Aus für Adidas:Habeck und Lauterbach kritisieren DFB-Wechsel zu Nike

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Annalena Baerbock, Robert Habeck, Olaf Scholz und Christian Lindner posieren mit dem Ball für die EM in Deutschland. (Foto: Lisi Niesner/Reuters)

Nike statt Adidas: Nach mehr als 70 Jahren wechselt der Deutsche Fußball-Bund überraschend seinen Ausrüster. Einige Politiker halten die Entscheidung für falsch.

Der angekündigte Ausrüsterwechsel beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) von Adidas zu Nike beschäftigt auch deutsche Spitzenpolitiker. Nach Wirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) hat auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Entscheidung kritisiert. "Adidas soll nicht mehr Nationaltrikot im Fußball sein? Stattdessen ein US-Unternehmen? Halte ich für eine Fehlentscheidung, wo Kommerz eine Tradition und ein Stück Heimat vernichtet ...", schrieb der Politiker auf der Plattform X. Die CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär bezeichnete es ebenfalls auf X als "eine gnadenlose Fehlentscheidung".

Habeck hatte zuvor erklärt: "Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen. Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutscher Identität. Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht." Bundeskanzler Olaf Scholz ließ den Vorgang zunächst unkommentiert, auf eine Journalistenfrage beim EU-Gipfel in Brüssel sagt er nur: "Das Wichtigste ist ja, dass Tore geschossen werden." Der DFB habe entschieden und ihn nicht gefragt.

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Der DFB wechselt nach mehr als 70 Jahren überraschend den Ausrüster. Von 2027 an werden die Nationalteams Nike und nicht Adidas tragen. Der Zeitpunkt der Bekanntgabe ist ein Affront gegen das Unternehmen aus Herzogenaurach.

Von Uwe Ritzer

Kritik an dem Wechsel gab es auf Social Media auch von Fußballfans. Der DFB reagierte mit einem Post auf X: "Wir verstehen jede Emotionalität. Auch für uns als Verband ist es ein einschneidendes Ereignis, wenn feststeht, dass eine Partnerschaft, die von vielen besonderen Momenten geprägt war und ist, nach mehr als 70 Jahren zu Ende geht. Das lässt uns nicht kalt." Mit dem Geld werde nicht zuletzt die Basis im Amateurbereich gestärkt. Der DFB sei ein Sport-Fachverband, der seine Mitgliedsverbände finanziere und nicht von ihnen finanziert werde. Er stecke das Geld in den Fußball. "Damit Fußball ein Volkssport bleibt."

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Am Donnerstag hatte der DFB bekannt gegeben, dass von 2027 an der US-Sportartikelhersteller Nike alle deutschen Nationalteams ausrüsten wird. Damit endet die langjährige Partnerschaft mit Adidas. Bei allen vier WM-Titeln und bei allen drei EM-Titeln der Männer sowie bei den beiden WM-Titeln und den acht EM-Trophäen der Frauen war Adidas der Ausrüster. Die Zusammenarbeit mit Nike ist zunächst bis 2034 angelegt.

Nike soll einem Bericht zufolge mehr als 100 Millionen jährlich an den DFB zahlen

Nike soll sich den neuen Ausrüster-Vertrag mit dem DFB nach Informationen des Handelsblatts mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr kosten lassen. Damit würde Nike die bisherige Vertragssumme des aktuellen Ausrüsters Adidas bei Weitem übertreffen. Adidas soll etwa 50 Millionen Euro jährlich an den DFB überweisen. Der Verband hatte am Donnerstag die Vertragssumme nicht genannt. Es hieß lediglich, dass Nike "das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot abgegeben" habe.

"Wir sind dankbar, aufgrund des von Nike zugesagten Engagements als Verband wieder in eine wirtschaftlich stabile Zukunft blicken zu können", sagte DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald. Außerdem überzeugte der Adidas-Konkurrent laut DFB "mit seiner inhaltlichen Vision, die auch ein klares Bekenntnis für die Förderung des Amateur- und Breitensports sowie die nachhaltige Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland beinhaltet" habe.

"Die Vergabe an den künftigen Ausrüsterpartner Nike ist das Ergebnis einer transparenten und diskriminierungsfreien Ausschreibung", sagte Holger Blask als Vorsitzender der Geschäftsführung der DFB GmbH & Co. KG. Die Heim-EM 2024, die Frauen-EM 2025 in der Schweiz sowie die Männer-WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada werden die DFB-Teams noch mit Adidas-Trikots absolvieren.

Bei der EM in diesem Sommer wohnt die DFB-Elf sogar im Adidas-Homeground in Herzogenaurach. Das pinke Auswärtstrikot für das Turnier von 14. Juni bis 14. Juli hatte zuletzt Diskussionen ausgelöst und einen starken Verkaufsstart hingelegt.

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