Champions League:Der Fleiß der Ameise

Champions League: Dzsenifer Marozsan (links, gegen Formiga von Paris St. Germain) gilt mit Olympique Lyon als Titelfavorit beim Champions-League-Finalturnier

Dzsenifer Marozsan (links, gegen Formiga von Paris St. Germain) gilt mit Olympique Lyon als Titelfavorit beim Champions-League-Finalturnier

(Foto: Philippe Desmazes/AFP)

Die Brasilianerin Formiga hat auch mit 42 noch Ziele. Im Halbfinale der Champions League trifft sie mit Paris Saint-Germain auf Titelfavorit Lyon.

Von Anna Dreher, Bilbao/München

Inzwischen denkt auch sie manchmal an den Rücktritt. Aber eben nur manchmal. Der Fußball macht Miraildes Maciel Mota noch viel zu viel Spaß, der Körper ist fit und, wer weiß, vielleicht wird sie ja noch Titel gewinnen? "Ich hatte geplant, nach den Olympischen Spielen in Rio 2016 aus dem Nationalteam zurückzutreten, aber dann habe ich doch weitergemacht", sagte sie der britischen Zeitung Telegraph: "Vielleicht höre ich nach den nächsten Spielen auf. Vielleicht gehe ich zurück nach Brasilien und spiele dort noch. Mal sehen." So lange sie noch gesund sei, werde sie weitermachen. Das Alter sei schließlich nur eine Zahl. Miraildes Maciel Mota, genannt Formiga, ist 42 Jahre alt.

Am Mittwochabend wird die wegen ihrer hartnäckigen und selbstlosen Art "Ameise" genannte Mittelfeldspielerin im Halbfinale der Champions League mit Paris Saint-Germain auf Dauerrivale Olympique Lyon treffen. Sie ist die älteste Fußballerin des Wettbewerbs; die älteste Torschützin ist sie seit September 2019. Mit jeder Partie, die sie absolviert, kann sie einen weiteren ihrer Rekorde brechen. Wenn alles nach Plan läuft, werden das noch einige sein. Formiga hat ihren Vertrag bei PSG um ein Jahr verlängert, nach dem Finalturnier wird sie ihre 27. Saison bestreiten.

1993 begann Formigas Fußballkarriere beim Sao Paulo FC, nach mehreren Stationen in ihrer Heimat wechselte sie 2004 nach Schweden, spielte in den USA, wieder in Brasilien, bevor sie im Januar 2017 nach Paris ging. Gleich in ihrem ersten Jahr erreichte sie das Finale der Champions League, erst im Elfmeterschießen verlor PSG gegen Lyon. "In der Champions League zu spielen, war eine große Motivation. Das hat mir in meiner Karriere noch gefehlt", sagte sie: "Ich habe immer noch Ziele. Ich möchte Trophäen für Brasilien gewinnen. Ich möchte die Welt des Frauenfußballs so weit wie möglich verbessern."

Formigas Antrieb ist nicht allein der sportliche Ehrgeiz, sondern auch die Hoffnung auf gesellschaftlichen Wandel. Wie ihre Nationalmannschaftskollegin Marta setzt sie sich dafür ein, dass den Frauen in Brasilien der gleiche Respekt entgegengebracht wird wie den Männern. Als sie sich auch aus diesem Grund entschied, bei der WM 2019 für Brasilien zu spielen, frohlockte Nationaltrainer Oswaldo Fumeiro Alvarez: "Sie ist eines der größten Beispiele, das wir auf dieser Welt haben. Sie ist nicht von diesem Planeten." 150 Spielerinnen der WM 2019 waren noch nicht geboren, als Formiga 1995 ihr Nationalelfdebüt bestritt. Als einzige Person im Fußball hat sie an sieben Weltmeisterschaften teilgenommen und als einzige Spielerin an allen bisherigen Fußballturnieren bei Olympia.

Was Formiga noch fehlt, ist der Triumph in der Champions League. Lyon, der sechsmalige Gewinner und Titelverteidiger, gilt als klarer Favorit. Aber PSG ist gut drauf. Formiga sowieso.

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