Frauenfußball:Ausgleich in der 100. Minute, 2:3 in der 102.

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Test misslungen: Alexandra Popp und ihre Teamkolleginnen konnten vor heimischem Publikum gegen den WM-Teilnehmer nicht überzeugen. (Foto: Imago / ActionPictures)

Zwei Wochen vor Beginn der Weltmeisterschaft präsentieren sich die deutschen Fußballerinnen in schwacher Verfassung. Die DFB-Elf kommt gegen Sambia zurück - und verliert in einem dramatischen Finale.

Schrillen jetzt auch bei den DFB-Frauen die Alarmglocken? Die deutschen Fußballerinnen haben ihre Generalprobe für die WM-Titelmission gehörig in den Sand gesetzt. 17 Tage vor dem Turnierstart leisteten sich die defensiv anfälligen und offensiv schludrigen Vize-Europameisterinnen ein 2:3 (0:0) gegen Sambia.

Barbra Banda (48./90.+12.) und Racheal Kundananji (54.) trafen für den afrikanischen WM-Neuling und sorgten dafür, dass die Zweifel an einem erneuten Sommermärchen wachsen. Lea Schüller (90.+1) und Alexandra Popp (90.+10) hatten in einer turbulenten Nachspielzeit aus einem 0:2 zunächst ein 2:2 gemacht. Im finalen Kadercasting sammelte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg vor allem die Erkenntnis, dass Flow und Stabilität aus dem Vorjahr abhanden gekommen sind. Ehe am Dienstag schon der Flieger nach Australien startet, steht am Samstag noch der Tag der Entscheidung bevor.

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Die sichtlich entgeisterte Voss-Tecklenburg verkündet nachmittags den finalen 23er-Kader für die WM (20. Juli bis 20. August), fünf Spielerinnen werden gestrichen. Vor 14 404 Fans im Sporthof Ronhof konnte Voss-Tecklenburg anders als zwei Wochen zuvor beim 2:1 gegen Vietnam auf ihre Stammkräfte um Kapitänin Alexandra Popp setzen. Überraschend lief Svenja Huth im 80. Länderspiel in einer Wolfsburger Defensive als Rechtsverteidigerin auf - insgesamt starteten acht Profis vom Champions-League-Finalisten und DFB-Pokalsieger.

Die deutsche Auswahl begann zunächst spielfreudig. Mit einem Kopfball von Klara Bühl (2.) erarbeiteten sich die Gastgeberinnen auch schnell die erste Chance. Bei schnellen Gegenstößen war jedoch höchste Konzentration gefragt. Die pfeilschnelle Stürmerin Barbra Banda, Star des WM-Neulings, stellte die konteranfällige deutsche Defensive gleich mehrfach auf die Probe (7./40.). "Wir wollen viel von dem sehen, was in unserer DNA liegt - viel Ballbesitz, den Gegner ins Laufen bringen, Torgefahr entwickeln und defensiv aufpassen", hatte "MVT" zuvor in der ARD gefordert.

Das Engagement stimmte zwar, Sara Däbritz setzte nach vorne Akzente, doch fehlte nach der zweiwöchigen Vorbereitung in Herzogenaurach der nötige Punch. Nach der Pause brachte Voss-Tecklenburg in Melanie Leupolz und Sjoeke Nüsken zwei frische Kräfte, doch dann entglitt dem DFB-Team die Partie binnen weniger Minuten. Nach einem Ballverlust von Jule Brand am Mittelkreis schaltete Sambia sofort um, Banda zog sauber ab ins lange Eck. Auch das 0:2 fiel nach einem Ballverlust, diesmal von Huth.

Vor dem Tor zeigten die mutigen Afrikanerinnen die Kaltschnäuzigkeit, die das deutsche Team vermissen ließ. Symptomatisch: Auch die eingewechselte Sydney Lohmann (67.) setzte ihren Schuss über das Tor. Carolin Simon traf die Latte (75.), ehe Schüller per Kopf zumindest das Anschlusstor gelang. Kurz vor Schluss musste die eingewechselte Simon mit einer Knieverletzung wieder vom Platz. Am Ende wurde es dann vogelwild.

Zum Auftakt der Titeljagd Down Under ist der zweimalige Welt- und achtmalige Europameister Deutschland dennoch der vermeintlich klare Favorit in Gruppe H. Weitere Gegner in der Vorrunde sind Kolumbien (Sydney/30. Juli) und Südkorea (3. August/Brisbane), gleich im Achtelfinale drohen die Hochkaräter Frankreich und Brasilien.

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