Brasiliens Fußballerin Marta bei Olympia:Nur Gold fehlt ihr noch

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Historischer Schuss: Brasiliens Marta erzielt gegen China das Führungstor - und hat damit bei fünf Olympischen Spielen getroffen. (Foto: Kohei Chibagara/AFP)

Die brasilianische Offensivspielerin Marta stellt bei den Olympischen Spielen einen weiteren Rekord auf. Der Stellenwert des Turniers ist bei den Frauen um ein Vielfaches höher als bei den Männern.

Von Anna Dreher

Neun Minuten nach dem Anpfiff war der Rekord fällig. Marta Vieira da Silva lauerte im Hintergrund. Sie sah, wie der Ball nach einem Kopfball von Debinha von der Latte abprallte, schließlich bei ihr landete - und schoss ihn aus acht Metern ins Netz. Mit ihrem Führungstor beim 5:0 gegen China zum olympischen Auftakt des brasilianischen Frauennationalteams hat die 35-Jährige nun bei fünf Sommerspielen in Serie getroffen. Das hat vor ihr noch niemand geschafft.

Mal wieder eine Bestmarke für die sechsmalige Weltfußballerin, die bei Weltmeisterschaften mit 17 Treffern Rekordtorschützin vor dem früheren deutschen Stürmer Miroslav Klose (16) ist. Am Mittwoch erzielte sie nach dem 1:0 noch ihr zwölftes Olympia-Tor, drei mehr und Marta würde auch hier zur Rekordtorschützin, vor ihrer Landsfrau Cristiane.

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Nach der Partie meldete sich Brasiliens Fußballikone Pelé zu Wort. "Glückwunsch, du bist so viel mehr als eine Fußballspielerin", hieß es auf dem Instagram-Account des dreimaligen Weltmeisters. "Du hilfst mit deinem Talent, eine bessere Welt zu schaffen, in der Frauen mehr Platz bekommen."

Ihre Errungenschaft sei mehr als ein persönlicher Rekord und inspiriere Millionen von Athleten. Tatsächlich begreift sich Marta selbst nicht allein als Sportlerin, sie weiß um ihren weitreichenden Einfluss und die Wirkung ihrer Worte. Bei der WM 2019 hielt sie nach dem Achtelfinal-Aus eine ergreifende Rede, in der es um Gleichberechtigung ging: "Verlangt mehr!", sagte sie mit Tränen in den Augen an die Mädchen in ihrer Heimat gerichtet.

Weltmeister USA ist selbstverständlich mit Megan Rapinoe und Alex Morgan angereist

Ihr großes Ziel für diesen Sommer ist klar: Marta will Gold, nachdem das Team 2004 und 2008 Silber gewann und bei der WM 2007 Zweiter wurde. Der Titel wäre der Kapitänin nicht nur wichtig, um endlich wieder einen Triumph mit dem Nationalteam zu feiern, sondern auch, weil der Stellenwert dieses Wettbewerbs groß ist. Bei den Männern genießt Olympia nicht mal ansatzweise das gleiche Ansehen wie eine EM oder WM. Was sich dieses Jahr auch an der für Trainer Stefan Kuntz schwierigen Zusammenstellung des deutschen Kaders zeigte: Am Ende vieler Telefonate kam er gerade so auf 15 Feldspieler und drei Torhüter. Bei den Frauen hingegen sind diese Plätze begehrt. Die Teams treten in Bestbesetzung an.

Weltmeister USA ist selbstverständlich mit Megan Rapinoe und Alex Morgan angereist, was bisher allerdings nichts half: Gegen Schweden erlebten die Amerikanerinnen beim 0:3 einen Fehlstart und hatten hernach Schwierigkeiten, ihre erste Niederlage seit 44 Begegnungen zu verarbeiten.

Mit vier Goldmedaillen bei sechs Sommerspielen und der zuletzt gezeigten Dominanz galt das Ensemble als großer Favorit. Diese Rolle könnten die Niederländerinnen übernehmen, wo viele jener Spielerinnen auf dem Platz stehen, die 2017 bei der EM den Titel gewannen und 2019 bei der WM knapp daran vorbeischrammten. Gegen Außenseiter Sambia gewannen sie mit 10:3, keine schlechte Ausgangslage. Und Englands Kaderliste liest sich wie das Who-is-Who der starken englischen Profiliga.

Enttäuschte Favoritinnen: Die Weltmeisterinnen Alex Morgan (links) und Megan Rapinoe haben zum Auftakt der Olympischen Spielen gegen Schweden einen herben Dämpfer hinnehmen müssen. (Foto: Dan Mullan/Getty Images)

Die Olympischen Spiele will von den weltbesten Fußballerinnen keine verpassen. Auch die Kanadierin Christine Sinclair nicht, die ihre eigenen Bestmarken verbessern kann: Mit 186 Länderspieltoren hat sie bei Männern und Frauen die mit Abstand meisten geschossen - Cristiano Ronaldo auf Rang zwei hat 109 erzielt. Außerdem kommt Sinclair seit dem 1:1 gegen Japan am Mittwoch nun auf 300 Einsätze für ihr Land. Im Alter von 38 Jahren.

Überhaupt, das Alter - und damit wieder zu Brasilien: Gegen China stand die als "Formiga", Ameise, bekannte Miraildes Maciel Mota in der Startaufstellung. Inzwischen vielmehr ein "Fenômeno", ein Phänomen. Die emsige Mittelfeldspielerin von Paris Saint-Germain ist 43 Jahre alt und bereits die älteste Champions-League-Spielerin und -Torschützin. 1996 in Atlanta debütierte sie bei der Olympia-Premiere der Fußballerinnen und hat seitdem an allen Sommerspielen teilgenommen. So oft, wie sonst niemand im Fußball.

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