Köln:Studie zur Regionalentwicklung: Probleme auch im Norden

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Hamburg/Hannover (dpa) - Schwächelnde Wirtschaft, Abwanderung, marode Infrastruktur: Unter den 19 bundesweiten Problemgebieten befinden sich nach einer neuen Studie auch zwei norddeutsche Regionen.

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Hamburg/Hannover (dpa) - Schwächelnde Wirtschaft, Abwanderung, marode Infrastruktur: Unter den 19 bundesweiten Problemgebieten befinden sich nach einer neuen Studie auch zwei norddeutsche Regionen.

Betroffen sind neben Teilen des Ruhrgebiets und Ostdeutschlands auch die Region Bremerhaven/Cuxhaven/Wesermarsch und Schleswig-Holstein Ost, wie es in der am Donnerstag vorgelegten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) heißt. Während westliche Regionen vor allem mit schwacher ökonomischer Entwicklung und schlechter Infrastruktur zu kämpfen hätten, machten den ostdeutschen Gebieten Abwanderung und ein hohes Durchschnittsalter der Bevölkerung zu schaffen.

Für die Studie untersuchte das Institut, wie von ihr zuvor definierte Regionen in Deutschland bei bestimmten Themen abschneiden. Dafür bewertete es die Gebiete nach messbaren Indikatoren wie etwa Arbeitslosenquote, Kaufkraft, Durchschnittsalter der Bevölkerung, Geburtenrate, Verschuldung oder Breitbandversorgung.

Beschränkt auf die wirtschaftliche Entwicklung in Norddeutschland, wofür die Forscher neben der Arbeitslosigkeit, der Kaufkraft und der Überschuldung privater Haushalte auch das Bruttoinlandsprodukt berücksichtigten, schneidet neben Schleswig-Holstein Ost und Bremerhaven auch Bremen schlecht ab. Was die private Überschuldung angeht, ist Bremerhaven - mit den Kreisen Cuxhaven und Wesermarsch - sogar bundesweiter Spitzenreiter. Bremen und Schleswig-Holstein Ost erhalten wegen der hohen Arbeitslosenquote eine schlechte Bewertung der Wirtschaftsentwicklung.

Wenn man nur auf die demografische Entwicklung im Norden schaut, sieht die Studie Probleme in Schleswig-Holstein Süd-West und Nord, im Emsland und in Südniedersachsen. Eine problematische Entwicklung gibt es auch bei der Geburtenrate in Hannover, wobei die Forscher allerdings nur auf Daten von 2011 bis 2015/2017 zurückgriffen.

Bei der Infrastrukturentwicklung im Norden, für die die Internetanbindung, die Ärztedichte, kommunale Schulden sowie Immobilienpreise berücksichtigt wurden, diagnostizierte die Studie Probleme in Schleswig-Holstein Süd-West und Nord sowie in Südniedersachsen und der Südheide.

Bundesweit wiesen die Forscher darauf hin, dass Strukturprobleme sich nicht alleine in ländlichen Regionen oder Gegenden in den neuen Bundesländern konzentrierten. „Schließlich gibt es auf der einen Seite auch ökonomisch sehr erfolgreiche, eher ländlich geprägte Kreise“, schreiben die Autoren des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln in einer Analyse zur Zukunft der Regionen in Deutschland. „Auf der anderen Seite finden sich aber auch strukturell sehr schwache Städte“ - nicht nur im Osten, sondern auch im Westen wie zum Beispiel Gelsenkirchen oder Pirmasens.

Fasst man alle Faktoren zusammen, stuft das Institut insgesamt 19 Regionen als gefährdet ein. Der Handlungsbedarf sei dabei am größten in der Altmark, in Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg sowie den Ruhrgebietsregionen Emscher-Lippe und Duisburg/Essen.

Vor allem was die ökonomische Entwicklung angeht, sind es drei westdeutsche Standorte, bei denen die Autoren großen Nachholbedarf feststellen: Die Regionen Duisburg/Essen, Emscher-Lippe und Bremerhaven. Bei der infrastrukturellen Entwicklung sind es sowohl westdeutsche als auch ostdeutsche Regionen, die laut der Studie Probleme aufweisen. Ganz oben steht dabei erneut die Region Emscher-Lippe gemeinsam mit Trier und der Westpfalz. Ihnen macht vor allem eine hohe kommunale Verschuldung zu schaffen. Während dies meist ein Problem der Städte ist, trügen auf dem Land vor allem der mangelnde Breitbandausbau und niedrige Immobilienpreise zur Infrastrukturschwäche bei.

Mit Blick auf die demografische Entwicklung zeichnet die Untersuchung indes ein bekanntes Bild: Hier sind vor allem ländliche Regionen in den ostdeutschen Ländern betroffen. Zudem sei bei dem Thema ein eindeutiges Stadt-Land-Gefälle festzustellen. Allerdings habe sich der Trend bezogen auf alle neuen Bundesländer jüngst umgekehrt. Mehr Menschen kehrten zurück als fortzögen - vor allem Rentner, aber auch junge Familien.

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