Deutsche Nationalelf in der Einzelkritik:Wassermelonen ohne Zielwasser

Per Mertesacker ist nicht gerade in einen Jungbrunnen geplumpst, Mesut Özil agiert erneut so spritzig wie eine Wassermelone, Manuel Neuer bekommt Szenenapplaus für einen gestoppten Ball - und Lukas Podolski und Toni Kroos brauchen einen Eimer Zielwasser. Die deutsche Elf beim 2:0 gegen Israel in der Einzelkritik.

Carsten Eberts, Leipzig

Deutsche Nationalelf in der Einzelkritik

Manuel Neuer

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Per Mertesacker ist nicht gerade in einen Jungbrunnen geplumpst, Mesut Özil agiert erneut so spritzig wie eine Wassermelone, Manuel Neuer bekommt Szenenapplaus für einen gestoppten Ball - und Lukas Podolski und Toni Kroos brauchen einen Eimer Zielwasser. Die deutsche Elf beim 2:0 gegen Israel in der Einzelkritik. Von Carsten Eberts, Leipzig Manuel Neuer: Erhielt nach 20 Minuten einen Rückpass, stoppte den Ball sicher und passte ihn gezielt wieder nach vorne. Erhielt dafür vom freundlichen Leipziger Publikum Szenenapplaus. Mehr bekam Neuer in der ersten Halbzeit tatsächlich nicht zu tun. In der zweiten Halbzeit dann mit zwei trefflichen Paraden gegen Bibras Nathko und Gil Vermouth. Bekam dafür noch mehr Szenenapplaus.

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Jérôme Boateng

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Jérôme Boateng: Nächster Kandidat beim Löwschen Außenverteidiger-Casting kurz vor Ladenschluss. Obwohl, Außenverteidiger? Boateng stürmte fleißig mit, wechselte sich über Rechts mit Thomas Müller ab, sorgte nach 19 Minuten beinahe für die Führung, als er das Spielgerät mit Links an den Pfosten setzte. Empfahl sich vor allem mit seinem Offensivdrang für die Startelf beim ersten EM-Spiel gegen Portugal. Eine Beurteilung von Boatengs Qualitäten als Außenverteidiger fiel jedoch schwer: Gefordert wurde er nämlich nicht.

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Holger Badstuber

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Holger Badstuber: Selten wurde die Rückkehr eines deutschen Abwehrchefs so ersehnt wie die von Badstuber. Würde der Bayern-Abwehrmann seine Nebenmänner allein durch seine Aura heilen und von neuerlichen Tölpeleien wie im Schweiz-Spiel abhalten? Gemeine Spötter munkelten zwar, es lag an der Ideenlosigkeit der israelischen Stürmer, dass die deutsche Abwehr diesmal sicher stand. Badstubers Rückkehr tat dem Defensivverbund trotzdem gut. Basta.

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Per Mertesacker

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Per Mertesacker: Bekam von Löw eine neuerliche Bewährungsprobe in der Abwehrmitte, obwohl er gegen die Schweiz bisweilen herumstakste wie ein altersschwacher Pinguin mit einem Holzbein. Ist in der Zwischenzeit nicht gerade in einen Jungbrunnen geplumpst, agierte jedoch unaufgeregter und mit besserem Stellungsspiel. Deshalb dürfte der zweite Innenverteidiger gegen Portugal wohl Mertesacker heißen.

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Philipp Lahm

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Philipp Lahm: Kann alles und weiß alles - zumindest was deutsche Abwehrarbeit auf den Außenpositionen betrifft. Verteidigte diesmal über Links, was auch seine Position beim deutschen EM-Auftakt gegen Portugal sein könnte, tat dies in gewohnt fehlerfreier Manier. Ist damit die definitiv langweiligste Personalie im deutschen EM-Kader, was jedoch ausdrücklich als Lob zu verstehen ist.

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Sami Khedira

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(Foto: dpa)

Sami Khedira: Hat zwei gesunde Waden, im Gegensatz zu Bastian Schweinsteiger, durfte in Abwesenheit seines rekonvaleszenten Kompagnons deshalb Mittelfeldchef spielen. Tat dies vor allem in der ersten Halbzeit zufriedenstellend: War mit Abstand bester deutscher Mittelfeldakteur, trieb das Spiel nimmermüde an, setzte kurz vor der Pause einen Flugkopfball knapp neben das Tor. Nahm nach der Pause das Tempo ein wenig heraus. Braucht seine Kräfte schließlich noch für die EM.

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Toni Kroos

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(Foto: dapd)

Toni Kroos: Jede "Wade der Nation" hat auch einen Begünstigten. Während sich Schweinsteiger also durch Physiotherapien quälen muss, durfte Kroos als erste Alternative auf der Sechserposition vorspielen. Tat dies in der Defensive gut organisiert, offensiv jedoch mit Steigerungspotential. Ein Schluck Zielwasser reicht Kroos bei seinen Distanzschüssen derzeit nicht. Es müsste schon ein ganzer Eimer sein.

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Thomas Müller

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Thomas Müller: Wurde von Manager Oliver Bierhoff gelobt, weil er seinen Kollegen Badstuber im Training wenig elegant umgesenst hatte - und damit zeigte, wie gesunder Konkurrenzkampf aussieht. Zeigte gewiss nicht eines seines besten Länderspiele, bewies jedoch, dass eine Nationalelf mit Müller immer besser ist als eine Nationalelf ohne Müller. Legte Gomez per Hacke das 1:0 auf, lief später wie ein Slalomfahrer durch die israelische Abwehr, wurde erst im letzten Moment gestoppt. Hätte vorzeitig das 2:0 erzielen müssen, traf jedoch den Ball nicht richtig.

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Mesut Özil

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(Foto: dpa)

Mesut Özil: Spielte gegen die Schweiz so spritzig wie eine vollreife Wassermelone. Zeigte sich gegen Israel verbessert: mehr Witz, mehr Esprit, mehr Torgefahr. Vor allem, wenn er nicht durch die Mitte kam, sondern über Halbrechts - und dafür Müller in die Mitte schickte. Kann seine mäßigen Testspielauftritte mit nur einer gelungenen Aktion gegen Portugal wieder wett machen.

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Lukas Podolski

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Lukas Podolski: Ließ seiner lustlosen Partie gegen die Schweiz einen weitere fragwürdige erste Halbzeit folgen. Podolskis beste Aktion war noch, als er für eine kleine Klopperei auf der Tribüne sorgte, wo sich ein paar Jungs um einen Ball prügelten. Den hatte Podolski nämlich dorthin geschossen. In der zweiten Halbzeit dann engagierter, mitunter sogar gefährlich, scheiterte einmal freistehend vor Keeper Harush. Darf deshalb auch vom Kroosschen Eimer Zielwasser nippen. Gerne auch zwei oder drei Mal.

Deutsche Nationalelf in der Einzelkritik

Mario Gomez

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(Foto: dapd)

Mario Gomez: Holte nach elf Minuten eine Ecke heraus. Hatte damit schon mehr gelungene Aktionen als Miroslav Klose über 78 Minuten gegen die Schweiz. Vehedderte sich anschließend eine halbe Stunde im Stangenwald israelischer Abwehrbeine, ehe er kurz vor der Pause den Ball im Strafraum erhielt und wunderschön unter die Latte kloppte. Dürfte trotzdem, sofern Klose fit wird, gegen Portugal nur Ersatzstürmer sein. Wie ungerecht Fußball doch manchmal ist.

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Miroslav Klose

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(Foto: dapd)

Miroslav Klose: Kam nach 68 Minuten für Gomez. Lief gleich ins Abseits. Schoss nicht aufs Tor. Ist jedoch auch noch nicht völlig genesen.

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André Schürrle

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(Foto: dpa)

André Schürrle: Kam nach 68 Minuten für Podolski. Suchte bei seinen beiden ersten Schüssen noch das Tor, traf bei seinem dritten wunderschön zum 2:0 in den Winkel. Bleibt damit ein Kind der Nationalmannschaft: Spielt unter Löw einfach besser als im Verein. Meistens.

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Marco Reus, Mario Götze & Lars Bender

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(Foto: dpa)

Marco Reus: Kam nach 81 Minuten für Thomas Müller. Konnte sich diesmal nicht aufdrängen. Mario Götze: Kam nach 85 Minuten für Toni Kroos. Wurde im Regen von Leipzig auch noch nass. Lars Bender: Kam nach 87 Minuten für Sami Khedira. Wurde auch noch nass.

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