit zehn Prozent vergleichsweise gering aus. In der Logistik, im Gesundheitswesen und der Chemieindustrie - immerhin der zweitgrößten Industriebranche im Land - sanken Umsätze und Gewinne teils sogar rapide.
"Der Gegenwind nimmt zu", lässt sich deshalb EY-Deutschland-Chef Henrik Ahlers zitieren. Viele Unternehmen seien zuletzt kaum noch gewachsen, und wenn, dann "oft mit Wachstumsraten unterhalb der Inflationsrate". Für das neue Jahr ist er deshalb einigermaßen skeptisch.
Uniper hat die Krise hinter sich gelassen
Am profitabelsten arbeitete der Auswertung zufolge übrigens der Chipkonzern Infineon - ein weiteres Unternehmen aus einer Branche, die im rasanten Wandel zuletzt auf üppige staatliche Förderungen hoffen durfte. Fast ein Viertel vom Umsatz verwandelte der Dax-Konzern aus dem Münchner Umland demnach direkt in operativen Profit. Dennoch erhält er eine Milliarde Euro für die Erweiterung einer seiner Fabriken in Dresden.
Dass der Gesamtumsatz in dem Ranking überhaupt so spürbar gesunken ist, liegt eigentlich an nur einem einzigen Unternehmen: dem Energiekonzern Uniper. Das Geschäft des größten deutschen Gasimporteurs war 2022 völlig aus den Fugen geraten. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine schossen die Gaspreise in die Höhe, nicht nur für die Verbraucher, sondern auch für die Versorger. Die Konsequenz: Die Umsätze bei Uniper explodierten zwar regelrecht, die Gewinne aber brachen ein, am Ende wurde Uniper verstaatlicht.
Inzwischen hat sich die Lage offenbar beruhigt. Schon Mitte des Jahres sprach der Konzern wieder von einem "außerordentlich starken Ergebnis". Und das, obwohl der Umsatz der EY-Auswertung zufolge bis Ende September um fast zwei Drittel fiel. Dafür machte der Konzern vor Steuern einen Gewinn von knapp 10,2 Milliarden - nach fast 45 Milliarden Euro Verlust im Vorjahr.