Nigerias Fußballerinnen bei der WM:Der Streit ums Geld

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Christy Ucheibe (links) ist mit Nigerias Team erst im Elfmeterschießen an England gescheitert. (Foto: Darren England/Imago/AAP)

Bei der WM sind Nigerias Fußballerinnen knapp gescheitert, nun flammt der Konflikt mit dem Verband wieder auf: Es geht um Prämien, Gehälter und Spesen, auf die die Spielerinnen schon lange warten.

Von Anna Dreher, Sydney

Jetzt, da diese Weltmeisterschaft für die Nigerianerinnen vorbei ist, kommt das Thema wieder so richtig auf. Vielleicht hatte der Verband gehofft, dass noch etwas mehr Zeit vergehen würde. Aber Trainer Randy Waldrum hatte schon vor dem Achtelfinale die Gelegenheit genutzt, um darauf aufmerksam zu machen, dass der eigentliche Kampf seiner Spielerinnen über das Ergebnis hinaus geht.

Waldrum kritisierte seinen eigenen Arbeitgeber, die Nigeria Football Federation (NFF), auf der Pressekonferenz. Indirekt, aber doch deutlich vernehmbar. Er sprach von den größeren Investments anderer afrikanischer Nationen. Und darüber, was seine Spielerinnen angesichts der Unterschiede leisten würden: "Sie tragen es in sich, sich zu behaupten und Hindernisse zu überwinden. Das haben sie ihre ganze Karriere lang getan. Das ist eine echte Herausforderung." Thema war ein vor der WM ausgebrochener Streit mit dem Verband um ausstehende Gelder, der nun wieder aufgegriffen wird. Am späten Dienstagabend veröffentlichte die Spielergewerkschaft Fifpro ein entsprechendes Schreiben.

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"Nach dem Ausscheiden des nigerianischen Nationalteams bei der WM kann Fifpro bestätigen, dass Spielerinnen unterstützt werden bei einer Meinungsverschiedenheit mit dem nigerianischen Fußballverband über Bonuszahlungen, Trainingslagerzulagen und Spesen, von denen einige bis ins Jahr 2021 zurückreichen", heißt es. Während der WM hätten sich die Spielerinnen auf den Sport fokussieren wollen, ohne öffentliche Erklärungen abzugeben oder abgelenkt zu werden. Erst im Elfmeterschießen hatte sich das Team am Montag 2:4 gegen Europameister England geschlagen geben müssen. Nun aber, heißt es weiter, sei in den Augen der "Super Falcons" die Zeit gekommen, "dass der nigerianische Fußballverband seinen Verpflichtungen nachkommt und die ausstehenden Beträge bezahlt".

Manche Spielerin hätte seit zwei Jahren kein Geld bezahlt bekommen, klagt der Trainer

Schon vor der WM hatte Waldrum öffentlich gemacht, dass ihm der Verband mehrere Monatsgehälter schulde und manche Spielerin seit zwei Jahren kein Geld bezahlt bekommen habe. Die Vorbereitung sei beispielsweise durch ein abgesagtes Trainingslager erschwert worden. Umso mehr beeindruckten angesichts des im Hintergrund laufenden Streits die starken Leistungen auf dem Platz; Gastgeber und Viertelfinalist Australien besiegten die Nigerianerinnen in der Gruppenphase gar 3:2.

Der Einzug unter die besten 16 Nationen brachte jeder Spielerin einen vom Weltverband Fifa vorgesehenen Bonus von 60 000 US-Dollar ein. Nun bleibt die Frage, ob das Geld bei den Empfängerinnen ankommt. Fifa-Präsident Gianni Infantino selbst hatte bei seiner WM-Eröffnungspressekonferenz aus einer eigentlich zweckgebundenen Prämie eine optionale gemacht. "Wir haben Empfehlungen herausgegeben", sagte er, alle Zahlungen würden "über die Verbände abgewickelt".

Fifpro betonte nun, weiter mit Nigerias Nationalspielerinnen zusammenzuarbeiten, um ihre vertraglich zugesicherten Rechte zu wahren und sicherzustellen, dass ausstehende Zahlungen beglichen würden. Die Aufmerksamkeit ist jedenfalls voll da.

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