Spanischer Verbandschef:Ein Kuss zu viel

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Rubiales mit Fifa-Chef Gianni Infantino (links) und Königin Letizia nach dem WM-Finale - eine vorausschauende Geste seinerseits? (Foto: Isabel Infantes/dpa)

Laut übereinstimmenden Medienberichten wird Spaniens Verbandschef Luis Rubiales am Freitag wegen der "Kuss-Affäre" seinen Rücktritt erklären. Er wurde derart umfassend geächtet, dass sich sogar der Weltverband Fifa gegen ihn stellte.

Von Javier Cáceres, Berlin

Als Folge der "Kuss-Affäre" wird Spaniens Verbandschef Luis Rubiales, 46, am Freitag in Spanien voraussichtlich seinen Rücktritt erklären. Nach übereinstimmenden Medienberichten hat Rubiales seinen engsten Mitarbeitern mitgeteilt, dass er sein Amt mit sofortiger Wirkung zur Verfügung stellen werde. Auf SZ-Anfrage hieß es beim spanischen Verband am Donnerstagabend nur: "Kein Kommentar."

Auslöser für die Krise, die Rubiales an den Rand der Demission bringt, war eine Szene bei der Siegerehrung der Frauen-Fußball-WM vom Sonntag in Sydney. Rubiales hatte dort nach dem 1:0-Sieg Spaniens der Nationalspielerin Jenni Hermoso einen Kuss auf die Lippen gedrückt. Zudem zirkulierten Videobilder, auf denen zu sehen war, wie er auf der Ehrentribüne beim völlig enthemmten Jubel sein Geschlechtsorgan gepackt hatte - an der Seite von Fifa-Präsident Gianni Infantino sowie Königin Letizia und deren Tochter Sofía.

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Danach wurde aus einer spanischen Staatsaffäre auch eine weltweit beachtete Angelegenheit. Mit Ausnahme der katholischen Bischofskonferenz dürfte es in Spanien keine politische, gesellschaftliche oder sportliche Institution gegeben haben, die sich von Rubiales nicht abgewendet hätte. Es ging dabei um den Kuss an sich, aber vor allem auch um die Aufarbeitung der Szenen vom Sonntag: Hermoso soll vom Verband bedrängt worden sein, Rubiales öffentlich zu exkulpieren. Auch vielfältige Rubiales-Affären der Vergangenheit - ein Mix aus Sex, Vorteilsnahme und fragwürdigen Geschäften - wurden prominent verhandelt.

Gleichwohl galt ein Rücktritt bis Donnerstag als ausgeschlossen, getreu dem in Spanien geflügelten Wort: "Hier tritt nicht mal Gott zurück." Dann aber begann die Unterstützung aus den Regionalverbänden zu bröckeln, die Regierung ließ erkennen, dass sie ihn des Amtes entheben würde, der Weltverband Fifa leitete eine Untersuchung ein. Drei Todesküsse scheinen für Rubiales dann doch zu viel gewesen zu sein.

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