Formel 1 in Monaco:Einfach kein Vorbeikommen

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Schnellster im Fürstentum: Der Niederländer Max Verstappen gewinnt das Rennen in seiner Wahlheimat Monaco. (Foto: Eric Gaillard/Reuters)

Max Verstappen gewinnt den Großen Preis von Monaco und übernimmt die WM-Führung von Lewis Hamilton, der im Fürstentum mit Problemen kämpft. Das große Drama aber spielt sich um Ferrari-Pilot Charles Leclerc ab.

Von Anna Dreher, Monte Carlo

Valtteri Bottas hatte es nach wenigen Metern versucht, aber er war mit seinem Mercedes nicht vorbeigekommen. Max Verstappen ließ am Sonntag weder ihn noch sonst jemandem passieren. Der Niederländer lenkte seinen Red Bull so schnell und souverän über die Straßen von Monte Carlo, dass er nach 78 Runden als Erster über die Ziellinie fuhr - und seinen zweiten Saisonsieg feiern konnte, den insgesamt zwölften seiner Karriere. Carlos Sainz im Ferrari und McLaren-Pilot Lando Norris schafften es ebenfalls aufs Podium. "Es ist so besonders, hier zu gewinnen, für mich ist es ja auch das erste Mal auf dem Podest hier", sagte der 23-Jährige. "Ich bin sehr stolz, aber es ist noch sehr früh in der Saison."

Mit den 25 Punkten, die Verstappen beim Großen Preis von Monte Carlo auf sein Konto bekam, steht er nun bei insgesamt 105 Zählern. Und weil der bisher führende Lewis Hamilton als Siebter ein enttäuschendes Wochenende erlebte, übernimmt Verstappen auch erstmals die Führung in der Weltmeisterschaft. Der amtierende und insgesamt siebenmalige Titelträger Hamilton liegt mit 101 Punkten nur knapp dahinter. In der Konstrukteurs-WM ist die Differenz noch geringer: Red Bull führt gegenüber Mercedes nach dem fünften Lauf mit 149:148. "Das macht unheimlich Spaß", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Jetzt ist das Spiel umgedreht und wir jagen wieder."

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Von den vielen Abschieden, darunter sein eigener, sind für Trainer Hansi Flick jene von Boateng und Alaba am "bewegendsten". Er lobt die Verteidiger in den höchstmöglichen Tönen.

Von Sebastian Fischer

Sebastian Vettel holt erstmals Punkte für sein neues Team

Es war ein Tag, an dem einer der größten Klassiker im Motorsport seinem Ruf wieder einmal gerecht wurde. Auf dem engen, kurvenreichen, 3,337 Kilometer langen Circuit ist das Überholen schwierig. In den vergangenen elf Jahren siegte acht Mal derjenige, der von der Pole Position aus ins Rennen gegangen war. Und auch am Sonntag gab es kaum Überholvorgänge. Verstappen hatte von vorne begonnen, hinter ihm folgten Bottas, Sainz und Norris. Hamilton ging als Sechster ins Rennen, Sebastian Vettel im Aston Martin als Siebter. Mick Schumacher (Haas) startete als Letzter, kam in der ersten Runde an seinem Teamkollegen Nikita Masepin vorbei, fiel aber später wieder zurück.

Die Reihenfolge änderte sich erst durch Boxenstopps. Hamilton holte sich nach 29 Runden frische Pneus - und verlor dadurch letztlich eine bessere Position. "Wir haben durch eine wirklich schlechte Leistung des Teams viele Punkte verloren", sagte er. "Ich bin definitiv ein bisschen überrascht davon, aber diese Dinge fordern uns heraus." Zwei Runden nach Hamilton fuhr auch Bottas an die Box - und danach nicht wieder raus. Beim vorderen rechten Reifen seines Autos lösten sich die Schrauben auch nach mehrmaligen Versuchen nicht, die Mechaniker waren ratlos und gaben schließlich auf.

Währenddessen hatte sich Vettel auf Position fünf manövriert. Ein Erfolgserlebnis für den Heppenheimer, der damit sein bisher bestes Saisonresultat und erstmals Punkte für sein neues Team erzielte. Auch Ferrari und Red Bull legten Boxenstopps ein, danach lautete die Reihenfolge: Verstappen, Sainz, Norris, Sergio Perez (Red Bull), Vettel, Pierre Gasly (AlphaTauri), Hamilton. Der 36 Jahre alte Brite ließ in der 68. Runde erneut die Reifen wechseln, um so die schnellste Runde drehen zu können und sich dafür einen Extrapunkt zu sichern. Immerhin darüber konnte er sich an diesem Tag freuen.

Trost vom ehemaligen Teamkollegen: Sebastian Vettel (links) versucht, den auf seiner Heimstrecke glücklosen Charles Leclerc nach dessen Ausfall aufzumuntern. (Foto: Sebastian Nogier/AFP)

Derjenige, der das Rennen eigentlich hätte anführen sollen, konnte sich die Prozession nur aus der Zuschauerperspektive ansehen: Charles Leclerc, ausgerechnet bei seinem Heimrennen. Die unglaubliche Pechsträhne des 23-Jährigen hat sich tatsächlich fortgesetzt. Noch nie hat er auf dieser Strecke die Zielflagge gesehen, weil er stets in Unfälle verwickelt war. Nun vermasselte ein Crash in der Qualifikation seinen Auftritt. Am Samstag war der Tagesschnellste in der Schwimmbad-Schikane mit seinem Ferrari in eine Leitplanke gekracht. Erst drei Stunden vor Rennbeginn teilte die Scuderia mit, dass das Getriebe nicht ausgetauscht werden müsse - was erst nach sechs Rennen in Serie erlaubt ist. Damit umging das Team eine Strafversetzung.

"Es ist eine Schande für alle", sagt Leclerc

Doch als Leclerc etwa 40 Minuten vor dem Start auf die Strecke ging, ließ das vermeintlich unbeschadete Getriebe ihn doch im Stich. "Neiiin ... Neeein ... Neeeiiiin", funkte er, während er langsamer wurde. Die Mechaniker versammelten sich in der Garage um seinen Wagen in der Hoffnung, noch eine Lösung zu finden. Doch wie Ferrari später mitteilte, konnte ein Problem an der linken Antriebswelle nicht behoben werden. Und so blieb die erste Parkbucht am Sonntag leer. "In der Garage war es sehr, sehr schwer, sich okay zu fühlen. Aber jetzt gewöhne ich mich leider an dieses Gefühl hier", sagte der Monegasse. "Es ist eine Schande für alle."

In den Trainings hatte Ferrari zuvor mit Bestzeiten überrascht, in der Qualifikation hatte Leclerc dann die erste Pole Position seit Mexiko 2019 für sich und sein Team geholt, die achte seiner Formel-1-Karriere. Das Resultat war Balsam auf die 2020 schwer gedemütigte italienische Motorsportseele, Aufschwung nach einem Katastrophenjahr. Doch anstatt sich auf den Start und auf seinen womöglich ersten Triumph vor heimischer Kulisse einzustimmen, lief Leclerc am Sonntagmittag geknickt die Boxengasse entlang. Er winkte immer wieder den Fans, von denen 7500 zugelassen waren und viele seine Farben trugen. Am Vortag hatte er noch gemahnt: "Ich hatte hier immer Pech, also abwarten." Nun musste er tatsächlich das Gefühl haben, sich in Monte Carlo mit dem Renn-Overall stets einen Fluch überzuziehen.

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