FC Bayern nach dem Sieg gegen Hoffenheim:Wehe, wenn sie das erste Tor schießen

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Der hohe Sieg gegen Hoffenheim zeigt: Der FC Bayern hat in der Rückrunde nicht unbedingt ein Auswärts-Problem, sondern ein Toreschieß-Problem in den ersten 30 Minuten. Gegen den FC Basel könnte das zu einem weiteren Problem führen.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

Als Mario Gomez nach Partie gegen die TSG Hoffenheim aus der Kabine kam, da sah er aus wie ein Boxer, der gerade eine Zwölf-Runden-Schlacht hinter sich hat. Er humpelte auf dem linken Bein, zog das rechte Bein hinterher und schob seine Hüfte nach hinten. "Das ist es wert", sagte er, "an so einem Tag kann man die Schmerzen gut verkraften."

An diesem Nachmittag der erste Torschütze für den FC Bayern: Mario Gomez. Er schoss freilich noch zwei weitere Treffer. (Foto: dapd)

Gomez hatte beim 7:1-Sieg drei Treffer erzielt. Bei seinem ersten Tor hatte er sich eine Fleischwunde am Schienbein zugezogen ("Der Stollen ist in mich rein wie beim Plätzchenausstechen"), später war ihm noch ein Gegenspieler in die Hüfte gesprungen ("Schön in den Schleimbeutel rein"), doch der Einsatz beim Achtelfinal-Rückspiel der Champions League am Dienstag gegen den FC Basel ist nicht gefährdet.

Der Boxer Wladimir Klitschko musste nach seinem lockeren Sieg gegen Jean-Marc Mormeck am vergangenen Wochenende sich dafür rechtfertigen, warum er gegen einen derart unterlegenen Gegner angetreten war. Der lädierte Gomez musste nun ähnlich über Hoffenheim reden: "Das ist doch immer so: Wenn wir hoch gewinnen, dann heißt es, dass der Gegner schwach gewesen wäre. Dabei hat Hoffenheim zuletzt fantastisch gespielt."

An diesem Samstagnachmittag spielten die Hoffenheimer nicht fantastisch, sie waren noch unterlegener, als es Mormeck gegen Klitschko gewesen war. Die Rolle der fantastischen Elf fiel dem FC Bayern zu. Die Münchner überliefen ihren Gegner zu Beginn, dann spielten sie ihn aus, am Ende nahmen sie ihn einfach auseinander. Es war eine herausragende Vorstellung, die Trainer Jupp Heynckes "eine Delikatesse" nannte und die Fans zu einer äußerst provokanten Textzeile inspirierte: "Who the fuck is Barcelona?"

Heynckes freilich ist ein Gentleman, er würde niemals den FC Barcelona beleidigen. Für seine Verhältnisse war der Trainer dennoch euphorisch: "Die Tore waren bilderbuchmäßig herausgespielt, es hat großen Spaß gemacht. Wir haben uns in einen Rausch gespielt." Die Hoffenheimer hatten laut Torwart Tom Starke - der bei sieben Gegentore ganze zwei Schüsse halten durfte - "eine Lehrstunde bekommen", Trainer Markus Babbel sagte gar: "Wir müssen froh sein, dass wir nur sieben Gegentore bekommen haben."

Das Wichtigste für die Münchner allerdings war: Sie erzielten den ersten Treffer, nach weniger als fünf Spielminuten drosch Gomez einen Abpraller ins Tor. "Natürlich ist dieses erste Tor wichtig für uns", sagte Toni Kroos nach dem Spiel, "wir hatten ja auch gegen Leverkusen die Chancen dazu. Wenn wir die genutzt hätten, dann hätte es auch da schon 2:0 oder 3:0 heißen können." Heynckes ergänzte: "Dann hätten wir auch da gewonnen."

Der FC Bayern in der Einzelkritik
:Und minütlich zaubert Ribéry

Philipp Lahm erlebt einen Murmeltier-Tag, Mario Gomez wird auch in den kommenden Partien definitiv treffen, Jupp Heynckes witzelt mit seinen Assistenten - und Jérome Boateng ist kein Mädchen, sondern sieht Lothar Matthäus und den hübschen Mädchen zu. Der FC Bayern beim 7:1 gegen Hoffenheim in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

Sie beginnen in dieser Saison stets furios, die Münchner, das hatte schon Karl-Heinz Rummenigge angemerkt: "Wir legen immer los wie die Feuerwehr, durch die vergebenen Chancen werden wir nervös." So banal das auch klingen mag: Sie brauchen einfach dieses erste Tor innerhalb der ersten 20 Minuten, dann funktioniert die Spielweise des FC Bayern.

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Jürgen Schmieder, Fröttmaning

Dann dringt Philipp Lahm selbstbewusst in den Strafraum ein und provoziert ein Elfmeter-Foul (2:0, Robben), dann trifft Kroos mit einem Schuss aus 20 Metern (3:0) - und spätestens dann zeigt die Elf, dass sie die wohl die beste Kontermannschaft der Welt ist: Dann fallen Treffer nach sechs Stationen (5:0, Kopfball Gomez), nach drei Stationen (4:0, Robben) oder auch nach nur zwei Stationen (7:0, Ribéry). Zählt man den Eckball, der zum 6:0 durch Gomez führte, als nur eine Station, dann kann der FC Bayern bei einer Führung auch das.

Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings, dass es recht einfach sein kann, gegen den FC Bayern zu bestehen: Man muss nur diese Feuerwehr-Phase ohne Gegentreffer überstehen. Das ist zuletzt Gladbach, Hamburg, Freiburg, Leverkusen und eben auch dem FC Basel gelungen - jeweils zu Hause. Seit 289 Pflichtspielminuten sind die Münchner auswärts ohne eigenen Treffer "Wenn man nach den Ergebnissen urteilt, dann sind wir auswärts nicht so erfolgreich", sagte Kroos, "aber ich bin der Meinung, dass wir auch in diesen Spielen unserer Chance hatten. Wir haben es einfach verschenkt."

Das Problem des FC Bayern ist also kein Auswärts-Problem, sondern vielmehr ein Toreschieß-Problem in den ersten 30 Minuten. Da sich Toreschießen nur schwer üben lässt, hatte sich Heynckes unter der Woche eher um die Psychologie seiner Elf gekümmert: "Wir haben konzentriert gearbeitet, aber wir hatten auch viel Spaß und konnten Selbstbewusstsein aufbauen", sagte Thomas Müller, "deshalb freuen wir uns nun auf das Spiel gegen Basel."

Diese Champions-League-Partie gegen Basel war für die Spieler dann auch wichtiger als das Unentschieden von Tabellenführer Dortmund am Abend, Holger Badstuber sagte: "Wir dürfen nicht auf Dortmund schauen, wir müssen all unsere Spiele gewinnen - dann können wir auf die Tabelle blicken und sehen, was in der Bundesliga rauskommt."

Deshalb beschäftigten sich die Spieler lieber mit dem FC Basel: Mario Gomez wird wohl ebenso von Beginn an spielen können ("Es darf nur kein Schmutz in die Wunde kommen.") wie Arjen Robben (Christian Nerlinger: "Schade, dass er sich kurz vor Schluss verletzt, ist aber nichts Schlimmes.") und Jérome Boateng (Nerlinger: "Die Auswechslung war reine Vorsicht, kein Problem."). Dazu könnte Bastian Schweinsteiger von Beginn an auf dem Feld stehen, er wurde gegen Hoffenheim nach 60 Spielminuten eingewechselt.

Die Partie dürfte prägend sein für die Saison des FC Bayern - schließlich hatte Rummenigge nach dem 0:1 in Basel gesagt: "Wir dürfen uns nicht im Achtelfinale so verabschieden." Kroos versicherte, dass die Münchner selbstbewusst agieren würden, dann lachte er: "Wir haben ja ein Heimspiel."

Ein Problem könnten die Münchner gegen Basel nur haben: Sie brauchen nicht nur diesen ersten Treffer, um die Partie zu gewinnen. Um das Viertelfinale zu erreichen, brauchen sie definitiv noch ein zweites Tor.

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