Künstliche Intelligenz:Elon Musk, die KI-Kassandra

Lesezeit: 2 min

Plausch im Palast: Der britische Premier Rishi Sunak (li.) interviewt Unternehmer und Milliardär Elon Musk (re.) im Lancaster House in London. (Foto: Simon Walker/dpa)

Ein Abend in London: Fast eine Stunde lang befragt der britische Premier Rishi Sunak den Tech-Milliardär. Was bleibt, ist eine Warnung: Für Musk ist KI "die zerstörerischste Kraft der Geschichte".

Von Alexander Mühlauer, London

Man tritt Rishi Sunak sicher nicht zu nahe, wenn man behauptet, dass ihm der Besuch von Elon Musk wie gerufen kam. Der Tech-Milliardär war diese Woche nach Großbritannien gereist, um mit dem britischen Premier und anderen Politikerinnen über die Risiken Künstlicher Intelligenz (KI) zu diskutieren. Für Sunak war das eine willkommene Abwechslung, endlich musste er sich mal nicht mit der Inflation, den Bootsflüchtlingen oder seinen miserablen Umfragewerten beschäftigen.

Rund um den KI-Gipfel in Bletchley Park hatte der Premier eine ganz besondere Bühne geschaffen, mit Wissenschaftlern, Politikern und Unternehmerinnen, die er eingeladen hatte. Man musste nicht lange auf der Gästeliste suchen, um zu wissen, wer Sunaks Stargast war: Elon Musk.

Dass der Premier eine gewisse Bewunderung für den Tesla-Chef und Besitzer von Space-X und X hegt, wurde spätestens am Donnerstagabend klar, als er Musk 50 Minuten lang interviewte. Es war schon ein bemerkenswertes Setting, das sich der Premier und seine Berater da ausgedacht hatten: Sunak und Musk saßen im geschichtsträchtigen Lancaster House in London - und der Premier stellte dem Unternehmer die Fragen. Sunak hatte sein Sakko ausgezogen und die Hemdsärmel hochgekrempelt. Ihm gegenüber saß Musk, ganz in Schwarz, und nach eigener Aussage: die Kassandra, wenn es um KI geht.

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"Die zerstörerischste Kraft der Geschichte" und ein "magischer Dschinn"

Schon vor dem Talk mit dem Premier hatte Musk klargemacht, dass er die Technologie trotz aller Chancen als "größte Bedrohung für die Menschheit" betrachte. Im Lancaster House wurde Musk dann konkret. Als Sunak die Risiken ein wenig herunterspielte und so tat, als würde KI viele Jobs bereichern, entgegnete Musk: "Es wird ein Punkt kommen, an dem man keine Arbeit mehr braucht - man kann eine Arbeit haben, wenn man sie zur persönlichen Befriedigung haben will, aber die KI wird alles erledigen." Was die Menschheit erlebe, sei nichts anderes als "die zerstörerischste Kraft der Geschichte".

Als Musk das sagte, lachte Sunak laut auf. Ein verlegenes Lachen, ganz so, als könne er nicht glauben, was sein Gegenüber da gerade gesagt hatte. Musk schmunzelte und verglich KI mit einem "magischen Dschinn", der einem Wünsche erfülle, und zwar nicht nur drei, sondern unendlich viele.

Sunak wirkte an diesem Abend bisweilen wie ein wissbegieriger Junge, der sich von einem Guru die Welt erklären lässt. Sein Interesse für neue Technologien ist bestens dokumentiert, der Premier steht KI grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber. Menschen, die mit Sunak arbeiten, beschreiben ihn als Tech Guy. An diesem Abend in London spielte er allerdings eine andere Rolle: Als Regierungschef müsse er die Menschen vor den negativen Folgen von KI bewahren, sagte Sunak immer wieder.

Das Gespräch wurde nicht live übertragen, Downing Street hatte offenbar Sorge, dass Musk etwas sagen könnte, das Sunak in ein schlechtes Licht rückt. Doch das Video, das dann auf Musks Plattform X veröffentlicht wurde, war für den Premier vor allem eines: PR in eigener Sache. Musk bedankte sich jedenfalls bei Sunak und sagte, dass der KI-Gipfel "als sehr bedeutend in die Geschichte eingehen" werde.

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