SZ-Serie "Die besten Sportfilme", Platz 8:Mit Mathe gegen die Übermacht

Lesezeit: 3 min

Brad Pitt (li.) als Billy Beane und Jonah Hill als Peter Brand versuchen in "Moneyball", einen Außenseiter mit neuen Methoden zum Erfolg zu führen. (Foto: picture alliance / dpa)

Kann man ohne große Stars große Mannschaften bauen? Der ungewöhnliche Sportfilm "Moneyball" zeigt, dass das sehr wohl geht. Und filetiert einige amerikanische Mythen.

Von Christopher Gerards

Sportfilme haben es von Natur aus schwer: Der geneigte Sportfan erkennt sofort, dass selbst begnadete Schauspieler nicht zwingend Topathleten sind und Topathleten noch seltener begnadete Darsteller. Doch in den vergangenen Jahren ist die Auswahl gelungener Filme immer größer geworden: Die SZ-Sportredaktion stellt 22 von ihnen vor und kürt damit die - höchst subjektiven - 22 besten. Diesmal Platz 8 - "Moneyball".

Es gebe reiche Teams und arme Teams, sagt Billy Beane in einer frühen Szene dieses Films. Dann komme Schrott, und "dann kommen wir". Beane (Brad Pitt, in einer seiner besten Rollen) ist der General Manager der Oakland Athletics, er ist es in dem Film, und er war es auch in der Wirklichkeit, bis er 2015 Vizepräsident seines Klubs wurde. "Das ist ein unfaires Spiel", sagt Beane noch, als er dasitzt, in einem Konferenzraum, umgeben von seinen Scouts. Das Spiel, das ist Baseball, aber "Moneyball" hat den Vorteil, dass man den Film gucken und wahrscheinlich auch genießen kann, wenn man gerade nicht parat hat, wie viele Strikes man für ein Out benötigt.

"Moneyball" ist einerseits eine Außenseitergeschichte, sie basiert auf dem gleichnamigen Sachbuch von Michael Lewis und damit auf historischen Begebenheiten. Gerade erst, in der Saison 2001, haben die A's die Playoffs erreicht, in denen sie an den ungleich bekannteren New York Yankees scheiterten. Nun wandern prominente Leute ab, und Beane muss sie - mit dem Bruchteil eines Yankee-Budgets - ersetzen. An dieser Stelle kommt die zweite Ebene neben der Außenseiter-Erzählung hinzu: "Moneyball" zeichnet einen Methodenstreit nach. Wenn Beanes Scouts über Spieler sprechen, dann loben sie seinen schönen Schwung oder erwähnen auch mal das Aussehen seiner Freundin und was das über den Spieler verrät. Beane dagegen vertraut auf Zahlen, und im Yale-Ökonomie-Absolventen, Peter Brand (Jonah Hill), Typ Nerd, hat er sich einen Verbündeten an die Seite geholt.

Die ein oder andere Schwäche hat Moneyball

Ein Beispiel: Für Beane und Brand zählt, dass ein Spieler auf Base kommt, also eine Marke auf dem Weg zum Punktgewinn nimmt. Wie er das tut, per Schlag oder indem der gegnerische Werfer ihn einfach nicht rauswerfen kann (also per Walk) - das ist ihm egal. Beane holt, den Zahlen vertrauend, Leute, die seine Scouts eher nicht holen würden, sei es, weil ein Werfer seine Arbeit unorthodox verrichtet, sei es, weil sie die Verletzungshistorie eines Spielers besorgt. Beane neigt nicht zum Kompromiss in diesen Fragen, und das alles ist Grundlage für Spannungen - zuvorderst mit dem Chef-Scout und mit dem Trainer Art Howe (Philip Seymour Hoffman). Dass die A's dann ziemlich rumpelig in die Saison kommen, macht die Sache nicht leichter für Beane. Doch schließlich: fängt das Low-Budget-Team an zu gewinnen und hört sehr lange nicht mehr auf.

Der Film, der 2011 erschien und im folgenden Jahr kurz in den deutschen Kinos lief, hat die eine oder andere Schwäche. So erweist sich manches Detail als Anachronismus (etwa, wenn Beanes Tochter in der Saison 2002 den Song "The Show" singt, der erst 2008 veröffentlicht wurde). Und wie Beane und Brand als die einzig Weisen in einem Raum der Unwissenden dargestellt werden - das wirkt teils überzeichnet. Trotzdem verbündet man sich als Zuschauer mit den beiden dem Fortschritt zugewandten Männern. Überdies lernt man die jüngere Entwicklung der Sportart besser verstehen; man begreift, wie ein kreatives Team beginnt, empirische Methoden im Scouting einzusetzen und damit auch das Denken der Konkurrenten beeinflusst. Und selbst wenn "The Show" es zu Unrecht in den Film geschafft hat - die Schlussszene, die von genau diesem Lied getragen wird, lohnt sich allemal.

Moneyball, 2011, Regie Bennett Miller

Bereits erschienene Rezensionen:

Platz 22: "Free Solo"

Platz 21: "Rush"

Platz 20: "Die nackte Kanone"

Platz 19: "Slap Shot"

Platz 18: "Foxcatcher"

Platz 17: "The Wrestler"

Platz 16: "Nowitzki. Der perfekte Wurf"

Platz 15: "Le Grand Bleu"

Platz 14: "White Men Can't Jump"

Platz 13: "I, Tonya"

Platz 12: "Battle of the Sexes"

Platz 11: "Jerry Maguire"

Platz 10: "Rocky III"

Platz 9: "The Rider"

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ-Serie "Die besten Sportfilme", Platz 9
:Ein ungeschönter Blick ins Herz Amerikas

Ein junger Rodeoreiter muss sich entscheiden, was wichtiger ist: Risiko und Ruhm oder Sicherheit und Zukunft. "The Rider" ist alles andere als ein Starfilm - und verzichtet auf ein handelsübliches Happy End.

Von Milan Pavlovic

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: